Ich muss zugeben, dass ich deinen besagten Amp jetzt nicht kenne, allerdings möchte ich dennoch einige Worte zum Thema Equalizereinstellungen loswerden, da ich die Erfahrung gemacht habe, dass das Kennen seines eigenen Equipments echt goldwert ist und es sich deshalb auf jeden Fall lohnt sehr genau mit demselben auseinanderzusetzen.
... Ich drehe eigentlich mehr oder weniger hilflos an Bass,Mitte,Höhe rum und bin z.B. immer noch nicht sicher ob ich die Mitten raushauen soll (der TSL hat ja einen ToneShifter dazu) oder aufreißen soll....
Solange man den genauen Verstärker nicht kennt ist es recht sinnlos irgendwelche Equlizer Einstellungen durchzugeben, da die Wirkund des Equalizers sehr stark davon abhängt, bei welchen Frequenzen die jeweiligen Regler ansetzen, mit welcher Güte und mit welcher Ausprägung (Stärke der Anhebung/Absenkung <- wird oft beschrieben als "Regler reagieren sehr stark/schwach") sie arbeiten. Was aber für verzerrte Klänge beinahe noch entscheidender ist, ist die Position des Equlizers in der Schaltung selbst (dazu später mehr).
Desweiteren arbeiten die neuen Amps zunehmend mit diversen kanalabhängigen Filtern, die jeweils vor- und/oder nach dem Vorverstärker sitzen und die Arbeitsweise der entsprechenden Amps noch undurchsichtiger machen.
Wenn jetzt also jemand meint, man müsse für "tighte und druckvolle" Sounds "ordentlich Bässe reinhauen", dann kann es durchaus sein, dass das für ihn wunderbar funktioniert, weil der Bassregler bei ihm vielleicht wesentlich höher ansetzt (nicht selten gehen diese bis in die Tiefmitten rein) und zusätzlich noch ein Lowcut vorhanden ist, das ganze hilft dir persönlich allerdings überhaupt nicht weiter, weil dein Verstärker aus oben genannten Gründen unter Umständen vollkommen anders einstellbar ist.
Noch problematischer an dieser Stelle ist, dass viele die jeweiligen Frequenzbereiche garnicht ordentlich zuordnen können (was zugegeben auch nicht unbedingt einfach und deshalb auch nicht schlimm ist).
Besonders wichtig ist es auch zwischen verzerrten und nicht verzerrten Sounds zu unterscheiden. Während sich die Handhabung eines cleanen Kanals meist relativ einfach gestaltet, ist dasselbe bei verzerrten Kanälen aufgrund der Equalizer Position und den spezifischen Filtern (siehe weiter oben) eher schwierig.
Wie bereits erwähnt kommt es hierbei darauf an, wo sich der Equalizer genau befindet. Sitzt er hinter dem Vorverstärker, so hat man nur noch Einfluss auf das Ergebniss der Verzerrung. Sitzt er vor dem Vorverstärker, hat man Einfluss auf die Verzerrung selbst, dafür fehlen die Möglichkeiten den finalen Sound zu bearbeiten. In der Praxis sitzt der Equalizer bei den meisten Verstärkern jedoch zwischen den einzelnen Vorverstärkerstufen, weist also letzlich Merkmale beider genannten Typen auf, was für das Verständniss der Vorgänge jetzt nicht gerade förderlich ist.
Genauso sieht es mit spezifischen Kanalfiltern aus. Was zum Beispiel sehr gerne gemacht wird, ist bei verzerrten Kanälen fest die Bässe vor dem Vorverstärker deutlich abzusenken und diese dann hinter wieder um denselben betrag anzuheben. Dadurch wird erreicht, dass die Bässe deutlich weniger verzerren, hinterher aber immer noch vorhanden sind (Alterative: ganz rausschneiden). Aber auch hierüber hat der normale Benutzer meistens keinerlei Kenntnis.
Ein weiterer Punkt ist das Zusammenspiel der Frequenzbereiche und der Gesamteindruck selbst. Meiner Erfahrung nach ist es zum Beispiel garnicht schlimm, wenn ein wenig "Matsch" im Sound vorhanden ist, solange andere Frequenzbereiche (/höhere Frequenzbereiche) dominieren, sie "maskieren" also den Matsch, er fällt einfach nicht mehr ins Gewicht.
Letzlich möchte ich an dieser Stelle auch garnicht auf das Verständnis sämtlicher Vorgänge hinaus, sondern möchte lediglich aufzeigen, wie komplex das Thema Equalizereinstellungen am Verstärker eigentlich ist. Das Ergebnis dieser Erkenntnis ist unweigerlich, dass man entsprechend auch keine Patentlösungen angeben kann, wie man an seinem Amp vorzugehen hat und dass auch keine theoretische Betrachtung weiterhilft (sofern man nicht genaue Daten des Equalizers und diverser anderer Filter im Signalweg des Verstärkers zur Verfügung hat). Deshalb hilft wie immer nur das, was ohnehin non-stop postuliert wird, hör auf deine eigenen Ohren!
