Hi,
in den 90ern / 2000ern fand man Johnson-Gitarren recht häufig in diversen Musikhäusern. Im Sortiment füllten Sie nach meiner Einschätzung in etwa den Bereich zwischen den No Name-Billigheimern und den günstigen Serien großer Hersteller á la Squier und Epiphone.
Rein qualitativ lagen sie aber eher bei letzteren, teils auch durchaus darüber, jedenfalls waren es vollwertige Instrumente mit ordentlichen Komponenten. Bei Deiner sieht man das ja z.B. auch an den Tesla-PUs und den Grover-Tunern. Sperrholzbodies gab es auch keine, das sind schon alles richtige Hölzer, auch wenn die Decke natürlich ein Furnier hat. Das Tremolo fand man damals an vielen Korea-Gitarren, Deine Johnson wird vermutlich von dort stammen.
Das war die Zeit, als Korea das Image als Produzent von Billiggitarren allmählich abgeschüttelt hatte, das haben damals die Chinesen übernommen, inzwischen ist das unterste Marktsegment aber auch wieder weitergewandert. Aktuell gibt es von Johnson so gut keine E-Gitarren mehr, aber die gebrauchten sind oft als Schnäppchen zu haben. Neben dem Verschwinden der Markenpräsenz mangels entsprechender aktueller Neuware vermute ich die Ursache für die niedrigen Gebrauchtpreise auch im Design. Hier war man vom reinen Kopieren bewusst abgewichen, konnte aus meiner Sicht aber nicht immer mit so schlüssigen eigenen Entwürfen aufwarten, wie es zB Ibanez gelungen ist.
Dein Modell ist mir noch vage in Erinnerung geblieben, 24 Bünde und gemischte P-90/HB-Bestückung ist ja auch heute nicht gerade häufig zu finden, zumal bei einer LP-ähnlichen Gitarre. Diese Unterschiede geben ihr aber auch eine Eigenständigkeit, die sie mMn zu einem der gelungeneren Designs der Marke macht.
Auch dieser Typ war allerdings üblicherweise mit Tunomatic und Stoptail ausgestattet, die Version mit Tremolo dürfte ziemlich selten sein. Der "Special Edition"-Schriftzug weist schon darauf hin, solche Kleinserien gab es damals öfter von koreanischen Herstellern. Oft wurden sie für die Frankfurter Musikmesse oder andere Ausstellungen gebaut, um dort bei den Vertrieben - und vielleicht auch bei bekannten Marken auf der Suche nach Lohnherstellern - die Leistungsfähigkeit der eigenen Fabrikation zu demonstrieren. Diese wurden dann meist direkt auf der Messe verkauft, mitunter ein ganzer Stand, denn der Rücktransport wäre finaziell weniger lohnend gewesen. Oder ein großes Musikhaus hat sich ein Sondermodell bauen lassen, um auch den weniger betuchten (oder schlicht sparsameren) Kunden etwas besonderes anbieten zu können, das es woanders nicht gab. Ich erinnere mich da an einige Modelle mit geradezu atemberaubenden Abalone-Drachen, -Blumen oder -Vögeln...
Jedenfalls hast Du da eine interessante Gitarre gefunden, die vieles bietet, das man so schnell nirgends in der Kombination findet, schon gar nicht in der Preisklasse. Viel Spaß damit!
Gruß, bagotrix