... zumal die Lage der Töne auf dem Griffbrett nicht eindeutig ist (ein Ton -> mehrere Möglichkeiten auf dem Griffbrett).
Das Problem (eine Tonhöhenposition, mehrere Grifforte) ist aber relativ einfach lösbar - das haben wir ja beim schriftsprachlichen Lesenlernen auch irgendwann gebacken bekommen. Da gibt es ähnliche Mehrdeutigkeiten, z.B. V und F (zuzüglich PH in Fremdwörtern), d.h. verschiedene Grapheme (bzw. sogar Graphemkombinationen), aber nur eine Phonation (labiodental, stimmlos). Oder umgekehrt, ein Graphem, mehrere Realisationen, z.B. offene vs. halboffene vs. geschlossen Vokale, oder im Fremdsprachenwerwerb z.B. spanisches R im Wortanlaut vs. R in inneren Silbenanlaut vs. R im Auslaut ...
... die TAB-Notation vereinfacht/beschleunigt das Spielen nach Noten erheblich
Zunächst mal vereinfacht die Tabulatur durch ihre Anlage als Aktionsschrift das Spielen an sich, sofern wir "Spielen" als Abfolge von Griffaktionen definieren.
Dass Tabs jedoch das Spielen nach Noten vereinfachen oder sogar beschleunigen, erscheint mir doch als etwas sehr optimistische Annahme, insbesonders, wenn eine Notation als reine Resultatschrift angelegt ist. Bei Notationen mit Aktionselementen (Fingersätze, Saitenangaben etc.) zeigt sich nämlich in der Praxis, dass hier viele Spieler bevorzugt die Fingersatzangaben lesen, wobei die Tonhöhen weniger nach dem Schriftbild, sondern eher nach einem fingersatztechnischen Wahrscheinlichkeitsprinzip realisiert werden.
Bei den heute allgemein üblichen Doppelsystemen (Tab und Standardnotation) muss ein Tabspieler zudem ganz schön den inneren Schweinehund überwinden, um beim Notenlernen mit dem Auge nicht doch immer wieder in die Tabulaturzeile zu wandern.
Ich möchte dir aber dahingehend zustimmen, dass der Lernprozess durch eine sinnvolle Kombination von Tabs und Noten zumindest positiv befördert werden kann.
Im Detail führen dann bekanntlich viele Wege nach Rom, wobei ich hier lieber den Blick auf den Horizont richte und auch möglichst viel von der umgebenden Landschaft mitbekommen möchte, auch mit dem Risiko, dabei ein paar Pfützen oder Wegunebenheiten zu übersehen. Andere ziehen es hier offenbar vor, den Blick nicht von der Landkarte zu lassen. Aber was soll's: Einen Fuß vor den anderen setzen müssen wir dabei letztlich alle, egal worauf unser Blick dabei gerichtet ist.
Schwer wird das definitiv, da mache ich mir keine Illusionen.
Wie man an deinem sprachlich "wohlgeformten" und orthographisch tadellosen Satz unschwer erkennen kann, ist der Erwerb der schriftsprachlichen Kompetenzen bei dir ja durchaus erfolgreich verlaufen. Das sollte dir auch beim Notenlernen Selbstvertrauen geben, zumal du jetzt zusätzlich beim Lernen deine ganze Lebens- und Lernerfahrung einbringen kannst.
Hier mal so ein Beispiel aus dem Buch:
Die Tabs samt Fingersatz verstehe ich natürlich.
Gutes Beispiel (klingt irgendwie nach "1970er-Motown-Soul"), weil notationstechnisch bereits recht tricky. Ich würde dieses Beispiel ganz gerne als Ausgangspunkt nehmen, um dir einige der Lesestrategien zu erläutern, die ich persönlich für sinnvoller halte, als die Methoden, die hier teilweise bereits vorgeschlagen wurden. Aber das würde ich dann lieber in einem weiteren Post angehen, sofern du überhaupt interessiert bist.