Advent, Advent, liebe Percussionisten und Trommler,
Ja, das Percussionsub ist als Forum derzeit nicht sehr gefragt. Dennoch finde ich es sinnvoll, das Angebot zu erhalten. Ob es Anreize gibt, neue User zu rekrutieren, oder auch nicht, ändert m. E. an der Gesamtsituation im musikalischen und instrumententechnischen Bereich gar nichts. Gleichwohl sind die Ideen der Vorredner einen Versuch wert. Ich versuche die Diskussion vorweihnachtlich fort zu führen.
Der Bereich Percussion hat sich über die Jahrzehnte differenziert oder spezialisiert. Das ist ja eine Tendenz in allen Bereichen des Lebens und zu akzeptieren. Ich kann mich noch gut an die ersten Trommenkurse in deutschen Landen erinnern. Die meisten haben in irgendwelchen Kellern angefangen, mit kleinen Gruppen Kpanlogo und Dzigbo zu spielen. Die Congas haben sich Santana, Nippy Noya uva. sei Dank- etabliert und zogen in die Popularmusik ein. Dort wurden die Percussions nach und nach von technischen Errungenschaften abgelöst, während Percussionisten jedoch nach meinem Eindruck, in Teilen des Jazz, auch heute immer noch eine feste Größe sind. (Ausnahmen im Pop gibts auch: z.B. PITTI Hecht bei den Scorpions, wobei es dort mehr um die Show geht) Nicht zu letzt hat Buena Vista einen großen Populartätsschub gebracht und manche Salsafangemeinde und Musiker inspiriert.
Zeitweise etablierte sich das Djembespiel, was auch heute noch eine große Fangemeinde hat. Wie wir alle wissen, ist das Cajon über den Markt hinweg gefegt, und hat einen Trend gesetzt, der die meisten Percussionisten erreicht hat (auch wenn manche das eigentlich gar nicht wollten). Irgendwann war auch der letzte Trommelfellliebhaber soweit, sich auf die Kiste zu setzten, nachdem -be-dauernd jemand fragte, Wie, Du spielst kein Cajon? Cajon und Percussionist ist in der allgemeinen öffentlichen Wahrnehmung auf einmal Eins geworden. So wunderbar diese Teile inzwischen klingen und auch wirklich Laune machen
Letztlich ist es ein Cluster, der auch wieder durch einen anderen abgelöst werden wird und in einem eigenen Forum seine Jünger sich irgendwann mal fragen
Warum schreibt hier keiner mehr? Den Djembeforen ergeht inzwischen ähnlich. Wenngleich dort wirklich versierte Experten unterwegs sind. Allerdings gibts die ja auch im MB. Deshalb sollte das Angebot des MB auch immer in der Breite angelegt sein und alle Perkussionscluster ansprechen bzw. anbieten. Erneute Subforen zu eröffnen, wäre da sicher gewagt.
Themen auszugrenzen hielte ich für falsch. Auch die Erfahrungen mit Cajonisten (bei Asterix nannte man ihn Grünix), die hier ihre wenn auch guten Produkte- an den Markt bringen wollten und User in unnötige Diskussionen verstrickten, gehören der Vergangenheit an. So etwas erledigt sich mit der Zeit, auch wenn ab und an wieder etwas Glut ausgetreten werden muss.
Nach meiner sicher unvollständigen Wahrnehmung gibt es in Deutschland, auch wenn es auf den ersten Blick nicht so scheint, noch eine recht aktive Percussionistenszene. In einigen Städten, wie etwa Berlin, Bremen, Köln, Hamburg und in Teilen des Süddeutschen Raumes tummeln sich eine Menge Leute an den Trommeln. Dies führt jedoch nicht unbedingt dazu, dass man seine Affinität in Foren austauscht. Dafür sind einfach auch die Themen relativ begrenzt und klar bzw. ausgelutscht. Musiktheoretisch mag sich jeder nach seinem Gusto und der bevorzugten Stilrichtung fortbilden. Durch die auch dort steigende Spezialisierung wird es kaum nennenswerten Austausch geben. Wenn man sich Percussionisten anschaut, dann hat jeder ein eigenes Set, das unverwechselbar und sehr stilorientiert ausgestattet ist. Da beneide ich doch die Gitarristen
die wissen immer gleich, das man über so ein Ding mit sechs Saiten redet.
