Schlagzeugunterricht zunächst nur an der Trommel?

Wie alt ist der Schlagzeuglehrer denn? Jedenfalls sind das eher Methoden von vorgestern. Eine pädagogische Ausbildung hat der anscheinend nicht, sonst wüsste er, dass Motivation das A und O des Lernerfolges ist. Ohne Spaß und Begeisterung wird man nur widerwillig lernen.
Ich lerne halt nur etwas gut, wenn ich dafür "brenne".

Klar, Rudiments sind nützlich, allerdings sollte man sie auch aufs Set verteilen können. Wenn jemand Schlagzeug lernen will, nützt es wenig, wenn er nur auf einem Teil davon übt.

Man sagt ja einem Klavierschüler auch nicht, er dürfe nur auf 20 Tasten spielen.

Bei Musik geht es nun mal um Gefühl und Emotionen. Kommen die nicht auf, wird man - meiner Meinung nach - nie ein guter Musiker werden.
Einem guten Musiker sieht man eben auch an, ob er Spaß an der Sache hat.

Ich würde mich mit dem Lehrer zusammensetzen und die Lernmethoden besprechen. Rückt er nicht davon ab, wäre der Fall erledigt.

Es ist halt blöd, dass auf dem Land die Lehrer jetzt nicht so zahlreich sind und man oft kaum Auswahl hat. Allerdings kann ich aus eigener Erfahrung sagen, dass man bei Schlagzeugern, die zwar nicht explizit lehren, aber schon länger spielen und auch Neulingen gerne mal was zeigen, auch gut lernt.
Auch wenn es methodisch manchmal seltsam erscheint, wissen sie doch, wie man sich z. B. Songs draufschafft.
Für jemanden, der eher in einer Hobbyband, als in einem Orchester spielen will, ist das gar nicht mal so schlecht.
 
es hat halt alles zwei Seiten...
ich gehöre zu jenen, die jahrelang NUR Technik gepaukt haben - die ersten zwei Jahre nicht mal auf einer Trommel, sondern nur auf einem Pad.
Danach konnte ich: ziemlich viel, was technisch möglich war, ziemlich alles perfekt in Time und Notenlesen aus dem FF, Noten nicht auszählen, sondern als "Gesamtbild" mit wenigen Blicken kompl. erfassen. Hatte verinnerlicht, daß Rhythmus eine Körperfunktion ist (was das Setspielen zum Kinderspiel werden ließ).
Ich habe dafür gebrannt, vorwärts zu kommen, hatte aber auch einen Leherer der genial war als Didakt und Pädagoge (wenn auch menschlich Gottes größtes Arschloch).

Ok, von der Ausbildung war gar nicht gewünscht, am Set zu spielen (im Gegenteil, ich mußte das heimlich für mich lernen), das waren die Grundlagen fürs klassische Schlagwerk, dafür saß ich mit 9 in einem klass. Orchester an der Konzerttrommel, mit 13 das erste mal an den Pauken..., nach der Bundeswehr Studium Klass. Schlagwerk.


Ergänzung: ich bin Jahrgang 1950 und habe mit dem Trommeln angefangen, bevor ich zur Schule ging...


Und jetzt noch mal zum Musikverein...
*Kostet der Unterricht was? Oft machen das Ehrenamtliche gratis bis extrem preiswert.
*Braucht der Musikverein einen Set-Spieler? Wahrscheinlich eher weniger.
*Liegt einem Musikverein daran, daß da "Spaß-Spieler" ausgebildet werden? Eindeutig NEIN, die brauchen Leute, die zu jedem Termin dackeln, denen die Gemeinschaft wichtig ist, denen ist ein nicht so guter Trommeler viel lieber als ein unzuverlässiger.

Kann es sein, daß da zwei grundsätzlich verschiedene Erwartungshaltungen aufeinandertreffen?
Ich (sehr persönlich) glaube nicht, daß der Unterricht beim Musikverein flexibel "nach Spaß" gestaltet wird, die arbeiten auf ihr Ziel hin, wenns nicht paßt, ist denen viel lieber, wenn nicht geeignete Anwärter schnellst möglich abspringen.

