Ich hab mich mit so einem Konzept noch nicht beschäftigt und bin gespannt ob hier jemand Erfahrungswerte dazu mitteilen kann.
Aber: Ich glaube damit begibst Du Dich auf einen Holzweg.
Warum? Weil eine "Zwölftonleiter" ausgehend von einem bestimmten Grundton auch wieder nix anderes ist als eine Griffbrett-Visualisierung. Zugegeben erstmal eine die sich sehr einfach erlernen lässt. In der Praxis wird Dir diese "Tonleiter" einen Tonvorrat liefern, von dem etwa die Hälfte davon eine schlechte Wahl darstellt. Und von der "guten Hälfte" ließe sich nochmal eine Teilmenge von 3-4 Tönen bilden die eine "richtig gute Wahl" wären.
Außerdem: Mit so einer "Visualisierung" beschränkst Du Dich bei der Melodieführung wieder auf Töne und lässt einen ganz wichtigen Aspekt einer schönen Melodie außen vor: Rhythmik!
Ich hatte vor ca. 10 Jahren einen Big-Band-Dirigenten der uns bei improvisierten Soli stets mitgegeben hat "Rhythmikk steht über Harmonik" - und ich bin in den letzten 10 Jahren immer wieder auf Situationen gestoßen wo ich sagen musste "da hat er jetzt wieder recht gehabt".
Wenn Du wirklich von Skalen und Box-Pattern wegkommen willst und frei spielen willst, wäre glaube ich ein besserer Ansatz sich eine Melodie auszudenken die man singen kann. Dann probierst Du diese Melodie auf der Gitarre nachzuspielen. Hilfreich könnte da sein dass man sich erstmal einen Akkord vorspielt der dem Anfang der Melodie zugrunde liegt. Dann klappt das auch gut ohne ein absolutes Gehör zu haben.
Da weiter vorne irgendwo nochmal Licks diskutiert wurden und eben die berüchtigten "150 Licks" aufkamen die man sich erarbeiten sollte, fiel mir noch eine interessante Übung ein die ich mal in einem Workshop von Marcus Deml machen durfte:
Er hat uns innerhalb einer Tonart (C-Dur für den Anfang) die Aufgabe gegeben zu improvisieren. Es war aber nur erlaubt 4 bestimmte Töne aus dieser Tonart (Grundton, Terz Quinte und noch ein weiterer Ton) erlaubt zu spielen. Keine Oktaven, wenn Bendings dann musste der Anfangs- und Zielton jeweils im o.g. Tonvorrat enthalten sein. Ansonsten war alles erlaubt was Rhythmik und Technik angeht (Slides, Tapping, Double Stops - was auch immer gerade einfiel). Ziel war es bei einer längeren Improvisation zu versuchen nicht "langweilig" zu klingen. Ich fand das eine sehr spannende Übung, vielleicht hilft Dir das auch bei Deiner Fragestellung. Spannend war natürlich dass diese Übung mit ca. 10 Teilnehmern reihum durchgeführt wurde. Wenn die andere gespielt haben hat man sich da verdammt viele Ideen abschauen können die man dann selbst irgendwie oder in veränderter Form in seiner eigenen Improvisation eingebracht hat. Damit könnte man ggf. auch auf den Schluss kommen dass man gar nicht 150 Licks erlernen muss sondern mit einer handvoll Licks klar kommt die man mit Techniken und Rhythmik immer wieder anders interpretiert
