@PianoAmateur: Hallo, Andreas,
ganz zu Anfang des Threads wurde ja schon die (In-)Kompetenz in Methodik/Didaktik angesprochen (Natürlich setzt man auch voraus, dass ein Lehrer sein Instrument, dass er unterrichtet, beherrscht. Auch hierbei kann man schön weiterphilosophieren, ob man "Beherrschen" operationalisieren kann. Natürlich gibt es Zeugnisse einschlägiger Schulen/Hochschulen und auch Noten sind nicht per se der Gradmesser für Können oder Unvermögen oder Durchschnitt.). Auch der Schüler selbst ist ein entscheidender Faktor: Ist er intrinsisch motiviert oder extrinsisch? Also: Wenn er aus eigener Neugier und Antrieb die Entscheidung zum Erlernen eines Instruments getroffen oder z. B. durch seine Eltern dazu angehalten worden ist.
Auch muss man sich Fragen, zu welchem Zweck ein Instrument gelernt werden will: Als Ausdrucksmittel, sozusagen als Stimme? Als Mittel um eine Sprache zu lernen (Musiktheorie, Kompositionslehre usw.)? Zum Erlernen von Disziplin und Struktur?
Meine Frau hatte während ihrer Studienzeit eine Wohngemeinschaft mit einer Meisterschülerin im Fach Klavier (mehrfache Preisträgerin, z. B. Jugend musiziert usw.). Eine perfekte Blattspielerin. So konnte aber nicht kreativ am Flügel sitzen und improvisieren oder selber komponieren.
Ich finde Leute "cool", die in eine Bar gehen, sich ans Klavier setzen und aus dem Stegreif für Stimmung sorgen können, wenn sie in die Tasten greifen (Ich erinnere da gern an Top Gun...).
Gerade der Bereich E-Musik verlangt natürlich nach dem Lernen des "Zeichenvorrats" der Sprache der Musik. Wer in diesem Genre komponieren möchte, kommt nicht umhin.
In der U-Musik sieht es heutzutage anders aus, man muss nicht mal ein Instrument gelernt haben, sondern es reicht aus, hier und da ein paar Samples zurecht zu schneiden, sie zusammenzufügen.
Mitunter hat man - mit den richtigen Kanälen - etwas für die "Massen" geschaffen und kann von den Früchten leben.
Ein E-Musiker (oder ein "Studierter") wird das kompositorisch nicht komplex finden, seine Noten ganz bewusst an bestimmte Stellen gesetzt.
Ob ich nach 23 Jahren Gitarrenspiel mein Instrument beherrsche, ist eine Frage, die ich mir stelle, wenn ich mich mit anderen vergleiche.
Zwei Jahre Unterricht, der Rest gepflegtes Autodidaktentum.
Immerhin macht das Instrument das, was ich ihm vorgebe
Ohne Zweifel wäre es schön, wenn ich durch professionelle Unterrichtung auch auf der Gitarre gelernt hätte, vom Blatt zu spielen, um sich irgendwann jegliches Stück selber anzueignen.
Wenn man sich selber ausdrücken will, kann man sich sicher der Vorgaben von Dritten bedienen, neugierig sein und auszusprobieren ist vielleicht aber der wichtigste Faktor, um "seine" Sprache zu finden und dann in ihr zu sprechen. 12-Ton-Musik mag zwar kompositorisch anspruchsvoll sein, aber bewegt dies auch andere Menschen zur Zustimmung?
Klavierspielen war bei mir nicht intrinsisch motivert, auch wenn ich dadurch froh war, in der Schule nicht Flöte spielen zu müssen.
Ob ein anderer Lehrer und Lehrstil - vielleicht an einer Musikschule - mir mehr gebracht hätte, kann ich heute nicht beantworten.
Wer neugierig ist, akzeptiert auch den ein oder anderen Ballast, wenn er sich bewusst ist, dass sich dadurch sein Wortschatz vergrößert und er damit mehr Freiheiten im Ausdruck erreichen kann.
Neugier zu fördern und immer wieder zu füttern beginnt beim Elternhaus und sollte auch durch den Lehrer beherzigt werden.