@lennynero: Danke für's dazwischenhauen.
@ray: Powersoak ist für meine Begriffe etwas anderes. Der verbrät nur die Energie, die aus dem Amp-Ausgang kommt und senkt dadurch den Schallpegel aus dem Speaker. Ich habe mehrere ausprobiert - irgendwie haben mir die alle nicht wirklich gefallen. In der Handhabung nicht und im Klang auch nicht.
Die Beschreibung für @hellknight: Der Palmer beinhaltet eine Load Box, die ANSTELLE des Speakers tritt. Nach dem, was ich in Erfahrung bringen konnte, hat der Konstrukteur das Ding ursprünglich gebaut, um die selbst hergestellten Röhrenamps unter Vollast testen zu können, ohne Ärger mit dem Ordnungsamt zu kriegen.
Mitte der Achtziger wurden die Palmer-Amps dann eingestellt und die Firma hat sich recht erfolgreich auf den Bau von DI-Boxen und anderem PA-Zubehör konzentriert. Weil der Speaker Simulator ja auch eine DI-Box ist, blieb sie als PDI-03 neben der passiven PDI-01 und und der aktiven PDI-02 im Programm.. Der Speaker Simulator musste vom Markt genommen werden, weil Aspen Pittman (Groove Tubes) ein ähnliches Gerät im Programm hatte und mit Klagen drohte. Mittlerweile ist dessen Patent ausgelaufen, was die Wiederauflage möglich gemacht hat.
Weil der Ingenieur als Amptechniker diverse Verstärker repariert hat, die von den damals (ca.1978) verbeiteten Altair Power Soaks gekillt wurden, hat er aus Sicherheitsgründen eine Schaltung gebaut, die die Wechselwirkung zwischen Speaker und Amp simuliert und sich nicht allein auf Widerstände verlässt.
Zusätzlich hat das Gerät noch einen Speaker-Ausgang, auf dem alternativ das unbeeinflusste Amp-Signal an einen Speaker gegeben werden kann. Die Load-Box wird dann umgangen.
Parallell dazu ist eine DI-Box geschaltet, die aus dem Amp-out-Signal ein frequenzkorrigiertes DI-Signal auf einen XLR und einen Klinkenausgang gibt. Ausserdem wird ein klanglich unbeeinflusstes Linesignal aus vier Klinkenbuchsen ausgegeben.
Die Frequenzkorrektur kann man mit zwei Schaltern beeinflussen. Einer wählt die Basswiedergabe zwischen "flat" oder "deep". Laut Konstrukteur waren die Klangvorstellungen eine offene 2x12" oder eine geschlossene 4x12" für die jeweilige Einstellung. Der andere Schalter entscheidet über die Höhen: "mellow", "normal" und "bright" - wirkt nach meinem Empfinden wie eine unterschiedliche Ausrichtung des Mikros.
Die Klangqualität ist Geschmacksache. Ich empfinde 2 der möglichen 6 Einstellungen als hervorragend und drei als sehr brauchbar. Mit einer Box+Mikro-Anordnung ist man natürlich wesentlich flexibler und möglicherweise, wenn man die Zeit dafür und das Know-How hat, bekommt man ein u.U. deutlich besseres Ergebnis.
Aber andersrum formuliert: Wenn man eine Standard-Lautsprecherbox, ein Standard-Mikro und ein Standard-Talent als Soundmann zur Verfügung hat, bekommt man mit etwas herumprobieren einen Klang, der von dem Palmer kaum zu unterscheiden ist. Dafür nimmt man dann aber Zeitverlust, Raumprobleme, körperlichen Einsatz und eine brüllende Lautstärke in Kauf. Und wenn ich am Palmer erst mal ein Preset ausgesucht habe, produziert das Ding zuverlässig immer dasselbe Ergebnis.
Konsequent weitergedacht heisst das entweder:
Ich nehme live nur noch das Topteil mit und verzichte konsequent auf die Box. Dafür bekomme ich über den Monitor das selbe Signal, das beim Publikum landet. Wenn meine echte Box tatsächlich besser klingt, wird der Verlust vom Palmer mehrfach dadurch ausgeglichen, dass ich den Amp weit aufreissen kann, ohne damit Übersprechung, Feedback und Ohrenklingeln zu verursachen. Geringe Bühnenlautstärke = besserer Gesamtsound für Band und Publikum.
Oder ich gehe den anderen Weg: Das Topteil produziert den Sound, der auch per DI beim Mixer landet, trotzdem wird eine Box drangehängt - und über line-Ausgänge und evtl. Effekte bis zu vier PA-Endstufen-Kanäle mit weiteren Gitarrenboxen. Dafür benutzt Eddie van Halen das Teil. Wenn man Stadien von der Bühne aus beschallen will, geht das wohl okay.
Aufnahmen: Palmer an den Ampausgang, XLR Kabel vom DI-Out in den Mixer, Amp warmspielen, aufnehmen. Einfacher und schneller geht's nicht. Dafür nimmt Joe Satriani das Ding: schnell mal checken, welcher Amp mit welcher Einstellung für die Aufnahme am besten klingt. Dafür muss man ja nur das Speakerkabel umstecken.
Wenn man sich mal überlegt, was z.B. ein Boutique-Verzerrer (oder eine Box und ein gutes Mikro) kostet, und wieviel Umstände, Nerven und Zeit man man mit diesem Gerät spart, kann man durchaus zu dem Schluss kommen, dass ca. 1000,-- Euro für so ein Teil gar kein abwegiger Preis sind - für Profis eher eine sinnvolle Investition. Deswegen habe ich den aktuellen Strassenpreis als Sonderangebot bezeichnet.
Soundclips kann ich mangels PC-Technik leider nicht bieten. Im Januar mach ich ein paar Demos mit meinen Bands, die landen dann auf den websites. Die einzige Profi-Aufnahme, von der ich definitiv weiss, dass sie über den Palmer aufgenommen wurde, ist "999" von Keith Richards und den X-pensive Winos. Ich muss ehrlich zugeben - das war der Hauptgrund für den Kauf: eine meiner Lieblingsnummern....