Der Einbau des Kahler K7200-CH in "Paulus"
Am Donnerstag, den 26. Januar legte ich schonmal die beiliegende Schablone über den Saitenhalter und den Tune-o-matic-Steg von Paulus. Nachdem das sehr passend aussah, zog ich die Saiten ab und testete dann mit den beiliegenden Kahler-Original-Schraubbolzen den Bolzenabstand indem ich sie etwa einen halben Gewindegang in die M8-Gewinde vorsichtig eindrehte. Weiter ging das Zoll-Gewinde nicht in die M8-Gewinde. Der Abstand sah wirklich gut aus. Dann versuchte ich die Original-M8-Schraubbolzen des Paulus-Bausatzes in die Nuten des Kahler 7200 zu schieben. Aber das ging nicht. die Bolzenlänge zwischen Schraubenkopf und Zwischenring war etwas zu schmal. Das sah man dann auch, wenn man die Schraubbolzen nebeneinander legte. Da es schon spät war, vertagte ich die weiteren Aktivitäten.
Am Freitag, den 27. Januar spannte ich dann die Schraubbolzen in das Bohrfutter meiner Bohrmaschine, lies sie drehen und feilte diesen Abstand mit einer Schlüsselfeile in mehreren Etappen so lange etwas größer, bis das Kahler-Vibrato schließlich passte. Außerdem zeichnete ich den Umriss der notwendigen Vertiefung auf der Korpusdecke von "Paulus" an.
Am Sonntag, den 29. Januar richtete ich mir schließlich einen kleinen Arbeitsplatz auf unserem Esstisch ein. Da war das Licht gut, ich konnte den Hals über die Tischkante rausstehen lassen, der Staubsauger war schnell aufgebaut und positioniert und die weiche Unterlage in Form meines Mauspads und Sitzpads für's Cajon, schützte den Tisch und die Gitarre gleichermaßen.Ich spannte meinen 12er-Holzbohrer (mit der gekürzten Zentriespitze) in die Bohrmaschine, warf den Sauger an und bohrte erstmal den Großteil des Holzes weg.
Dann kamen das 30er Stecheisen und der Knüpfel zum Einsatz und ich stemmte den Rest raus. Und ich merkte wieder, dass dieses Holz beim Bohren wirklich schnell reißt und sich auch nicht wirklich sauber stemmen lässt - trotz scharfem Bohrer und scharfem Stecheisen. Das hatte ich damals schon gemerkt, als ich den Korpus für das Kreuz ausgestemmt hatte
(klick).
Letzten Endes ist es trotzdem gut geworden und soll hier auch zeigen, dass man für solche Arbeiten nicht zwingend eine Oberfräse und Schablone braucht.
Es ging jedenfalls echt schnell und nach knapp 40 Minuten konnte ich das Vibrato testweise einlegen.
Der Einbau
Nun kam der Moment, in welchem ich wirklich kontrollieren konnte, ob der Bolzenabstand zum Vibrato passen würde.
Als erstes schraubte ich die von mir angefertigten vorderen Auflageschrauben in die M8-Gewinde des bisherigen Tune-O-Matic-Steges. Dafür konnte ich natürlich ebenfalls nicht die beigelegten Schrauben von Kahler verwenden, da sie zu kleine und zöllige Gewinde hatten. Also hatte ich einfach die Köpfe von zwei handelsüblichen M8x16mm Innensechskantschrauben abgedreht bis etwa 2mm dicke plane Teller übrig geblieben waren. Die drehte ich nun einfach von Hand bis kurz vor Anschlag in die Einschraubmuffen.
Dann fädelte ich die beiden Schraubbolzen in die Langlöcher des Vibratosteges ein, setzte sie auf die Gewinde des bisherigen Saitenhalters und schraubte sie abwechselnd Umdrehung für Umdrehung in den Korpus. Das ging gut und es verkantete, oder verspannte sich nichts und ich kam problemlos tiefer als notwendig, ohne das irgend etwas des, nach unten herausstehenden und von den Federn komplett nach hinten gezogenen Teiles des Vibratosteges in der ausgestemmten Vertiefung des Korpuses aufsaß. Ich konnte ihn auch komplett in den Langlöchern nach vorne und nach hinten verschieben.
Der gemessene Abstand der Bolzenmittelpunkte bei "Paulus" war nach dem Verbau nun genau 82,65mm, also gerade mal ein Zehntel neben dem Sollmaß. Richtig cool!
