Auch ich wollte endlich mal ne Stratocaster haben. Weil ich nicht mehr der Jüngste bin und deshalb geduldiger bin - was ich früher nicht war - habe ich mir Zeit gelassen und unzählige Strats selbst gespielt. Unter anderem auf der Musikmesse in Frankfurt, aber auch in diversen Gitarrenläden. Ich selbst bin Blueser, liebe also Blues, Rhytm + Blues und Blues-Rock. Ich versuchte so unvoreingenommen wie möglich an die Sache ran zu gehen. Also habe ich von der Einsteigergitarre aus Mexiko für 400 Euro bis hin zum Custom Shop Modell Master Build für 5000 Euro so ziemlich alles in der Hand gehabt. Inklusive der unzähligen Artist-Modelle Clapton, Mayer, Beck. Am Ende hab ich mir eine 60th Road Worn gekauft weil das eine klasse Gitarre ist und mehr Geld auszugeben mir ziemlich sinnlos erschien, denn selbst die Masterbuild brachte meines Erachtens keinen Zuwachs der den höheren finanziellen Aufwand gerechtfertigt hätte.
Ein paar Impressionen:
Die Road Worn ist zu den normalen Mexiko Strats ein großer Sprung. Für mich Custom Shop Qualität. Der Sound ist Vintage, so wie ich es mag. Die Gitarre ist klasse resonant. Zum Üben brauch ich fast keinen Amp so gut klingt das Teil unverstärkt.
Von den Artist-Modellen finde ich die Mayer sehr interessant. Die Pick-Ups in dieser Gitarre haben einen tollen Vintage-Sound mit etwas mehr Output und einem moderneren Klangbild. Die Bespielbarkeit der Gitarre ist super.
Die Clapton Strat bietet durch den Midboost eine sehr große klangliche Breite und das dürfte für alle interessant sein, die mit einer Gitarre zurecht kommen wollen und auch mal humbucker-ähnliche Sounds produzieren möchten. Allerdings ist vermutlich das V-Profil des Halses nicht jedermann Sache.
Die Amerikan-Standard ist eine sehr schöne Gitarre, die Vintage mit Modernität verknüpft. Ich fand halt nur den Sound der Road Worn strat-typischer, zumindest wenn man den Vintage-Sound bevorzugt.
Die Strat Amerikan Deluxe richtet sich meines Erachtens an eine Zielgruppe, die moderne Gitarrentechnik bevorzugt. Und das klappt perfekt. Das ist eine klasse Gitarre mit super Bespielbarkeit und vielen Soundmöglichkeiten durch neue Pick-Up-Schaltung. Kann ich empfehlen.
Die Custom Shop Geschichte habe ich nicht ganz kapiert. Ich hab beispielsweise eine Rory Gallagher in der Hand gehabt und auch eine Stevie Ray Vaughn. Ich würde meine Road Worn gegen keine der beiden Modelle tauschen. Mögen diese Gitarren den berühmten Vorbildern auch optisch sehr ähneln - weder Bespielbarkeit noch Sound fand ich aber gegenüber meiner Road Worn überlegen.
Ich hatte 2 bis 3 Custom Shop Gitarren in der Hand, die nach meiner Auffassung super gut waren. Nachdem aber der Preisunterschied zu meiner Road Worn 2000 Euro+ war, und ich Unterschiede zwar sehen, aber kaum nennenswert hören und spüren konnte, hab ich´s gelassen. Schöner verarbeitet im Detail sind die CS Modelle sicherlich, aber das ist für mich kaum relevant, denn die Raod Worn ist nun alles andere als hässlich. Tatsächlich musste ich schon Leuten erklären, dass die Gitarre nicht "echt" 50 Jahre alt ist und die das dann kaum glauben wollten oder konnten.
Und noch was: Ich hatte tatsächlich eine original 63er Strat in der Hand. Die klang toll. Aber die Bespielbarkeit war aufgrund der dünnen Bünde und des Halsprofils doch ziemlich dürftig, insbesondere wenn man das "modernere" Halsprofil der Road Worn mit den Medium Jumbo Bünden zu schätzen weiß. Und wer jetzt glaubt, der Soundunterschied zu meiner Road Worn wäre drastisch ins Gewicht gefallen, irrt ganz sicher.
Ich hoffe, ich konnte ein wenig zum Thema beitragen.
Meine Meinung: