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cirex
Registrierter Benutzer
Ich möchte euch hier am vereinfachten Beispiel die mechanische Erklärung zu meiner Aussage liefern, warum der dicke Halsfuß der PRS für die Stabilität nichts bringt.
Und auch zu meiner Aussage "Und die Statik ist bei der Gitarre irrelevant. Wäre sie relevant, wären die Hälse generell dicker."
Damit es nicht zu kompliziert wird, ist in dem vereinfachten Beispiel der Gitarrenhals in Spielhaltung mit der Sicht von oben (also aus der eigenen Perspektive) dargestellt und zur besseren Verständlichkeit und Vergleichbarkeit der Spannungswerte in einer festen Wand verspannt.
Der Hals besteht aus zwei Teilen, dem "dünnen" Hals und dem dicken Halsfuß.
Die Saiten ziehen den Hals nach vorne (die Stelle beim Sattel ist zwar nicht richtig, das soll hier mal egal sein), was durch den orangen Pfeil für die Kraft F repräsentiert wird.
Im Hals gibt es über der gelb strichlierten Linie (neutrale Faser) einen auf Druck und darunter einen auf Zug beanspruchten Bereich (Zug ist meistens kritischer).
Die Formeln für die Berechnungen lauten:
δ... Spannung
M... Biegemoment
W... Widerstandsmoment
F... Kraft
l... Abstand der Kraft
I... Flächenträgheitsmoment
a.. Abstand der neutralen Faser
b und c... Breite und Dicke
Wenn wir uns im ersten Schritt die Beanspruchung (Zugspannung) im Halsfuß ansehen, dann ergeben sich folgende Werte:
Im zweiten Schritt machen wir das gleiche für die maximale Beanspruchung des "dünnen" Halses:
Im dritten Schritt schauen wir uns die Spannungswerte beim verlängerten Halsfuß der PRS an (ich habe angenommen, dass der Halsfuß um 40mm länger ist):
Die Spannung ist wie erwartet geringer (um knapp 12%). Also, ja, die "Stabilität" (Belastbarkeit) des Halses hat zugenommen, und sogar zu einem nicht unwesentlichen Teil.
Bevor hier vorschnelle Jubelschreie losbrechen möchte ich im vierten Schritt etwas "Erstaunliches" zeigen.
Bei diesem Schritt habe ich den "dünnen" Hals um 1,5mm dicker gemacht:
und es zeigt sich, dass mit dieser Maßnahme die "Stabilität" des Halses praktisch ident zu jener des PRS Designs ist:
Wie kann das sein?
Wenn ihr euch die Formeln oben anseht, speziell vom "I" (Flächenträgheitsmoment) dann seht ihr, dass "c" (die "Dicke") mit der dritten Potenz in die Gleichung eingeht, während alles andere die Spannung nur linear beeinflusst.
Was ich ergänzend erwähnen möchte:
Ich hoffe dieser kleine Exkurs in die Mechanik war für euch verständlich und nachvollziehbar!
Hier könnt ihr zum Thema auch noch nachlesen:
www.maschinenbau-wissen.de
Und auch zu meiner Aussage "Und die Statik ist bei der Gitarre irrelevant. Wäre sie relevant, wären die Hälse generell dicker."
Damit es nicht zu kompliziert wird, ist in dem vereinfachten Beispiel der Gitarrenhals in Spielhaltung mit der Sicht von oben (also aus der eigenen Perspektive) dargestellt und zur besseren Verständlichkeit und Vergleichbarkeit der Spannungswerte in einer festen Wand verspannt.
Der Hals besteht aus zwei Teilen, dem "dünnen" Hals und dem dicken Halsfuß.
Die Saiten ziehen den Hals nach vorne (die Stelle beim Sattel ist zwar nicht richtig, das soll hier mal egal sein), was durch den orangen Pfeil für die Kraft F repräsentiert wird.
Im Hals gibt es über der gelb strichlierten Linie (neutrale Faser) einen auf Druck und darunter einen auf Zug beanspruchten Bereich (Zug ist meistens kritischer).
Die Formeln für die Berechnungen lauten:
δ... Spannung
M... Biegemoment
W... Widerstandsmoment
F... Kraft
l... Abstand der Kraft
I... Flächenträgheitsmoment
a.. Abstand der neutralen Faser
b und c... Breite und Dicke
Wenn wir uns im ersten Schritt die Beanspruchung (Zugspannung) im Halsfuß ansehen, dann ergeben sich folgende Werte:
Im zweiten Schritt machen wir das gleiche für die maximale Beanspruchung des "dünnen" Halses:
Im dritten Schritt schauen wir uns die Spannungswerte beim verlängerten Halsfuß der PRS an (ich habe angenommen, dass der Halsfuß um 40mm länger ist):
Die Spannung ist wie erwartet geringer (um knapp 12%). Also, ja, die "Stabilität" (Belastbarkeit) des Halses hat zugenommen, und sogar zu einem nicht unwesentlichen Teil.
Bevor hier vorschnelle Jubelschreie losbrechen möchte ich im vierten Schritt etwas "Erstaunliches" zeigen.
Bei diesem Schritt habe ich den "dünnen" Hals um 1,5mm dicker gemacht:
und es zeigt sich, dass mit dieser Maßnahme die "Stabilität" des Halses praktisch ident zu jener des PRS Designs ist:
Wie kann das sein?
Wenn ihr euch die Formeln oben anseht, speziell vom "I" (Flächenträgheitsmoment) dann seht ihr, dass "c" (die "Dicke") mit der dritten Potenz in die Gleichung eingeht, während alles andere die Spannung nur linear beeinflusst.
Was ich ergänzend erwähnen möchte:
- die Werte mögen nicht alle der Realität entsprechen, das hat aber keinen Einfluss auf die Aussage
- die (Biege)Spannung ist nur ein Maß für die "Stabilität", hinzu kommen u.a. Kerben, Schwingungsverhalten, Ermüdungsverhalten, Temperaturbelastungen,...
Um z.B. der Kerbwirkung beizukommen haben die Hälse diese von @HD600 gezeigte Form.
Ich hoffe dieser kleine Exkurs in die Mechanik war für euch verständlich und nachvollziehbar!
Hier könnt ihr zum Thema auch noch nachlesen:
Biegung berechnen, Biegespannung berechnen
In diesem Skript wird beschrieben, wie man die Beanspruchung auf Biegung berechnen kann. Insbesondere geht es dabei um die Berechnung der Biegespannung in einem Balken.