Die Konsequenz? Entweder das Angebot mitnehmen und Grundlagen lernen, oder halt Alternativen suchen...


Zur Ehrenrettung, gibt ziemlich viele Vereine, die direkt mit Musikschulen kooperieren, die Ausbildung läuft dual und wird regelmäßig durch Prüfungen beim (Blasmusik-)Verband abgefragt und dokumentiert. Nicht wenige Vereine setzten diese Prüfungen voraus, um intern aufsteigen zu können.
 
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Eindeutig NEIN, die brauchen Leute, die zu jedem Termin dackeln, denen die Gemeinschaft wichtig ist, denen ist ein nicht so guter Trommeler viel lieber als ein unzuverlässiger.

Ist halt ein zweischneidiges Schwert. Ob jemand, der angepisst und nicht motiviert ist, wirklich Lust hat, bei jedem Termin zu kommen, ist eben fraglich.
Ich kenne Musikvereine, die kaum Leute herbekommen.
Wundert mich auch nicht, wenn man Schüler mit nicht mehr zeitgemäßen Lehrmethoden vergrault.

Aber es gibt auch gute. Wie z. B. unser örtlicher Musikverein. Seit die Leitung ein junge, gut ausgebildete Musikpädagogin (die auch in einer bekannten Bayreuther Musikschule ausbildet) übernommen hat, herrscht reger Zulauf. Und qualitativ kann sich das auch sehen lassen.
Da braucht es allerdings auch Idealismus und Herzblut.

http://www.nordbayerischer-kurier.de/nachrichten/musikverein-prasentiert-helden_458878

Zur Ehrenrettung, gibt ziemlich viele Vereine, die direkt mit Musikschulen kooperieren, die Ausbildung läuft dual und wird regelmäßig durch Prüfungen beim (Blasmusik-)Verband abgefragt und dokumentiert. Nicht wenige Vereine setzten diese Prüfungen voraus, um intern aufsteigen zu können.

Das wird bei uns gemacht und die Prüflinge schneiden jedes mal gut ab.
 
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@WilliamBasie : Du bist eine andere Generation und hast in diesem Fall auch in der Zeit das Schlagzeugspiel nach der damaligen Auffassung gelernt, wobei ich Dein Können durchaus nicht infrage stellen möchte, aber heute ist man bei Lehr- und Lernmethoden anderer Auffassung. Besonders in diesen hat sich viel getan, bzw. weiterentwickelt.
Im übrigen hast da ja auch selbst zugegeben, daß Du dennoch damals heimlich für Dich am Set gelernt hast - Hättest Du es denn nicht auch lieber offiziell im Unterricht gehabt?
 
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@WilliamBasie : Du bist eine andere Generation und hast in diesem Fall auch in der Zeit das Schlagzeugspiel nach der damaligen Auffassung gelernt, wobei ich Dein Können durchaus nicht infrage stellen möchte, aber heute ist man bei Lehr- und Lernmethoden anderer Auffassung. Besonders in diesen hat sich viel getan, bzw. weiterentwickelt.
Im übrigen hast da ja auch selbst zugegeben, daß Du dennoch damals heimlich für Dich am Set gelernt hast - Hättest Du es denn nicht auch lieber offiziell im Unterricht gehabt?
zu meiner Zeit gab es (zumindest auf dem flachen Land) keine Schlagzeuglehrer, einige wenige vielleicht in den großen Städten.
Es gab Klassiker (wie mein Lehrer) oder Vereinsmeier, populäre Musikarten wurde an keinem Instrument unterrichtet, man konnte das Instrument lernen, der Rest war Eigeninitiative.

Also, die Fragestellung hats gar nicht gegeben und wenn, dann wär es nicht relevant gewesen.
 
