So, ich hab mich jetzt mal in den Zug gesetzt und war in einem größeren Laden ein bisschen "Antesten". Ich schildere im Folgenden kurz meine Eindrücke, vielleicht hilft das Leuten weiter, die in einer ähnlichen Situation sind wie ich.
Zunächst habe ich den Electro 3 angetestet "so wie er ist", also über die eigene Tastatur. Beim allerersten Anspielen haben mich die akustischen Klaviere nicht so ganz überzeugt - irgendwie hat sich das anders angehört, als ich es von den Demos gewöhnt war (hab allerdings über Kopfhörer gespielt). Außerdem war es sehr ungewohnt für mich, einen so dynamischen Flügelklang über die Waterfalltastatur zu spielen. Ich habe zwar neben einem P80 (das mir vom Tastaturgefühl und von der Abstimmung der Tastatur mit dem Flügelklang sehr gut gefällt) auch schon öfters ein älteres Yamaha PSR gespielt, aber da war das sehr viel "einfacher", wahrscheinlich deshalb, weil der Klang nicht so differenziert war und es nicht so viele Velocity-Layer gab.
Ansonsten muss ich sagen, dass mir das Electro auf Anhieb durch und durch gut gefallen hat - die Orgelsimulation, die E-Pianos und auch die Sample-Abteilung. Bei den E-Pianos war zwar auch ein gewisser Unterschied zu den Demos (und damit meine ich jetzt gar nicht die von Clavia) festzustellen, aber der war im Vergleich zu dem gefühlten Unterschied bei den akustischen Klavieren minimal.
Auch die "andersartige" Bedienung (von wegen mit einem Taster 6 "Kategorien" durchzuschalten) war angenehm, eben weil alles Wesentliche direkt zugänglich war. Daher war auch die Abwesenheit eines größeren Displays kein wirklicher Mangel.
Im Anschluss daran hab ich mich dem Nord Stage EX zugewendet. Zum Einen meine ich, dass sich mit den selben Kopfhörern (waren von Audio Technica) die entsprechenden Klaviere anders - irgendwie besser - angehört haben. Und dann war das ein komplett anderes Spielgefühl, die Tastatur war für mein Empfinden wirklich PERFEKT auf die Klavierklänge abgestimmt. Sie ist zwar in der Tat leichter gewichtet als die anderer Stage Pianos (soll ja auch ein Kompromiss sein für Orgel etc.), aber ich hatte das Gefühl vor einem richtigen Instrument zu sitzen, es hat sich beim Spielen alles sehr lebendig angefühlt.
Zum Vergleich hab ich auch immer wieder andere Pianos - vorwiegend das Yamaha CP33 und das Roland RD700GX - angespielt. Der Yamaha-Sound, den ich auch schon länger gewöhnt bin, hat mir auch gefallen, und das Roland RD700GX muss sich auch wirklich nicht verstecken. Dessen Tastatur hat sich übrigens am "edelsten" angefühlt, wobei ich mir unsicher bin, ob ich persönlich beim alltäglichen Spielen auf einem Stage Piano genau dieses Gefühl haben wollen würde, war schon irgendwie spezieller. Die vom Yamaha hatte Ähnlichkeit zu dem mir bekannten P80, war aber doch einen Ticken besser.
Schließlich habe ich dann noch das Electro über die CP33-Tastatur testen wollen, was den Verkäufer sehr gewundert hat, da ich "doch auch den Stage EX spielen könnte". Ich hab ihm dann aber erklärt, dass ich das auch mal mit einer fremden, nicht speziell abgestimmten Hammermechanik-Tastatur ausprobieren möchte, und dann ist er meinem Wunsch auch nachgekommen.
