Naja,
früher (80er, 90er) gab es in Deutschland 6 größere Plattenfirmen: EMI, Ariola, CBS, Polygram, Teldec/RCA, WEA, und noch Virgin.
Heute gibt es nur noch drei: Warner, Sony, und Universal.
Früher gab es noch Budgets für Produktionen. Alben hatten nur 30 bis 40 Minuten Musik und so 8 bis 12 Songs.
Heute muss eine CD praktisch immer randvoll sein, mit 60 Minuten Musik und bis zu 18 Songs. Was früher auf 2 Alben aufgeteilt wurde, findet sich heute auf nur noch einem.
Um veröffentlichbare Aufnahmen zu machen, musste man früher ein professionelles Studio verwenden. Einige der Plattenfirmen hatten noch ihre eigenen Studios, und es gab auch noch viel mehr professionelle Studios.
Ausserdem gab es ja noch die Rundfunkanstalten mir ihren Qualitätsansprüchen - Stichwort Pflichtenheft.
Und es gab für die Equipmenthersteller viel weniger Konkurrenz aus China.
Heutzutage kann man in einem Heimstudio (Wohnzimmer) eigentlich veröffentlichbare Aufnahmen herstellen: Das meiste wird mit Samples programmiert (Drums, Bass, Streicher, ...), Gitarren über Modelling Simulationen direkt eingespielt. Das einzige Mikro ist dann häufig das für die Stimme, den Gesang.
Ich finde, die großen Firmen AKG, Sennheiser und Neumann haben den Heimstudio-Markt erstmal verschlafen. Es gab zum Beginn der Heimstudio-Booms (als gute digitale Interfaces auf den Markt kamen, als mehrspuriges Hard-Disk-Recording am Heim-Laptop möglich wurde) keine preiswerten "Studio"-Mikros dieser Hersteller. Entweder, man griff auf den "Plasteschrott" von Sennheiser (MD-irgendwas, mit fest installiertem Kabel und unsymetrisch-Klinke) zurück, oder auf Vivanco. Oder aber, man musste echt viel Geld in die Hand nehmen für die Marken-Mikros.
Oder man kaufte für den Preis eines einzigen Neumanns sich gleich 3 oder 4 Großmembraner von "Studio Projects" (B1 oder B3) oder von MXL. Die mögen vieleicht etwas schlechter in ihren Daten gewesen sein, oder auch die Produktkonstanz war nicht so gut, aber hey! Damit konnte man sein Drumset immerhin 4-spurig ganz gut klingend aufnehmen. (Halbwegs passabel klingender Raum vorausgesetzt.)
AKG, Sennheiser und auch Neumann sind ja erst später auf diesen Markt aufmerksam geworden, mit Perception, MK, oder Neumann mit dem abgespeckten TLM 102 (trotzdem noch sehr teuer).
Das war aber erst zu einem Zeitpunkt, als diese "Billigmarken" schon den Heimstudio-Markt beackert hatten, die Preise "verdorben" hatten und auch die Qualitätsstandards gesetzt hatten.
Im Gegensatz zu den Amateur-Mikros von Sennheiser etwa, klangen die recht rauscharm, gut, empfindlich und "edel", und ausserdem waren sie gut verarbeitet (massive Vollmetall-Gehäuse). Waren also ein guter Deal fürs Geld.
Ob dieser Heimstudio-Markt jetzt soviel hergibt, weiß ich nicht. Aber wohl doch soviel immerhin, dass es Firmen wie Studio Projects und MXL usw. gibt.
Das mag sicher ein Grund sein, weshalb AKG Mikros fürs Homerecording hier eher weniger empfohlen wurden: Preis-Leistungs-Verhältnis.
Denn besser, als ein einziges meinetwegen Super-Mikro von AKG, was ich mir eher doch nicht leisten kann, sind allemal ein oder zwei gut brauchbare China-Mikros, die ich mir jetzt leisten kann. Denn damit kann ich hier und jetzt aufnehmen, wenn vieleicht auch mit etwas schlechterer (???) Qualität.
Ein anderer Punkt mag das Design gewesen sein: MXL beispielsweise bedient schon auch das Auge mit, mit den vielen bunten großen und kleinen Mikros in immer neuer Form, oder irgendwelcher Gimmicks (Röhre, Doppelmembran-Mikro, etc.). Bringt wohl für den Sound nicht unbedingt was, aber für das "Studio-Flair".
Wenn AKG jetzt das Werk in Östereich schließt und stattdessen bei Zulieferern (?) fertigen lässt, fällt auch ein letztes Alleinstellungsmerkmal weg.
Gruß