In der Klassik heißt es Messa di Voce, und ja, eine sehr gute Stütz-Übung.
http://www.youtube.com/watch?v=qy7fa944G64
Und hier nochmal in Contemporary:
http://www.youtube.com/watch?v=KDqbI0pVtAA
zweifellos eine fantastische Übung um stabile Töne zu produzieren. Muss aber mal einer missverständlichen Aussage entgegentreten die im 2. Video gemacht wird, nämlich dass "im Crescendo successive mehr Stimmband-Muskelmasse aktiv eingesetzt würde und in der Folge das Gehirn mehr Druck von unten gibt".
Das suggeriert, man müsse während der Übung die ganze Zeit an der Stimmlippenkonfiguration herumjustieren. Das Gegenteil ist. m.E. der Fall: Für einen schönen in seiner Qualität stimmig erscheinenden an und abschwellenden Ton, der nicht rumwackelt, muss (a) die Stimmbandkonfiguration und (b) die Kopfresonanzfunktion (Stimmsitz) über die gesamte Übung weitgehend konstant gehalten werden und außerdem exakt aufeinander abgestimmt sein.
Anschließend variiert man nur noch den Atemdruck (c). Der Clou ist die vorherige exakte Abstimmung von (a) und (b), so dass optimale Resonanzbedingungen herrschen. Ist diese Abstimmung nicht korrekt kann Mehr-Energie nicht vollständig als Mehr-Resonanz gespeichert werden. In diesem Fall bewirkt eine Atemdruckerhöhung bei ansonsten gleich bleibenden Parametern (a+b) zusätzlich eine Erhöhung der Fließgeschwindigkeit und damit eine Frequenzerhöhung des gesungenen Tones und man versucht dann durch Herumregulieren an (a) dies wieder auszugleichen. Der Ton wackelt und bleibt einem förmlich im Halse stecken.
Was ist also anders, wenn (a) und (b) , dass heißt Erregerfrequenz und Resonanzfrequenz aufeinander exakt abgestimmt sind, der Ton also richtig "sitzt"? Die Antwort ist:
Mit wachsendem Atemdruck von unten baut sich bei optimalem Stimmsitz, das heißt optimalen Resonanzbedingungen durch die in gleichem Maße anwachsende gespeicherte Klangenergie oben im Kopf-Resonanzraum ein Gegendruck (auch Impedanz genannt) auf, gegen den man ansingen, bzw. anstützen kann. Man stützt dann hauptsächlich gegen die Resonanz und kaum noch gegen die Muskeln der Stimmbänder. Da Kraft und Gegenkraft bei optimal koordiniertem Messa di Voce jetzt allein aufgrund physikalischer Vorgänge mit wachsendem Klangvolumen proportional ansteigen und sich somit permanent ausgleichen, ändern sich Fließgeschwindigkeit der Luft an den Stimbändern und die Frequenz des Tones beim Erhöhen des Atemdrucks kaum. Auf diesem physikalischen Phänomen kann man sich dann quasi ausruhen und plötzlich ist es ganz leicht die Tonhöhe zu halten. Mehr Druck wird dann nämlich in mehr Klang und nicht in höhere Frequenz umgesetzt.
Ob die Bedingungen dafür gut , dass heisst der Stimmsitz für den betreffenden Ton optimal eingestellt ist, lässt sich prüfen, in dem man eine zweite Person bittet, einem während des Singens eines Tones sanft den Oberbauch einzudrücken.
Bleibt der Ton dabei in der Tonhöhe stabil und wird lediglich lauter und klangvoller ist guter Stimmsitz vorhanden. Wird der Ton dagegen höher oder wackelt in der Tonhöhe weil die Kehlkopfmuskeln nachsteuern wollen, dann ist der Stimmsitz nicht oder nicht optimal vorhanden.
Hat mir persönlich sehr geholfen, für verschiedene Tonhöhen jeweils einen guten Stimmsitz zu finden.
Im übrigen ist es nicht ganz falsch zu sagen, dass bei lauteren Tönen mehr Stimmbandmasse schwingt, allerdings ist das für mich eher ein passives vom wachsenden Klang mitnehmen lassen, als ein aktiver muskulärer Vorgang.
So das musste mal gesagt werden