Um meine in einem früheren Beitrag einmal selbst gestellte Frage zu beantworten: Ja, die "Touch"-Einstellung bezieht sich beim CP33 auch auf die Velocity-Werte, die über MIDI gesendet werden. Es war jedoch so, dass mich keine Einstellung wirklich zufriedengestellt hat. Bei der mittleren Einstellung war das ganze manchmal schon ein wenig unkomfortabel, weil die Yamaha-Tastatur doch recht schwer ist (mit den internen Sounds ist die Abstimmung allerdings schon sehr gut). Und "SOFT" war wirklich einfach zu soft. Insgesamt waren die Klavierklänge über die CP33-Tastatur zwar schon besser zu spielen als über die Waterfall-Tastatur des Electro selbst, aber es kam bei mir keine vergleichbare Spielfreude auf wie beim Nord Stage EX.
Ich wollte zwar noch andere 88er-Masterkeyboards ausprobieren, aber viele haben mich schon beim Anspielen ohne Klang nicht wirklich überzeugt (außerdem wurde dann auch schon die Zeit knapp). Von Fatar hatten sie gerade keins da, aber die von CME und von M-Audio. Auch die hochgelobte Doepfer-Tastatur war für mich nicht sooo klavierähnlich. Irgendwie merkte man bei all diesen genannten Tastaturen so ein komisches Wackeln (als wenn irgendetwas Spiel hätte), das ich in der Form auch von einem echten Klavier nicht kannte. Fühlte sich alles irgendwie nicht so wertig an (wobei die Doepfer-Tastatur ansonsten schon einen robusten Eindruck machte). Die Tastaturen des CP33, des Roland RD700GX wie auch des Nord Stage EX hatten - obwohl sie sonst durchaus sehr unterschiedlich sind - dieses "Wackeln" allesamt nicht.
Was ich noch sagen muss ist, dass mir die Klavierklänge vom Nord Stage EX und Nord Electro 3 im Laufe dieses "Testnachmittags" immer besser gefallen haben, auch im Vergleich zum Yamaha CP33 und zum Roland RD700GX. Sie sind durchaus anders, als man es von den meisten Stage Pianos gewöhnt ist, aber auf ihre Art und Weise vielleicht wirklich ein bisschen natürlicher. Nur der Steinwaysound war nicht so toll. Wobei ich bis zum Schluss den Eindruck hatte (kann mich natürlich auch täuschen, evtl. wegen dem anderen Spielgefühl), dass die entsprechenden Samples von Stage und Electro, selbst das Upright, sich doch ein wenig anders angehört haben.
Leider weiß ich jetzt nach dem Testen noch weniger was ich machen soll, als vorher. Eigentlich liegt das Stage preislich über meinem Rahmen. Außerdem hätte ich auch so lieber das Electro 3: wenn man mal was nicht so klavierlastiges macht ist es transportabler (z.B. mit dem Fahrrad) und es bietet so wie es ist genau das was ich will. Ich finde für mich sogar die Bedienoberfläche besser, weil da wirklich nur das drauf ist, was ich auch benötige. Und für die Nicht-Klavier-Klänge ist die Tastatur auch sehr gut geeignet. Nicht zu vergessen die Orgel und Leslie-Sim aus der C1...
Eben alles bis auf eine vernünftige Tastatur für die Klavierklänge - die ich ja eigentlich für ca. 500 EUR (ein gebrauchtes Stage Piano oder ein neues Masterkey) dazukaufen wollte.
Hat vielleicht noch jemand einen Tipp für mich, z.B. welches Masterkeyboard ich noch versuchen könnte? Oder eine Idee, warum mir die Klaviersounds so unterschiedlich vorkamen?
[Das waren glaube ich das Yamaha Stage Grand - Sample, ein Steinway (hat mir aber sowieso nicht so gefallen) und das Studio Grand - Sample. Höchstvermutlich einfach die unveränderte Werkseinstellung. Das Upright war jedenfalls ganz sicher das selbe Sample - da gibts ja nur eins - und trotzdem kams mir leicht unterschiedlich vor (selber Kopfhörer). Waren auch keine Effekte drauf.]
Gruß
freshnfunky