Selbstverständlich möchte ich dich jetzt nicht damit stehen lassen, zumal du schon versucht hast, die richtigen Einstellungen zu finden, weshalb ich dir folgende Tips gebe, die für mich super funktionieren: (natürlich steht es dr frei es anders zu machen)
- Lös dich zunächst von sämtlichen "Einstellungsvorschriften" (Bsp.: "Bei Metal viele Mitten scoopen!") -> auf Ohren hören.
- Die Lautstärke möglichst auf Spiellautsärke bringen, da unterschiedliche Lautstärken bei Gitarrenlautsprechern tatsächlich zu Soundveränderungen führen.
- Schau dir jeden Kanal separat an. Die Hersteller des Verstärkers haben nicht zum Spaß verschiedene Kanäle realisiert, weshalb sie durchaus eigene Charakteristiken aufweisen sollten.
- Falls du mit dem entsprechenden Kanal sowohl clean als auch verzerrt realisieren kannst, schau dir diese beiden ebenfalls getrennt an (Begründung siehe oben). Dazu einmal mit wenig Gain im cleanen Betrieb, einmal mit mehr Gain für den crunchigen Betrieb und einmal mit maximal Gain (nur zum Testen versteht sich).
- Falls du noch weitere Extraswitches (z.B. Deepswitch, Brightswitch) hast, solltest du dir dir auch diese "mit einmal aus und einmal an" anschauen.
- Nun schaust du dir jeden einzelnen Frequenzbereich getrennt an, indem du alle anderen herausdrehst, um einen Eindruck zu erhalten, wie sich der entsprechende Frequenzbereich anhört (Bsp.: mit Bässen anfangen, Mid und Treble komplett raus, eventuell Bässe aufdrehen). Dadurch können dir die technischen Spezifikationen auch komplett egal sein, da du ja nun selbst hörst, wie der bearbeitete Bereich klingt.
- Dasselbe wiederholst du bei den anderen Frequenzbereichen.
- Nun solltest du einen Überblick haben, was dir überhaupt zur Verfügung steht und kannst damit anfangen, deinen Gesamtsound gezielt zusammenzuschrauben.
- Dazu ersteinmal mit zwei Frequenzbereichen anfangen (Bsp.: erst Mid und Treble) bis man zufrieden ist.
- Wenn man damit fertig ist, fügt man den fehlenden Bereich im gewünschten Maße hinzu (Bsp.: Soviel Bass dazu, wie man gerne mag).
Besonders im starkverzerrten Betrieb dürfte sich z.B. bei einigen Verstärkern (besonders Einkanaler) für den Bass-Regler folgendes Bild ergeben: Er verursacht ein hohes Maß an "Matsch"! Das ist wie gesagt nicht bei jedem Verstärker der Fall, aber so ist es zumindest bei meinem Combo und das ist auch wirklich nichts Ungewöhnliches, denn genauso hört sich das einfach an, wenn man Bässe isoliert verzerrt. Genau auf diese Art und Weise entsteht auch der sogenannte "Matsch". Der "Matsch" ist hierbei allerdings nicht der Bass selber, sondern die durch die Bässe bei der Verzerrung hinzugefügten Frequenzen, die besonders in den Tiefmitten liegen. Bevor mir das bewusst war, habe ich zum Beispiel auch gemerkt, dass da in meinem Sound irgendetwas nicht in Ordnung ist. Mein Ohr hat mir gesagt, dass das in den Mitten liegt, zu viel Fülle, zu untransparent das Ganze. Allerdings konnte ich mit dem Mittenregler hier nichts erreichen, da die störenden Frequenzen in meinem Fall erst durch den Bass erzeugt wurden und der Mitten-Regler schon deutlich früher angesetzt hat. Deshalb auch der gut gemeinte Tip, wirklich jeden Regler, besonders im verzerrten Betrieb, durchzugehen, denn dann weist du erst wirklich, was Sache ist.
Der Letzte Punkt ist nun ganz besonders nur meine persönliche Meinung. Ich denke, dass gerade der Bassbereich bei der E-Gitarre deutlich überbewertet wird. Der "Punch" oder der "tighte Sound" ist eher weniger über den Bass als solchen zu erreichen, dazu hilft es dir wie gesagt einfach, indem du dir ihn einfach isoliert anhörst, dann solltest du merken warum.
Meistens ist es eher so, gerade im Bandkontext, dass deine Bässe ohnehin in denen der Bassdrum und der Bassgitarre untergehen (ja es ist wahr, die haben einfach die Dickeren...), was man lediglich durch eigenes pushen der Bässe kompensieren könnte, dann kommt man allerdings noch mehr mit dem Bass ins Gehäge.
Irgendwer hat bereits erwähnt, dass der "fette, tighte Sound" meist durch das Zusammenspiel der gesamten Band als nur durch die E-Gitarre selbst zustande kommt. Das zeigt auch das verlinkte Video in diesem Thema ganz gut.
Damit solltest du zumindest in der Lage sein nicht ganz so hilflos über die Regler zu rennen. Wenn du abschließend das Ganze für jeden Kanal in jeder Gainstufe durchhast und dir dann noch ein wenig Zeit mit dem Verstärker lässt (was bei deinem Verstärker insgesamt sehr lange dauern dürfte), dann soltest du extrem fit mit deinem Verstärker werden.
Ich wünsche dir noch viel Erfolg bei der Suche nach deinem Sound!
MFG,
BigChiller