Ebenso ist deine "eingebürgerte" Regel von 60%-65% des aktuellen Neupreises halt totaler Quatsch. Ich kann dir aus dem Stand verschiedene Produkte aufzählen, bei denen die Gebrauchtpreise dem Neupreis entsprechen oder diesen sogar Übersteigen. Hat dann nämlich auch mit mangelnder Verfügbarkeit zu tun. Und den Käufern, die einen jungen, gebrauchten Bentley Continental GT für quasi Neupreis kaufen, ist halt auch völlig egal, ob du nur 65% geboten hättest. Kannst dich ja mal bei den Fender Custom Shop Masterbuilts umschauen Da lacht der Markt über deine 65%. Und zwar sowohl Verkäufer- als auch Käuferseitig.
Sehe ich tatsächlich anders.
Hier geht es ja vom TE klipp und klar um eine Stangengitarre im Preissegment ~500-700€. Da halte ich den Preisbereich 60-70% für absolut angebracht und sinnvoll. Es ist nun einmal so, dass du dir heute meistens nicht zu 100% sicher sein kannst, dass ein Instrument wirklich das hält was es verspricht. Ausgenommen sind hier natürlich die Angebote, bei denen man abholen kann bzw. anspielen möglich ist.
Im konkreten Fall sehe ich hier eher das Problem, dass eine kurzfristige
Preisaktion eigentlich keine Delle im Gebrauchtpreis verursacht.
In dem Zeitraum werden die Gitarren halt für 1-2 Monate gebraucht
kaum über die Theke gehen, danach stabilisiert sich das Ganze eigentlich wieder.
Kein Mensch wird 12 Monate nach so einer Aktion kommen und sagen:
"Heeeey, die Gitarre hat doch mal für 2 Wochen 100€ weniger gekostet."
Bei einer Masterbuild bzw. Custom Instrument hat diese Regel keine Gültigkeit, dass ist ja auch komplett logisch.
Auch hier regelt nämlich Angebot und Nachfrage den Preis.
Es gibt eine extrem begrenzte Anzahl der Gitarre und eine - zumindest im Fall
Fender - hohe Nachfrage. Der Preis regelt sich entsprechend nach oben.
Ich habe jetzt sicherlich schon 10-15 Instrumente in den letzen Jahren gebraucht gekauft/verkauft. Ich setze meine Preise immer Marktgerecht an,
sprich ich beobachte eigentlich dauerhaft die Gebrauchtpreise auf Kleinanzeigen/eBay. Wenn es soweit kommt und ich meine Geräte
veräußere wird das Angebot entsprechend angepasst. Als Verkäufer
setzt man den Preis natürlich immer etwas über der eigenen Schmerzgrenze
an, um eventuelle Nachlässe verkraften zu können.
Meistens läuft es dann circa wie folgt ab:
Inserierung (je Zustand): 70-75% des Neupreises
Interessenten bieten:
A: 50% --> Absage
B: 55% --> Versuch auf 65-70% zu kommen --> scheitert, Absage
C: 60% --> Einigung auf 65-70%
Und dann wars das. Natürlich gibt es auch mal Fälle wo es anders läuft,
in beide Richtungen, aber solang man bei Kleinanzeigen ist, hat man das
Heft des Handelns ja sowieso selbst in der Hand. Egal ob man Ver- oder nur
Käufer ist.