Liebe PRS-Jünger,
vieles wisst ihr sicherlich schon, aber für eventuelle Neuinteressenten hier mal noch ein ausführlicher Bericht zu meinem langgehegten Traum einer PRS Custom 24. Es handelt sich dabei um eine Sonderausführung zum 35jährigen Firmenjubiläum der Firma aus Maryland mit ein paar Besonderheiten, die ich sehr ansprechend fand gegenüber der Standardausführung der Custom 24. Neben optischen Details wie dem veränderten Kopfplattendesign ist es vor allem die Schaltung, die mich ansprach. Diese ist im Prinzip von der Pauls Guitar übernommen und ermöglicht es, jeden der beiden 85/15-Humbucker separat zu splitten. In Verbindung mit dem 3-Weg-Toggle ergeben sich so 8 Schaltvarianten. Die gleiche Schaltmimik gab es auch in der Custom 24-08, dort allerdings mit einem 3-Weg-Bladeschalter statt des Toggle, welcher mir sympathischer ist.
Die Farbe der Gitarre nennt sich charcoal burst, neben gold black burst diejenige, die mir am besten gefällt. Sie wiegt sympathische 3,4 kg und weist eine absolut tadellose Verarbeitung auf. Ich kann da beim besten Willen nichts zu kritisieren finden. Eine atemberaubend schöne und perfekt ausgeführte Lackierung, 24 perfekt eingelassene Medium Jumbo Bünde, ein Griffbrett mit gerollten Kanten und abgerundeten Bundenden für eine handschmeichlerische Haptik, die dazu von dem Pattern regular Halsprofil handfüllend unterstützt wird (es gibt sie auch mit Pattern thin, das wohl deutlich in Richtung eines Modern C geht). Trotz Lackierung am Halsrücken klebt da nichts und stört auch nicht den Spielfluss. Die Zugänglichkeit bis zu den höchsten Bünden ist vorbildlich, Intonation, Sustain und Klangtiefe in den hohen Lagen habe ich so noch nicht erlebt - perfekt!
Ebenso perfekt und musikerfreundlich arbeitet das PRS Tremolo. Da ist nichts scharfkantig, steht nichts raus und verstimmungsfrei arbeitet es auch noch, solange man nicht den Freudlos-Jünger gibt. Es ermöglicht softes Tremolieren in beide Richtungen und hält trotzdem perfekt die Stimmung beim Auflegen des Handballens.
Die 85/15 Humbucker haben einen gemäßigten Output zwischen 8 und 9 kOhm. Sie klingen sehr transparent, mumpfen nicht und sind untereinander sehr ausgewogen in den Frequenzen. Tonal ist das eindeutig PAF-Land mit vielleicht einer kleinen modernen Attitüde. Warm, druckvoll, singend bei Bedarf finde ich sie clean wie mit Zerre höchst attraktiv. Auch die Splitsounds und Kombinationen von gesplittet mit vollem Humbucker in der Mittelstellung sind alles nützliche Sounds, die zum Spielen wie auch zum tatsächlichen Einsatz einladen. Die durch die 24 Bünde leicht versetzte Position des Hals-HB macht sich für mich nicht negativ bemerkbar, der klingt wie ein Hals-HB halt klingen soll. Generell muss man sich glaube ich auch von den historischen Vorbildern klanglich lösen, das ist weder eine LP noch eine Strat, es ist eine PRS und das ist mittlerweile ja auch eine Trademark. Die PRS-typische 635 mm Mensur wildert zwischen beiden Lagern und gibt der CU24 eine Portion Spritzigkeit und Attack gegenüber einer LP, die ich persönlich zu schätzen weiß. Auch meine Unicut LP jr. hat diese Mensur. Mit gesplitteten Tonabnehmern kommt man sehr nahe an das Fender-Lager heran, aber eine Strat oder Tele wird daraus nicht. Wer sich von solchen Erwartungen zu lösen weiß, bekommt eine Gitarre, die der ELWMS schon sehr nahe kommt, ohne dass man dabei auch nur irgendeinen klanglichen Kompromiss eingehen muss. Mit dieser Gitarre und einem guten Amp oder Modeler deckt man 98 % jeglicher Stilistiken treffsicher und klanglich höchst überzeugend ab. In meinem Fall sind das die plexi-orientierten Klänge aus dem Bogner Atma für guten old style Rock. Der Atma liefert diesen Plexi-Ompf und die Gitarre gibt genau den passenden Input dazu - Sound zum Süchtigwerden. Der Atma kann im cleanen Kanal aber auch hervorragend fendern und die Gitarre mit gesplitteten Pickups dazu ebenfalls.
Fazit:
Dieses Paradebeispiel für Gitarrenbaukunst in Serienmanufaktur ist richtig teuer - aber eben auch richtig gut und mehrere Meilensteine von den durchaus nicht schlechten PRS-SE Gitarren entfernt. Paul Reed Smith sagte wohl mal: "Wenn der Kunde den Koffer öffnet, muss es bei ihm erstmal WOW machen". Ich finde, das passiert tatsächlich (zumindest bei mir), aber WOW alleine von der Optik würde wohl auf Dauer niemandem reichen. Hier kommt die entsprechende Klangkultur dazu, sofern man bereit ist, sich von dem immer noch weit verbreiteten Irrglauben, Gibson und Fender in einer Gitarre vor sich zu haben, zu entfernen. Objektiv ist das eine perfekte Gitarre, auch ein immer wieder angebrachter Vorwand. Aber subjektiv erfreut mich diese objektive Perfektion und wenn sie im Verstärker eingestöpselt ist, möchte man nicht mehr aufhören zu spielen - so what!
Die Drehflügel der Mechaniken sind nicht einfach weiß
Wunderschönes Naturbinding
Ergänzung:
Gestern hatte ich das gute Stück in der Probe dabei und sie hat sich auch im Bandkontext bestens bewährt
Durchsetzungsfähig und angenehm zu Spielen auch bei 4 Stunden am Stück.
Hier zwei Videos von gestern Abend.
Divided Society ist ein eigener Song von uns, die ganzen Rhythmusparts sind in der Mittelstellung beider HB gespielt, Solo erst Hals dann Steg.
Diese Mary dürfte bekannt sein, hier überwiegend Splitsounds bis auf das letzte Solo. Gesang etwas leise, weil ich vergessen hatte, die Box Richtung Handy zu drehen :tuete01:.