alibeye schrieb:
könntest du mir bitte in paar worten erklären, was ein modales solo is?
Eins das auf der Anwendung von Modi im hier: gebräuchlichsten Jazz-Sinne beruht. Und zwar stellt man sich das am besten als ein Rastersystem von Modalität und Tonalität vor.
Was Modalität angeht hab' ich da eben nicht nur Dur/Moll, sondern 7 diatonische (aus kleinen und großen, nicht aber auch übermäßigen Sekundschritten bestehende), heptatonische (7-Ton-) Skalen (Ionisch, Dorisch, Phrygisch, Lydisch, Mixolydisch, Äolisch, Lokrisch), von denen die nächste jeweils den 2. Leiterton der vorangehenden als Grundton nimmt (also Ionisch: CDEFGAH, Dorisch: DEFGAHC, usw. bis Lokrisch: HCDEFGA). Insofern kann man Ionisch auch als C-Modus, Dorisch als D-Modus etc. bezeichnen.
(Wie man sieht, das Ganze hat mit Gregorianik herzlich wenig zu tun. Authentische vs. plagale Modi, geschweige andere Register wie etwa beim arabischem Maqam-Phänomen gibt es hier auch nicht).
Die Tonalität ist durch den Grundton festgelegt. Neben C Ionisch kann man eben etwa ionische Leitern auf allen Tönen als Grundton aufbauen. Charakteristisch für den Modus ist die Folge von Ganz- und Halbtönen. Also machen wir das mal mit G Ionisch, dann haben wir GAHCDEFis. Wie man sieht unterscheidet sich Ionisch von Mixolydisch durch die große statt kleine Septime.
In der Art läßt sich das mit allem Modi durch alle sog. Vorzeichenebenen hindurch treiben. Man hat also nicht bloß einen Quintenzirkel sondern eine vollständig ausgefüllte Matrix von 7 Modi und 12 Ebenen.
Jetzt ist aber das Problem, daß man konsequenterweise in ein Lead-Sheet sowas wie | C Phryg. | % | D Lyd. | % | usw. schreiben müßte, nur soweit haben sich die meisten dann doch nicht von der funktionsharmonischen Tradition zu verabschieden getraut, sondern verwandten nachwievor Akkordsymbole, die aber keineswegs immer eindeutige Zuordnungen erlauben.
Man kann modales Material auch erweitern. Etwa kann man auf Lydisch b7 (CDEFisGAB) ein ganzes weiteres diatonisches System aufbauen (was in der Praxis eher selten mit voller Konsequenz betrieben wird). Theoretisch sind sogar 2 weitere diatonische Systeme möglich, nur sind die langweilig, weil die beiden Halbtonschritte jeweils aufeinander folgen. Dazu kommt eine Unzahl weiterer Skalen, die verschiedensten Quellen entstammen können.