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zu meiner Zeit gab es (zumindest auf dem flachen Land) keine Schlagzeuglehrer, einige wenige vielleicht in den großen Städten.
Es gab Klassiker (wie mein Lehrer) oder Vereinsmeier, populäre Musikarten wurde an keinem Instrument unterrichtet, man konnte das Instrument lernen, der Rest war Eigeninitiative.

Also, die Fragestellung hats gar nicht gegeben und wenn, dann wär es nicht relevant gewesen.


Lieben Dank für Deine informative Antwort zu meine Frage und zur Kulturgeschichte des Musikunterrichts der 1950er und 1960er Jahre! :)

Damit verabschiede ich mich nun aus diesem Thread.
 
zu meiner Zeit gab es (zumindest auf dem flachen Land) keine Schlagzeuglehrer, einige wenige vielleicht in den großen Städten.
Es gab Klassiker (wie mein Lehrer) oder Vereinsmeier, populäre Musikarten wurde an keinem Instrument unterrichtet, man konnte das Instrument lernen, der Rest war Eigeninitiative.

Also, die Fragestellung hats gar nicht gegeben und wenn, dann wär es nicht relevant gewesen.

Hinzu kam auch noch, dass das Schlagzeug kaum als ernsthaftes als Musikinstrument wahrgenommen wurde. In den Blaskapellen wurde das immer so abgetan: wer kein Talent für die Blasinstrumente hat, darf halt ein bisschen auf die Trommel rumhauen.
 
Ist zweischneidig. Einerseits toben viele Kinder sich nur aus, wenn sie zu viel Zeugs rumstehen haben und wenn's auch nur mal ein kleines bischen ernst wird (vielleicht mal gleichmäßige Viertel mitzählen und den Rhythmus nicht "rubato" spielen), geben sie auf. Da ist eine Kleine Trommel schon richtig, um die Spreu vom Weizen zu trennen. Und wem Präzision wurscht ist, weil er ja schließlich "Spaß" haben will, der braucht keinen Unterricht. Zweitens braucht der Musikverein vermutlich einen Marschiertrommler, wie WilliamBasie ja schon sagte. Die tragen kein Set durch die Gegend.

Auf der anderen Seite ist zu einseitige Technik wirklich ermüdend und auch nicht förderlich, was den Wunsch nach Rhythmus angeht. Mein erster Lehrer hat fast nur klassische Wirbel mit mir gemacht. Drei Jahre lang. Das hat genervt und ich bin dann auch abgehauen. Aber man kann auf der keinen Trommel jede Menge Rhythmus machen. Dafür sollte ruhig eine Einsicht geweckt werden. Wenn ich hier sowas wie "Grundbeat" am ganzen Set lese, weiß ich schon, wie der Hase läuft. Bummm-tschak-bum-bum-tschak. Und das Fill ist dann das bekannte diddldiddl-daddldaddl-duddlduddl-bumm über drei Toms. So werden Dummschlagwerker "ausgebildet". Mit viel Spaß versteht sich.

Vielleicht motivieren den Jungen gute Beispiele:






gibt natürlich auch schlechte Beispiele ;-)


Das Zeug von Delecluse ist sauschwer, erschließt sich aber nur mit Notenblatt vor der Nase. Rhythmus ist da eher nicht vorhanden.
 
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Und wem Präzision wurscht ist, weil er ja schließlich "Spaß" haben will, der braucht keinen Unterricht.

Was hat das eine mit dem anderen zu tun?
Das klingt so, als dürfe man im Unterricht keinen Spaß haben und das ist Blödsinn. Technik ist auch nur ein Hilfsmittel und nicht Selbstzweck. Gute Technik hilft, sich gut ausdrücken zu können.
Wie man das lernt ist im Prinzip auch nebensächlich.

Also ich kenne genug Schlagzeuger, die noch nie einen Unterrichtsraum von innen gesehen haben und trotzdem besser spielen als manch ausgebildeter Trommler, der nur stur seinen Part runterklopft.

