Jetzt bin ich seit Freitag stolzer Besitzer eines Nord Stage. Angeliefert per UPS gings nur 24 Stunden ab der Bestellung. Hatte Glück und konnte eine Frühbestellung erstehen.
Der Verpackungskarton hat den ordentliche Größe, allerdings verdächtig leicht. Dann aufgepackt - man sah deutlich, dass die Leute im Musikladen dies auch schon gemacht hatten - und angeschlossen. Netzkabel ist im Rasierapparatformat (?), naja, wenn das vom Rasierer mal spinnt, hat man jetzt ja ein Ersatzteil...
Hinten den Schalter in der Mitte lokalisiert und an das Teil. Ein fröhliches Brummen des Netztravos erwartet einen - nana, sowas kennt man höchstens von billigen Behringer Geräten! Aber zum Beanstanden hats ja noch Zeit, erstmal ausprobieren!
Erstes Fazit nach einigen Stunden:
Klasse. Das Teil hat Stil. Optisch genial und die Reglers und Taster sind auch als Nicht-Electrobesitzer sehr schnell zu begreifen und zu bedienen. Die Epianos und Orgel sind in alter Electro-manier toll, der Synth ist sehr vielseitig und gut als Solo- bzw. für Ergänzungssounds verwendbar - z.B. Bässe oder Pads. Es ist eine richtige Live-Kiste, da gibts nicht zuviel, aber auch nicht zu wenig Einstellmöglichkeiten. Z.B. Hall gibts nur ein Schalter für drei Sorten + Regler für Hallanteil - sonst nix - auch nicht im Menü. Das reicht aber vollkommen, da einfach sehr gut abgestimmt. Ich habe und hatte Keyboards von allen großen Herstellern, aber so eine gut durchdachte, einfache und zugleich effektive Bedienung hab ich noch nie gesehen. Allerdings nichts für jemanden, der gerne den Mikrofonwinkel und Abstand bei der Lesliesimulation einstellen möchte - dafür klingt sie aber genial. Und das zieht sich so durch, beim Nord Stage.
Die Pianos sind ja das spannendste, da sich Clavia hier bisher nicht mit Ruhm bekleckert hatte. Zumindest lt. allgemeiner Meinung. Wie sind die wohl? Sie klingen ok, sind auch monokompatibel. Einzig, ich würde mir etwas weniger Raumanteil wünschen und die Releasesamples könnten auch etwas leiser eingestellt sein. Man hört deutlich den Raum, in denen die Teile aufgenommen wurden. Das Steinway gefällt mir jetzt nicht so gut, zu lasch, zu halbseiden. Der Yamaha C7 dagegen ist gut, mit den oben genannten Schwächen. Die Upright Pianos sind ok, aber nicht berauschend.
Wo sie sich etwas von Yamaha und Roland unterscheiden, ist die "Natürlichkeit". Man hört durchaus auch etwas schnarrende Saiten oder eine ganz leichte Verstimmung. Das gibt dem Sound einen persönlichen Touch, ist aber Geschmackssache. Sie sind jedenfalls nicht so aalglatt, wie so mancher anderer Sample.
Die Tastatur empfand ich beim ersten Anspielen als nicht so "wertig" wie die meines Roland RD700, jedoch gut spielbar. Nach 10 Stunden darauf rum hämmern hab ich mich problemlos an sie gewöhnt und finde sie gut. Man kann eingeschränkt auch ganz ok orscheln. Nur nicht soviel Glissandi spielen - das tut weh!
Effekte gibts zu genüge - alle in einfachen Parameter (halt für Live!) einstellbar per Regler. Reglerbewegungen kann man zusammenfassen und per Wheel oder anderen Controller bewegen - z.B. eine komplette Fahrt von Drawbars nur mit einem einzigen Controller. Und das ist so leicht einzustellen, man glaubts kaum. Ich musste bisher genau zweimal in die Bedienungsanleitung schauen.
Genial auch die Page A Page B Geschichte: Jedes "program" kann zwei Pages verwalten - d.h. ich kann z.B. 2 Pianos, 2 Orgeln, 2 Synths gleichzeitig spielen bzw. splitten oder auch schnell und unhörbar zwischen z.B. komplett Piano (Page A) und Piano links Orgel rechts (Page B) umschalten - und das in einem einzigen Program, wovon ich 126 speichern kann.
Super auch die Split-LEDs. Das Stage hat max. drei Splitzonen und wo die genau eingestellt sind, zeigt oben am Tastaturrand eine LED. Wie oft habe ich live mit Splits gespielt und hatte diesen Horror, über den Splitpunkt hinaus zu spielen...
Also, ich gebs nicht mehr her und freue mich, den Stage live einzusetzen. In drei Wochen gehts los, bis dahin müssen meine Sounds stehen. Da habe ich aber keine Sorge, da dies sehr schnell geht.