Jetzt wollte ich es wissen und zog kurzerhand die alten Saiten provisorisch auf und stellte den Vibratosteg auf sie ein. Ich zog die Saiten etwas an und stellte erstmal die Höhe der Saitenlage über die Einschraubtiefe der Auflageschrauben und Schraubbolzen ein.
Dann stimmte ich sie durch und spannte, bzw. entspannte die Gegenzugfedern über den in der Mitte liegenden Innensechskant bis das Vibrato schön ausgewogen in Mittelstellung schwebte.
Dann kontrollierte ich nochmals die Saitenhöhe und justierte sie über die Innensechskantschrauben der Saitenreiter. Dann öffnete ich die Klemmschrauben der Saitenreiter und stellte die sechs Saiten auf gleichmäsigen Abstand und mittiges Fluchten über die Pickupmagnete ein.
Als letztes stellte ich, durch Vergleichen des Flageolettones über dem 12. Bund mit dem sanft gegriffenen 12. Bund, die jeweilige Saitenlänge ein indem ich die Kreuzschlitzklemmschraube der Saitenreiter öffnete und die Saitenreiter in die gewünschte Position schob und nach dem Einstellen wieder anzog. Natürlich konnte ich den Verstellbereich auch noch insgesamt mittig ausrichten indem ich die Anschlagschrauben in den Langlöchern in den gewünschten Bereich einstellte.
Das klingt alles relativ kompliziert wenn man es beschreibt, aber es ist eigentlich ziemlich einfach und selbsterklärend.
Die Intonation und Saitenlage der Gitarre war problemlos einzustellen und ich war sehr zufrieden mit dem Umbau. Auch leichtes Vibrato funktionierte ohne große Verstimmung, obwohl natürlich noch die Saitenklemme hinter dem Sattel fehlte.
Passt denn der Piezo noch zwischen Auflageschraube und Vibrato?
Das war für mich keine unwichtige Frage da ich den bisherigen Piezo ausbauen musste und hier natürlich baugleich zu "Nr.2" einen
HB-T zwischen der Auflageschraube und dem Vibratosteg auf der Seite der hohen E-Saite einklemmen wollte. Da dieser eine Dicke von knapp 2mm hat, müsste ich die Auflageschraube auf dieser Seite natürlich um diese 2mm tiefer eindrehen um den Piezo verbauen zu können.
Es war knapp, aber Gott sei Dank hatte ich eine der beiden Schrauben etwas weiter abgedreht und so musste ich nur die beiden Schrauben miteinander vertauschen und den flacheren Kopf auf der Piezo-Seite komplett auf den Korpus nach unten drehen - dann passte der Piezo und ich hatte noch genügend Einstellmöglichkeiten für die Saitenhöhe mit den Stellschrauben in den Saitenhaltern.
Der Einbau des HB-T (Shadow SH711)
Ich musste ein neues Loch an der neuen Verbauposition des Piezos Bohren. Das machte ich mit meinem langen 3,2mm-Bohrer und meinem Akkuschrauber.
Dann packte ich den HB-T aus seiner Verpackung und war irritiert. Ich musste jedoch mehrmals hinschauen bis ich entdeckte was mich so irritierte:
Die Packung mit dem von Shadow hergestellten Piezo trug statt des gewohnten Harley Bent
on-Schriftzuges ein ungewohtes Harley Bent
an
Egal, aber lustig! Vielleicht ist es aber auch der Grund, warum man den
HB-T im Moment nicht mehr bei Thomann bekommt?
Für knapp den doppelten Preis gibt es natürlich auch den original
Shadow SH711 der ist baugleich und könnte ebenfalls verwendet werden.
Wie schon die letzten Male, schnitt ich die Umspritzung der Anschlussbuchse weg, bis ich die Buchse ablöten konnte. Dann fädelte ich das Kabel durch das neu gebohrte Loch in das E-Fach und lötete es entsprechend an.
Ein kurzer Funktionstest am Verstärker bestätigte seine korrekte Funktion, also klemmte ich ihn zwischen Vibratosteg und Auflageschraube und nivellierte deren Höhe wieder so aus, dass der Steg plan auf allen vier Auflagepunkten sauber auflag.
Für den Soundtest zog ich die Saiten wieder auf und prüfte ob er in der gleichen Phase wie die Golden 50s gepolt war.
Das passte und klang wirklich gut!
Also auf zum nächsten Schritt, zum Verbau des Klemmsattels!