Ich versuch mal meine Denkweise zu argumentieren.
Die Gitarre hat zu Release irgendwas um die 3700-3800€ gekostet - das ist quasi 10 Jahre her. Meiner Recherche nach gibt's aktuell keine ES-345 aus dem Custom Shop (die "normale" kostet neu 3600€). Wenn ich nun zum Vergleich eine 335er aus dem Custom Shop herziehe, zahlt man um die 5250€ neu. Gebraucht dann erfahrungsgemäß 25-35% weniger (Les Paul Standards um neu 2600€ gehen gebraucht um 1800-2000€, normale ES-335er um neu 3000€ gehen um 2250€, Custom Shop Les Paul Juniors um neu 3800€ gehen gebraucht um 2500€ ... nur als Anhaltspunkt woher ich die 25-35% ziehe. Natürlich gibt's Ausreißer nach unten und oben, aber 25-35% Abzug vom Neupreis sind meinen Erfahrungen nach die gängige Praxis bei Gibson). Eine 345er würde neu vermutlich einen Tick teurer sein als eine 335er, aber gehen wir vom Preis einer 335er aus dem Custom Shop aus, sprich 5250€ - gebraucht seh ich's dann bei 35% Abzug bei 3400€ herum. Wenn ich sie, angenommen, um 2300€ mit repariertem Halsbruch kriege ... wären wir bei bei 44% eines vergleichbaren Neupreises. Das ist meiner Einschätzung nach trotz Bruch in Ordnung.
Natürlich kann man nun argumentieren mit Halsbruch - die Gitarre ist nichts mehr Wert, ist unzuverlässig und dergleichen. Ich kann halt nur aus eigener Erfahrung sagen: Ich habe zwei Gibsons mit Halsbruch (eine 94er ES-335 und eine 2003 LP Junior DC aus'm Custom Shop). Beide wurden fachmännisch repariert und bei beiden sieht man, dass sie repariert wurden (was auch nachvollziehbar sein sollte bei nicht-deckend lackierten Gitarren wie bei meinen beiden). Aber abgesehen davon, konnte ich exakt 0 negative Einflüsse auf Klang oder Stabilität feststellen - über Jahre nun. Darum habe ich grundsätzlich kein Problem mit reparierten Brüchen. Die Optik ist für mich persönlich da nachrangig (ich will einen Bruch - zumindest bei nicht-deckend-lackierten Instrumenten - auch nicht versuchen zu überdecken da dies gerne mal offensichtlicher aussieht. Bei deckend lackierten Gitarren in schwarz, dunkelrot oder dergleichen ist's natürlich leichter und erwünscht).
Das Foto vom Bruch ist natürlich nicht gut, aber halt auch wieder ein Extrembeispiel (Foto mit Handyblitz ... da sieht gefühlt jede Gitarre und Makel besch**** aus. Der Verkäufer meinte auch, dass das in echt bei weitem nicht so krass aussieht). Darum schau ich's mir auch persönlich an und kaufe nicht blind, klarerweise. Aber wenn's technisch gut gemacht wurde und optisch keine Katastrophe ist, finde ich's nicht schlimm.
Von dem her: Wenn ich als Person, die Halsbrüche nicht grundlegend ablehnt und eine Gitarre nicht zum Sammeln oder als Wertanlage kauft, eine ansonsten gute Gitarre für 44% eines vergleichbaren Neupreises bekommen kann ... klingt's für mich nicht übel. Ob sie gut ist oder nicht, wird sich beim persönlichen Anspielen zeigen. Ist sie nicht gut, würde ich sie auch für 1500€ nicht kaufen. Aber trotzdem: ich bin hier, um auch andere Meinungen zu hören sollte ich doch komplett einen falschen Gedankengang haben - darum auch Danke für deine Einschätzung!
Ich finde die Preise bei Gibson mittlerweile komplett irre und nicht vertretbar. Aber so ist's leider und ich befürchte, dass längerfristig nicht besser werden wird. Natürlich gibt's vergleichbare Instrumente andere Marken günstiger, natürlich gibt's auch innerhalb der Marke ähnliche Modelle günstiger (Custom Shop vs non-Custom Shop) - aber das ist wieder ein anderes Thema über das man sich lange unterhalten kann.
Ich probier gerne und viel aus, sprich wenn ich etwas kaufe und es gefällt mir nicht, verkauf ich's halt weiter, bestenfalls ohne Verlust. Würde mich persönlich halt wundern, wenn ich sie um 2300€ nicht wieder wegkriege - aber genau darum frage ich ja, denn man lernt nie aus!
Ergänzend zu
@soundmunichs Ausführungen und zur Einordnung, wie ein fachmännisch reparierter Halsbruch ohne auf den ersten Blick sichtbare Spuren aussehen kann und sollte, verweise ich auf meinen Gitarrenbauer am Bodensee:
https://www.linus-guitars.com/referenzen/kopfbruch-gibson-les-paul/ (in den Referenzen sind noch mehr Reparaturen von Kopfplatten- und Halsbrüchen).
Dank dir für den Link. Wie im Text oben geschrieben ist mir schon bewusst, dass Brüche sehr gut repariert sein können (wie schon beschrieben ist das Foto vom Bruch halt sicher so ziemlich die möglichst unvorteilhafteste Art das dazustellen). Wenn die Reparatur technisch in Ordnung ist, würd's mich nicht stören wenn man's sieht. Blind würde ich soetwas sowieso nicht kaufen.