Wenn ich hier sowas wie "Grundbeat" lese, weiß ich schon, wie der Hase läuft. Bummm-tschak-bum-bum-tschak. Und das Fill ist dann das bekannte diddldiddl-daddldaddl-duddlduddl-bumm über drei Toms. So werden Dummschlagwerker "ausgebildet". Mit viel Spaß versteht sich.

Da bin ich wohl ein Dummschlagwerker mit viel Spaß - und stolz drauf. Ich bin Hobbytrommler und mache es vor allem aus Freude daran. Wenn es mir keinen Spaß mehr macht, wüsste ich nicht, warum ich es weiter machen sollte - dann höre ich auf.

Das klingt so, als wäre nur der was wert, der eine langweilige klassische Schlagwerkausbildung hat.

Also für mich besteht ein Schlagzeug aus mehreren Teilen und wenn ich das lernen will, möchte ich auch alle Teile spielen. Das mit dem Klavierschüler und der begrenzten Tastatur hab ich ja schon gesagt.

Einerseits toben viele Kinder sich nur aus, wenn sie zu viel Zeugs rumstehen haben und wenn's auch nur mal ein kleines bischen ernst wird (vielleicht mal gleichmäßige Viertel mitzählen und den Rhythmus nicht "rubato" spielen), geben sie auf
Sorry, das ist ebenfalls Nonsens.
Es hat gar nix damit zu tun, wie groß das Drumset ist. Es ist sogar egal ob man anfangs überhaupt eins zu Gesicht bekommt. Wer es lernen will, lernt es auch, selbst wenn er nur auf Eimern und Töpfen haut.
Wenn jemand keine Lust hat, kannst du ihm oder ihr auch ein 20.000€-Set hinstellen und er/sie lernt es nie.
Und wer lernen will, dem ist egal auf was und wie.
 
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Dann spricht ja nichts dagegen, sich anfangs auf eine Trommel zu beschränken...

Beim Schlagzeug spielt aber eben auch die Koordination von Händen UND Füßen eine Rolle.
Man braucht nicht zwingend ein Schlagzeug, um das zu trainieren. Das meinte ich.

Ich kann die Koordination auch auf Pads trainieren oder sonstigen Hilfsmitteln. Allerdings nützen mir nur Handsätze auf der Snare wenig, wenn ich Rhythmen mit Händen und Füßen spielen soll.

Einem Gitarristen nützt es ja auch nix, wenn er NUR die Akkorde greifen kann, mit der anderen Hand aber den Rhythmus nicht anschlagen kann.
 
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Das erinnert mich doch sehr an mein erstes "schlagzeug" mit 8 oder 9. Ich hab mir aus Lego etwas gebaut, das als Fußmaschine taugt. Damit hab ich gegen meine Kommode getreten. dann hab ich mir aus diversen Legoeimern und sowas Snare und Toms auf die Kommode gestellt und mit ner Hantel irgendwie eine Trennscheibe aus Metall da hin gestellt, die als Becken funktioniert hat.

Mir wurd irgendwann mal der Grundbeat "bum Tschak" gezeigt (den konnte ich sogar auf Anhieb). Den hab ich darauf zum erbrechen runter gerasselt. Kurz später durfte ich mir dann aber ein richtiges Schlagzeug kaufen. Mein "Untericht" hat genau einen Monat gedauert (4 Stunden) - danach hatte der "Lehrer" keinen Bock mehr und ab da war ich autodidakt. Macht aus mir keinen guten Schlagzeuger, aber auch keinen schlechten.

Ich wollte früh als Kind schon Schlagzeug lernen - was ich dann ja auch gepackt hab. Und Theorie und der selben hat mich nicht abgehalten. Rudiments kann ich nur Rudimentär... (haha) und trotzdem krieg ich so manches gebacken. Stickhaltung ist - seit ich mir das mal richtig angeschaut hab - auch keine Katastrophe mehr. Hab dann irgendwann in ner Big-Band angefangen und wurd auch im Bereich Swing immer besser. Dann hab ich Dream Theater für mich entdeckt und mir irgendwie Tabulaturen besorgt, so hab auch das viel geübt.
 

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