Ähm, da muss ich mal widersprechen. Wieso sollte ein Combo nur eine Übergangslösung sein? Was macht den Combo im Vergleich zu einem Topteil mit einer 412er weniger geeignet?
Abgesehen von optischen Faktoren, einem etwas dichterem, druckvollerem Sound und der Möglichkeit von Lautsprecher-Mischbestückungen, sehe ich keine Vorteile.
Ein 12" Combo setzt sich besser durch, der Abstrahlwinkel ist bei den (meist halb-offenen) Combos sehr gut und der Transportkomfort wird nur noch durch ein Topteil mit einer 1x12" Box getoppt.
Hm, dass ein Combo mit dem dreifachen Gehäusevolumen und einem um ein Drittel höheren Gewicht unbequemer zu transportieren ist als ein Top, sollte doch nachvollziehbar sein ... !?
Auf 100% aller Konzerte, die ich bisher gespielt habe (vielleicht 200), konnte ich meine 4x12 zu Hause lassen, weil es vor Ort welche gab. Ausnahme: das ein oder andere selbstorganisierte Konzert, wo es eben an uns war, die Backline zu stellen.
Und zwei Tops (bei 2 Gitarristen) nehmen im Auto (oder Bulli) nicht mehr Platz weg, als ein einzelner 1x12 Combo.
Was den Sound angeht: Ich sprach ja ausdrücklich von meinen Praxis-Erfahrungen, ich bin Gitarrist in einer Metal-Band.
Es geht bei der Frage "1x12"-Combo oder Halfstack" nicht um die reine Lautstärke und/oder Durchsetzungsfähigkeit, sondern die Frage,
wie es dabei klingt.
Meinen Transistor-1x12"-Combo kann ich auch so aufreißen und so einstellen, dass ich mich - trotz saulauten Drummers -
irgendwie höre. Nur hat der Sound dann nix mehr mit dem zu tun, was ich mir vorstelle.
Für den kompakten, stabilen Metal-Rhythmus-Sound, um den es mir geht, ist ein einzelner Speaker bei Bandlautstärke ungeeignet, eine 2x12 gerade so ok und eine 4x12 einfach das Maß der Dinge. Zu toppen nur von zwei 4x12 ;-) Und dabei geht es nicht um Lautstärke, sondern um eine stabile Wiedergabe. Mit einer 4x12 reicht genau genommen sogar schon ein 20-Watt-Röhren-Top, um lautstärkemäßig mit einem lauten Drummer mitzuhalten - eben weil die 4x12 einen viel besseren Wirkungsgrad erzielt als ein einzelner Speaker.
Offenes oder geschlossenes Gehäuse: Für druckvolle High-Gain-Sounds auf jeden Fall geschlossen, offene Gehäuse klingen da schnell zu unfokussiert und verwaschen, während Clean-Sounds aller Art immer über eine offene Box schöner klingen. Muss man Prioritäten setzen (oder berühmt werden und auch live beides parallel einsetzen ...) Peavey verwendet beim 6505-Combo übrigens ein geschlossenes Gehäuse ...
Aber ich mag mich gar nicht gebetsmühlenartig wiederholen: Die Erfahrung, was für einen selbst soundmäßig funktioniert, muss jeder selbst machen.
Wenn man im "Metal-Umfeld" sieht, wie viele Gitarristen dort 4x12 einsetzen, spricht das aber eigentlich für sich. Wenn man sieht, wie wenig 4x12er auf Jazz-Bühnen stehen, spricht das auch für sich. Das Vettel mit seinem Red Bull F1 nicht bei der Korsika-Rallye an den Start geht, hat auch seine Gründe.
Es gibt für jeden Zweck das passende Equipment und nichts davon kann alles oder funktioniert gleich gut für alle Ansprüche/Bedürfnisse.
Ich bin zwar auch dafür, am besten nichts von dem zu glauben, was man hier liest sondern es selbst für sich herausfinden. Das Lehrgeld haben wir alle bezahlt
Andererseits gehen manche "Gepflogenheiten" eben nicht auf geschicktes Marketing der Hersteller zurück sondern haben sich etabliert, weil sie eben Sinn machen.