Schöneres Spiel durch Verinnerlichung der Musik. Warum?

  • Ersteller gregor1
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Definitiv ein Kontrast zu Count Basie, hier mit göttlichem "laid back" Bluesfeeling - neben der Demonstration weiterer Qualitäten - und einer Superfassung von "Cute". :)



Gruß Claus
 
Herrlich, dieser "sparsame" Count Basie, wirklich göttlich!

Ich denke, alleine mit diesen zwei Beispielen kann man unendlich viel über "Timing" lernen. Und auch viel über die Begrenztheit von Notenschrift. Beide Aufnahmen kann man nur annähernd in Noten fassen und wer nur die Noten abspielen würde, ohne sich um das jeweilige "Feeling" zu kümmern, der läge kolossal daneben.
Schön, dass es heute diesen reichhaltigen Fundus aus YouTube gibt.
 
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Wenn jetzt hier schon einmal zum Thema "Timing" geswitched wird, dann ist es mir ein besonderes Bedürfnis, meinen persönlichen
Meister des Timings hier noch zu erwähnen:



Thomas
 
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@turko :great:


Hier noch mal ein ganz anderes Video, wieder näher am Ausgangsthema.

Es geht um das 1. Klavierkonzert D-Moll BWV 1052 von J.S. Bach in einer Interpretation mit Glenn Gould am Flügel und Leonard Bernstein als Dirigent. Bernstein hat viele Fernsehbeiträge gemacht, in denen er in die Werke einführt, die dann aufgeführt werden. Hier gibt er einige interessante Hinweise dazu, wie wichtig es ist, aus den Noten heraus eine Vorstellung zu entwickeln, wie der Ausdruck der Musik sein soll. Besonders dann, wenn, wie in der Partitur zu diesem Werk, nur ganz wenige Hinweise dazu enthalten sind. Praktisch nur "Allegro" und ganz spärliche Dynamik-Angaben, nichts jedoch z.B. zur Artikulation.
Nebenbei sieht man in dem Video auch gut, wie intensiv Gould mit dem Mund mitartikuliert.
 
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Hallo gregor1!
Es ist inzwischen wissenschaftlich nachgewiesen, dass durch den Anschlag eines Pianisten nicht nur die Dynamik eines Klaviertones,sondern auch die Klangfarbe desselben Tones beeinflusst werden kann. In dem Buch :
Spielen wie Horowitz? Und sie bewegt sich doch: Die Klangwelt des Klaviers (August 1997)
Herausgeber: Wolfgang Layer Autor und Illustrator: Wolfgang Wagehäuser Autor: Michael Reuter
Illustrator: Gerd Knoppel. wurde nachgewiesen, dass bei gleicher Lautstärke eines Klaviertones verschiedene Klangfarben (d.i. Oberton-zusammensetzungen) möglich waren, die sich sowohl vom Frequenzspektrum als auch von den hörbaren Klangfarben deutlich voneinander
unterschieden.

Der inzwischen verstorbene "Pianistenschmied Deutschlands" Karlheinz Kämmerling sagte auf einem Meisterkurs in Lindau am Bodensee:
"Von 1000 Pianisten hacken 950!" Unter "hacken" verstand er das stoßartige "hämmern" einer Klaviertaste. Ein schöner Ton entsteht dagegen durch einen federnden Impuls, quasi ein modulierendes Kneten einer Klaviertaste.

Ein durchschnittlicher Pianist kann den schönen Anschlag nur durch eine(n) Lehrer(in) erlernen, der (die) sowohl die feinsten Klangunterschiede hervorbringen kann, als auch diese dem Schüler beibringen kann.

Ich persönlich hatte unter anderem 6 Jahre bei einem Pianisten Klavierunterricht, der in seiner Jugend einer Schülerin von Franz Liszt vorspielte , die zu Ihm sagte: Er "spiele wie Liszt" Meinen Abschluss machte ich bei einer Enkelschülerin von Alfred Cortot.
Anschließend erhielt ich noch 2 Jahre Unterricht bei einem Enkelschüler von Prokofieff , der sich gegenüber mir äußerte: "Sie sind der einzige Schüler, der über den Dingen steht"

Als Klangikonen möchte ich folgende 3 CDs` empfehlen:
1. Glen Gould : J.S.Bach: Die Goldbergvariationen (2.Aufnahme von 1980)
2.Vladimir Horowitz: The last recording
3.Beate Berthold: Rachmaninoff Unbekannte Klavierwerke

MfG

Fritz Hertle (staatlich geprüfter Klavierlehrer)
 
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Ich persönlich hatte unter anderem 6 Jahre bei einem Pianisten Klavierunterricht, der in seiner Jugend einer Schülerin von Franz Liszt
vorspielte , die zu Ihm sagte: Er "spiele wie Liszt" Meinen Abschluss machte ich bei einer Enkelschülerin von Alfred Cortot.
Anschließend erhielt ich noch 2 Jahre Unterricht bei einem Enkelschüler von Prokofieff , der sich gegenüber mir äußerte: "Sie sind der
einzige Schüler, der über den Dingen steht"
Autsch! :ugly: Es gibt wohl heute und hierzulande keinen einzigen Klavierspieler, der irgendwie mal Klavierunterricht hatte, dessen Klavierlehrerstammbaum man nicht auf Liszt, Czerny, Beethoven, Mendelssohn Bartholdy und Bach zurückführen kann.

