Nachdem ausgiebig und intensiv diskutiert worden ist, was ne Workstation braucht und was nicht, kommt zum Schluss die Frage, wie eigentlich eine Workstation definiert ist - schon lustig
Für mich die erste Workstation, die auf dem Markt diesen Begriff geprägt hat war wohl das Korg M1. Es hatte gegenüber seinen vorigen Mitstreitern wie DX7, D50, Monopoly revolutionär einen Sequenzer on board, die Möglichkeit, Combis/Performances mit beliebigen Splits und Layern zu erstellen und hatte außerdem eine zu dem Zeitpunkt recht gut ausgestattete Effekt-Sektion. Die Sounds basierten bereits auf Sample-ROM, und man hatte reichlich Möglichkeiten, diese noch zu editieren. Konzipiert war das M1, wie Froschkapitän schon festgestellt hat, um damit ohne Zusatzhard- oder Software Musik-Produktionen zu erstellen (vielleicht sollte man besser sagen Vor-Produktionen, Ideen- oder Konzeptentwicklung). Ich meine mich zu erinnern, dass Atari noch nicht einmal in den Startlöchern gestanden hatte, also Produktion am rechnergesteuerten Sequenzer noch nicht verbreitet war. Es war tatsächlich die erste Kiste, mit der man komplette Songs erstellen, editieren und abspielen konnte. Von Midifiles war man zu dem Zeitpunkt noch entfernt.
Hier hat sich mittlerweile einiges getan, der Begriff Workstation ist allerdings geblieben. Aus den anfänglichen 8fach Mutlitimbral und 8 Spuren beim Sequenzer (bei 16 Stimmen machte mehr auch nicht Sinn) wurden schnell jeweils 16, die Stimmenanzahl erhöhte sich im Laufe der Zeit, so dass auch hier mehr aus den Kisten rausgeholt werden konnte. Hinzu kamen Multi-Effektprozessoren, Sampler, Arpeggiator, Vocoder und viel mehr mehr oder weniger nützliche Spielereien.
Fakt war, dass diese Workstations auch sofort Live Einzug hielten, weniger wegen Sequenzer, sondern aufgrund der mutlitimbral Möglichkeiten. Man konnte mehrere Sounds auf einer Tastatur verteilen, brauchte somit auch weniger Boards auf der Bühne. Außerdem kam relativ zeitnah für die meisten Modelle auch eine Expanderversion auf den Markt, womit MIDI mehr an Bedeutung gewann.
Was eine Workstations auch ausmachte (und auch heute noch!), dass sie in der Regel die gesamte Bandbreite an Sounds on board hatte, aus dem man erst einmal Presets wählt, die man bei Bedarf auf seine Vorstellungen anpassen kann.
Was die optimale Workstation angeht, werden wir hier sicherlich nie zu einem Konsens kommen. Der eine braucht den Sequenzer oder den Sampler in der Workstation, der andere nicht - ich denke, wir sind uns aber einig, dass die Editier-Möglichkeiten heutzutage für beides auf ein Minimum beschränkt werden kann, weil dies eher auf einem separaten Rechner passiert.
Die Basiskomponenten sollten aber sein:
- Umfangreiche Soundlibrary
- Mutlitimbral
- Multieffekt-Prozessor
- gute Editiermöglichkeiten sowohl für Programme als auch Combis
- ausreichend Speicherplätze für Programme und Combis
- wünschenswert: Flexibilität durch mindestens 4 Einzel-Ausgänge, mehrere Pedal- und ControllerAnschlüsse
Ich brauche definitiv keinen Sequenzer auf der Bühne, allenfalls einen Arpeggiator, oder feuere kurze Pattern per Sampler ab, wofür ein Sampler aus meiner Sicht auch heutzutage überwiegend noch benutzt wird. Kein User nutzt mehr einen Sampler, um möglichst naturgetreu bestimmte Instrumente nachzubauen. Möglicherweise erstellt der eine oder andere damit eigene Sounds, weshalb er den Sampler in der Workstation auch benötigt.
Ich schließe mich aber auch TritonFreak, Martman und anderen an, wenn ich mir Funktionen wie Echtzeitkontrolle für beliebig definierbare Controller wünsche, wie z.B. 9 Fader die ich für Zugriegel belegen kann, mehrere Pedal- und Controller-Anschlüsse. Auch den Schnellzugriff auf Programme/Setups wie bei Kurzweil mit QA realisiert, sind gerade im Livebetrieb für mich nicht wegzudenken.