Nachdem wir zu dem Thema schon einen Meinungsaustausch hatten, möchte ich heute einen User-Thread zu diesem Gitarrentyp beginnen.
https://www.musiker-board.de/vb/stahl/259108-die-andere-gitarre-mit-stahlsaiten.html
Der Kürze halber nenne ich ich diese Gitarren Selmer-Style. Die erste Entwicklung von Maccaferri für Selmer war eine D-Hole mit konventioneller Mensur, die obendrein noch einen besonderen Korpus hatte, der später nicht mehr gebaut wurde. Eigentlich heißen nur diese Gitarren Selmer-Maccaferri, mir ist nicht bekannt, ob sie von jemandem nachgebaut werden. Maccaferri kannte übrigens Dajngo Reinhardt nicht!
Selbstverständlich lade ich an dieser Stelle auch die Menschen ein, die eine echte Selmer Gitarre besitzen, bei nur rund 10 Produktionsjahren, die vor fast siebzig Jahren beendet waren, wäre ich allerdings wirklich überrascht, wenn hier jemand auftauchen sollte!
Nachdem Maccaferri die Zusammenarbeit beendet hatte, kam bei Selmer die Gitarre mit verlängerter Mensur heraus, d.h. von Sattel (oder Nullbund) bis zum Steg ist die Saite rund 3 cm länger als z.b. bei einer Konzertgitarre. Das verlängert dann eben auch den Abstand der einzelnen Bünde zueinander, dies merkt man tatsächlich beim spielen! Obendrein ist ein wenig mehr Spannung auf der Saite, alleine dieser Umstand verändert die Klangcharakteristik der Gitarre, sei die Kopie auch noch so mies gemacht.
Genug zu Typenkunde, ich möchte meinen Nachbau vorstellen, eine bezahlbare Oval-Hole der Marke Kirkland, Modell Django. Ich finde sie optisch recht gelungen, allerdings ist serienmäßig ein wirklich schlimmes Tailpiece dran. Auf den Photos habe ich sie bereits mit dem Selmer-Style Tailpiece umgerüstet gehabt, nur auf einem Bild seht ihr das originale Piece, verchromt mit Holzplatte, sehr robust.
Dabei habe ich gleich die Saiten umgerüstet auf Savarez Argentine 1610, also die etwas dünnere Wahl. Am Instrument waren fälschlicherwiese typische Westernstrings aufgezogen, 11er Phosphorbronze oder etwas Ähnliches, überraschend gute Qualität am falschen Platz...
Die Verarbeitung ist so weit o.k., am Instrument musste von mir außer den beschriebenen Maßnahmen nichts geändert werden. Die Kirkland Django kostet etwa 275.- Euro, da kann man eigentlich nicht von ausgesprochener Billigware sprechen. Bei der Mechanik scheinen die Schneckengewinde aus schwarzem Kunststoff zu sein, bleibt abzuwarten, wie lange das hält. Das Zahnrad ist aus Metall.Diese Kombination muss nicht zwangsläufig schlecht sein, die Stimmung wird zumindest hervorragend gehalten. Auch Mechaniken ganz aus Metall können kaputt gehen.
Das Teilpiece kostet 40.- Euro, was eigentlich Wucher ist. Eine so umgerüstete Kirkland kommt also auf rund 85.- Euro weniger als die Cigano, der Einsteiger Selmer-Style Gitarre von Saga.
Ich kann an sich gar keinen Sinti-Swing spielen, als Solist greife ich auf Bearbeitungen der Klassiker zurück, wo halt alles von einem Gitaristen gemacht werden kann und muß, während echter Sinti-Swing ja in der Regel im Ensemble gespielt wird. Somit betrachte ich meine Kopie halt als eine akustische Jazzgitarre, nicht mehr und nicht weniger. Als gute Archtops für wenig Geld ihre Besitzer wechselten, stand ich nämlich leider zu weit hinten, all denjenigen, denen es ähnlich erging, kann ich so eine Selmer-Kopie durchaus empfehlen.