Aber was sagt das aus?

Viele Grüße,
McCoy
 
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Vorweg die Bemerkung: Ich denke nur laut, alles nicht böse gemeint, aber vllt befeuert es die Debatte.


Wie war diese eine Definition von jazzpiano?: “da musst du extrem komplizierte Rhythmiken und Harmonien lernen - Zeug das kein Mensch hören will.“

Wie weit möchte jeder einzelne gehen bei der Klangformung bzw beim jazzpiano? Ich glaub ich bin Gebrauchsmusiker und treffe bei meinen Schülern auf zig Gleichgesinnte. Die Hochbegabten erkenne ich und schicke sie bei Bedarf weiter.

Noch ein Zitat von Helge Schneider: “easy listening ist es nur, wenn es gut gespielt ist.“

Mit Sprüchen wie: “Von 1000 Pianisten hacken 950“ wird man natürlich oft zitiert“, weil sowas immer für offene Münder und Basedowsche Augen sorgt.

Wenn ich jd ansprechen will und mir erst überlege: “Wie würde Goethe das jetzt formulieren?“ ist meine Chance des Ansprechens schon vorüber.

Wir können ja nicht alle n Klemmer beim Deutschsprechen haben weil uns Goethe im Nacken sitzt.

Drei Viertel der Menschheit spricht Englisch als Fremdsprache. Sollen die sich jetzt ständig von den native speakers anhören, was sie alles falsch machen? Sie sind anwendende Fremdsprachler, vollkommen ok. Ich habe nicht 9 Jahre englisch in der Schule gelernt um es nur im Ausland anzuwenden.

Diesem Ideal nachzustellen, man denke an belcanto was Gesang angeht (mag ich gar nicht) wohin führt das? Ok, Klassik scheint so ausgelegt zu sein.

Beim Rock und Pop ist es einfach anders. Ich glaub yesterday ist nach wie vor der meistgecoverte Song, da hört man viel individuelle Interpretation (längst mag ich nicht alles davon), aber es wird eben auch mal neues geschaffen.

Sting sagt über Eva Cassidys coverversion seines Songs “fields of gold“: “Damit hat sie die neue Ur-Version geschaffen.“

Nochmal:
Ich hab jetzt nur mal laut gedacht, es ist alles nicht böse gemeint sondern soll die Debatte befeuern.

Wenn ich klassische Klaviermusik höre, denke ich oft: “Ich mag kein Klavier.“ (egal wer spielt) - Aber ich schaue ja auch oft im Museum am liebsten aus dem Fenster.

Ich mag die Aussöhner - Chili Gonzalez zb. Der erklärt, warum get lucky auch ein guter Song ist (ich dachte erst, er will ihn verreißen)
 
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Hallo gregor1!
Es ist inzwischen wissenschaftlich nachgewiesen, dass durch den Anschlag eines Pianisten nicht nur die Dynamik eines Klaviertones,sondern auch die Klangfarbe desselben Tones beeinflusst werden kann. In dem Buch :
Spielen wie Horowitz? Und sie bewegt sich doch: Die Klangwelt des Klaviers (August 1997)
Herausgeber: Wolfgang Layer Autor und Illustrator: Wolfgang Wagehäuser Autor: Michael Reuter
Illustrator: Gerd Knoppel. wurde nachgewiesen, dass bei gleicher Lautstärke eines Klaviertones verschiedene Klangfarben (d.i. Oberton-zusammensetzungen) möglich waren, die sich sowohl vom Frequenzspektrum als auch von den hörbaren Klangfarben deutlich voneinander
unterschieden.

Hallo,

kannst du kurz erklären, wie das in dem Buch erklärt wird? Ich kann es mir schwer vorstellen.

Grüße
 
Wir berühren hier einen der intimsten bereiche der musik: drückt sie etwas aus oder ist sie "absolut", und wie vermittele ich als interpret das vom komponisten gewollte bzw. das eigene im falle der improvisation. Darüber zu reden ist schwierig, da es sich als "non-verbal" sprachlicher artikulation entzieht.
Da gibt es spielerische musik und tiefsinnige, manche geht in die glieder, andere in seelische tiefen oder schmeichelt dem ohr, dem gerecht zu werden, ist eine lebenslange aufgabe.
Nützt es, viel zu wissen über biografien, stilistisches und theoretisches oder sollte man unbefangen drauflos musizieren?
Ich rate, sich umfangreichst zu informieren und dann mit dem ersten anschlag - - - - - - - alles zu vergessen.
Ich weiß auch nicht, ob man lernen kann, mit "angemessenem ausdruck" zu spielen, mancher lernt es nie.
Ich habe angesehene musikwissenschaftler spielen hören, da klaffte wissen und können weit auseinander.
Intellekt und instinkt halten sich nicht immer die waage.
 
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