Wenn das abziehen der Festplatte zum sofortigen Absturz führt, wird diese ja wohl doch im laufenden Betrieb verwendet.
Es ist also schlichtweg falsch, dass die komplette "Action" im Arbeitsspeicher abläuft. Da also der Massenspeicher ein integraler Bestandteil eines Rechners ist, ist er auch entscheidend für die Performance verantwortlich. Ich kann dir zustimmen, dass die sequenziellen Transferraten keinen großen Einfluss auf die gefühlte Geschwindigkeit haben, sondern nur auf Kopieroperationen, etc. Was allerdings entscheidend ist, ist die Zugriffszeit und die Transferrate bei zufälligen Zugriffen; genau den Sachen, die im laufenden Betrieb am häufigsten vorkommen. Eine moderne Festplatte braucht im Schnitt 8 ms um einen Sektor anzusteuern. Will man also 1000 4 kByte große Sektoren lesen kann das ganze gut 8 Sekunden dauern und man hat am Ende gerade einmal 4 MByte an Daten. Die Transferrate bei zufälligen Zugriffen läge also bei lächerlichen 0,5 MByte/s. Diese Zähigkeit spürt jeder Anwender im laufenden Betrieb. Tricks wie NCQ lindern das ganze etwas, es bleibt aber immer noch zäh.
Man kann dies sogar in Werte fassen, nämlich als IOps (Input/Output operations per second), genauer gesagt "random access" IOps. Ein Laufwerk mit 7200 rpm kommt da auf etwa 75-100 IOps, ein Laufwerk mit 10k rpm schafft 125-150 IOps. Im Vergleich dazu sind SSDs nicht nur um einen einfachen Faktor schneller, sondern um Größenordnungen. Eine SSD schafft meistens mindestens 10.000, teilweise sogar über 100.000 IOps. Verbunden mit Zugriffszeiten von unter 1 ms ist ein Unterschied nicht nur messbar, sondern auch spürbar und auch real da. Der Rechner reagiert einfach schneller, Plugins starten sofort und nicht erst nach ein paar Sekunden, Programme reagieren schneller, Lade- und Kopiervorgänge werden beschleunigt; man kann als Anwender endlich so schnell arbeiten, wie man will und wird nicht ständig vom Rechner ausgebremst. Das man dafür das 10-fache pro GB gegenüber einer Festplatte bezahlen muss, ist zwar unschön, aber eine Investition, die sich lohnt.
Zum Thema: "Warum ein RAID 1 meistens eine schwachsinnige Idee ist."
Wir sprechen hier von einem Home-Studio, Ausfallzeiten spielen also eine untergeordnete Rolle. In einer geschäftlichen Umgebung wird man die potentielle Ausfallzeit wenn überhaupt durch ein RAID nicht nur durch ein RAID reduzieren, weil an einem Rechner deutlich mehr spontan kaputt gehen kann, als der Massenspeicher. Apropos "professionelles Studio": Dort gehören große Netzwerkspeichersysteme (Server, NAS) und SSDs schon lange zum Alltag, weil, wie du sagtest, die Mehrkosten keine allzu große Rolle spielen, Geschwindigkeit, Redundanz und Verfügbarkeit aber schon. Deswegen finde ich es sehr befremdlich, dass du einerseits wegen den Kosten von einer SSD abrätst, andererseits ein RAID aus klassischen Festplatten (höhere Ausfallraten als SSDs, höhere Leistungsaufnahme, höhere Geräuschentwicklung) empfiehlst, weil die Mehrkosten ja keine allzu große Rolle spielen.
Datenredundanz ist ein wichtiges Thema, RAID 1 aber keine gute Lösung.
Folgendes kann zu Datenverlust führen:
- Bedienungsfehler
- Programmfehler
- Schadsoftware
- Brand
- Wasserschäden
- elektrischer Defekt (Blitzschlag, Netzteiltod)
- spontaner Ausfall eines Laufwerks
Ein RAID 1 hilft nur gegen die kursiv geschriebenen Punkte, ein räumlich entfernt gelagertes Backup gegen alle. Vor allem die ersten drei Punkte sind bei einem RAID 1 tückisch, da die Daten auf beiden Platten parallel gelöscht werden. Viel sinnvoller ist eine Backuplösung, die unabhängig im Hintergrund alle Daten in allen Versionen (also so, dass Altdaten nicht überschrieben werden und man jederzeit auf den alten Zustand zurück kann) auf Distanz vom Rechner speichert, beispielsweise auf einem NAS in einem anderen Raum. Zusätzlich zieht man noch jeden Abend ein Backup, auf zwei Festplatten im Wechsel, die man wiederum an unterschiedlichen Orten lagert.
Um noch einmal zum eigentlichen Thema des Threads zurück zu kommen:
Es würde sich für so einen Rechner auch anbieten, die Festplatte komplett wegzulassen und nur eine SSD zu verbauen. Selbst für große Projekte reicht der Speicherplatz auf der SSD als Arbeitsverzeichnis aus. Als Datenverzeichnis könnte dann ein NAS dienen, dass man über Gigabit-Ethernet anbindet. Gleichzeitig kann auch ein Backupprogramm das NAS als Speicherort nutzen. Zusätzlich sollte man aber trotzdem immer noch ein Backup auf einem externen Datenträger machen, der nur für das Backup mit dem Rechner verbunden wird.
Festplatten neigen leider dazu, selbst in Entkopplungsrahmen noch hörbar zu sein. Wenn man etwas mastert oder mischt, kann das störend sein. Ausgelagert in einen Nebenraum, hätte man seine Ruhe.