Instrumententechnisch ist auch vieles gesagt. Grundsatzdiskussionen sind daher nicht mehr zu erwarten und man braucht ihnen deshalb auch nicht nach zu trauern. Wenn man sich in europäischen Städten umschaut, sieht es überall ähnlich aus. In Barcelona gibt es einen nennenswerten Trommelshop. Dort stehen je ein Paar Mittelklasse Meinl und LP Congas. In Köln ist es ähnlich. In Prag, Lissabon auch
Hier und da, insbesondere in Berlin, gibt es Menschen, die Trommeln An- und Verkaufen z. T. restaurieren und für teures Geld versuchen, sie wieder an den Markt zu bringen. Manchmal stellt es sich ähnlich wie beim Autohandel dar. Bei ebay wird der Markt gepflegt, ein paar Schrauben geölt
und dann glorifiziert angeboten. Nicht selten werden, wie mir neulich berichtet wurde, Verkäufern auch höhere Preis geboten um einen Artikel mit mehreren hundert Prozent Gewinnspanne wieder zu verkaufen. Allerdings sind das, -selbstverständlich legitime- Ausnahmen, die unter Musikern landläufig bekannt sind, und ihr Glück suchen und auch finden sollen.
Bedauerlich ist, dass der Handel mit neuen Instrumenten vermutlich u.a. aufgrund geringer Nachfrage und Gewinnspanne sowie hohen Risiken - neben den bekannten ganz großen deutschen und amerikanischen Herstellern, wenig hochwertige Trommeln im Vergleichsangebot vorhält. Klar, wer stellt sich schon, um bei den Congas zu bleiben, ein paar neue Timbas, GonBops USA-, Mopercs CD-,
Volcano Hawaii-, oder aktuelle
Contemporaneas BRAS- in den Laden, wenn dann nur ein paar Congatouristen kommen und kaum jemand kauft. Allerdings könnte ich mir vorstellen, dass die Geschäftsidee, Congas aus aller Welt, etwa in Berlin oder Köln, -wo ja jeder gerne mal ist-, funktionieren würde. Allerdings muss auch gesagt werden, dass die Marktführer, neben einem in die Breite zielenden Angebot, qualitativ ausgezeichnete Instrumente auf dem neuesten technischen Stand anbieten.
Aufgrund seiner Größe sind die USA der interessanteste Markt für Percussion. Zum einen gibt und gab es dort traditionell die meisten Hersteller hochklassiger Instrumente und entsprechende musikalische Einflüsse aus der Karibik. Zum anderen kann man etwa im Forum congaplace.com sehen, dass die Szene auch aktuell durchaus rege diskutiert. Das liegt aber auch daran, dass sich herausragende Musiker dort nicht zu schade sind, mit zu diskutieren und ihre Kenntnisse und Erfahrungen weiter zu geben. Das ist in Old Germany bekanntlich anders. Viele, über den Amateurstatus vermeintlich hinaus gegangene Musiker haben sich aus Foren verabschiedet. Dabei wäre es interessant, von Profis mehr zu erfahren. Aber: Keine Frage, wer davon leben muss, hat andere Prioritäten.
Eine schönes Feature ist bei
congaplace, dass man zu bestimmte Fragen voten kann. Vielleicht kann man das auch im MB mal einführen... oder gibts das schon? Andere Ideen, die hier schon mal aufkamen, wie etwa das Testen und Berichten von Instrumenten durch User halte ich nicht für sinnvoll. Dergleichen machen bereits die einschlägigen Zeitschriften und würde zu einem hinundherschickgewusel führen, was mir u.a. zu aufwändig erscheint. Exkursionen zu Herstellern sind immer ein schönes Angebot. Mit Ausnahme von Cymbels, ist aber auch hier nicht von riesiger Nachfrage auszugehen. Zumal es ja auch nur wenige große, wie Meinl und Schlagwerk, und ein paar bekannte, gute, kleine Trommelbauer gibt. Käme aber auf einen Versuch an.
Ein wesentlicher Nutzen dieses Forums ist deshalb m. E. zur Zeit von einigen Expertenthemen abgesehen- mit Leuten, die einsteigen oder auf einem guten Weg sind, Fragen zu erörtern. Ob sich das mal wieder ändert, wer weiß. Der Zeitgeist lässt grüßen und vielleicht schaut er auch bei uns demnächst mal wieder vorbei.
Es winkt
sonoero
PS1: Was meint Ihr, wie hoch ist die Zahl der Percussionisten, also alle, die amateurmäßig und professionell auf irgendetwas herumtrommeln und keine Drummer und Klassikmusiker sind, in Deutschland?
PS2: Auch ein Forum lebt von Nachfrage und Angebot. Wo keine Frage, kein Angebot. Im Unterschied zu anderen Systemen, gehen wir jedoch nicht pleite, sondern bleiben im Groove