Man kann das sicher irgendwie machen, nur muss dann die Fräsung in Korpus und Schlagbrett bzw. PU-Rahmen noch ein wenig größer sein als bei einem normalen Humbucker.
Für den Verzicht auf eine Metallkappe gibt es mehrere Gründe: Ein paar Jahre vor dem Erscheinen der ersten Austauschtonabnehmer entfernten Gitarristen (unter ihnen auch so berühmte wie Eric Clapton) versuchsweise die Metallkappen in der Hoffnung, dass das Signal dann lauter wird. Es wurde zwar nicht hörbar lauter, aber viele waren damals sehr zufrieden mit der Klangveränderung. Außerdem waren viele Gitarristen mit den Gainreserven der damaligen Verstärker unzufrieden.
Ganz folgerichtig hatte dann der erste Austauschtonabnehmer (der DiMarzio Super Distortion) auch eine deutlich höhere Induktivität als das Original. Ein Nebeneffekt ist, dass dabei nicht nur die Resonanzfrequenz absinkt, sondern auch die Resonanzüberhöhung weniger ausgeprägt ist. Letzteres kann durch das Abnehmen der Kappe in etwa kompensiert werden. Außerdem kann eine Metallkappe Mikrofonie begünstigen. Vielleicht wollte der Hersteller auch einfach nur eine andere Optik. Jedenfalls entschied er sich dafür, Tonabnehmer ohne Kappe zu bauen.
Das machten dann in den Siebzigern fast alle Hersteller so. Vielleicht auch deshalb, weil die Kombination aus viel Chrom und kräftigen Farben allmählich wie ein Relikt aus der Surf-Ära wirkte und überhaupt nicht zu den damaligen musikalischen Trends passte.
Bei Tonabnehmern im Klingen-Design liegen die Verhältnisse ähnlich: Die Bleche führen oft zur Bildung von ausgeprägten Wirbelströmen, so dass die Resonanzüberhöhung stärker bedämpft wird als bei ansonsten baugleichen Modellen mit 6 Weicheisenzylindern pro Spule. Und schon diese (also alle "normalen" Humbucker) haben aus technischen Gründen wiederum eine schwächere Resonanzüberhöhung als Modelle mit 6 Stabmagneten (das Gros der höherwertigen Fender-Style-PUs). (Das liegt daran, dass sich der magnetische Fluss innerhalb des Magneten viel weniger ändert als in einem Weicheisenkern.) Nicht zuletzt hat jeder "side by side"-Humbucker (also jeder Humbucker, bei dem es mindestens 2senkrecht zu den Saiten verlaufende Polreihen gibt) aufgrund seines breiteren magnetischen "Fensters" weniger Obertöne als ein Single Coil.
Insgesamt wirkt sich die Klingen-Bauweise wie folgt aus:
1.) Mehrere Polreihen -> Phasenauslöschungen bei hohen Teiltönen
2.) Statt Stabmagneten Polstücke aus Weicheisen, Magnetisierung mittels Balkenmagnet -> niedrigere Resonanzspitze
3.) Ein langes Polstück statt mehrerer kleiner -> ausgeprägtere Wirbelströme, abermals niedrigere Resonanzspitze
Nun sind die Punkte 1 und 2 an sich kein Weltuntergang. Bei handelsüblichen Humbuckern ist alles genauso, so dass nur der Punkt 3 als Unterscheidungsmerkmal zwischen Originalklang und Modifikation noch ins Gewicht fällt. Soll der Tonabnehmer aber einen Strat- oder Tele-Typ ersetzen, dann ergeben sich mit den drei genannten Punkten gleich drei Faktoren, die beim Original nicht vorhanden waren und somit alle beim Klangvergleich zu Buche schlagen, und zwar als Bedämpfung der Höhen. Diese Teile sind also wirklich nicht die richtigen Kandidaten für den Einbau in eine Metallkappe.
Manche Tonabnehmer wie z. B. Gibsons Dogear-Version des P90 gibt es wahlweise mit Kunststoff- oder Metallkappe. Deren Induktivität ist allerdings etwa dieselbe wie beim DiMarzio Super Distortion, so dass es nahe liegt, mal ein Modell mit Kunststoffkappe zu probieren. Und tatsächlich, die meisten P90-Spieler haben genau diese Version.
Und so hat man dem neuen Seymour Duncan gleich die Größe eines Humbuckers mit Kappe gegeben. Auf unter den "Doppelklingen-PUs" für die Strat gibt es fast nur Modelle, die so groß sind wie ein Strat-PU mit der üblichen Kunststoffkappe drauf. Von Joe Barden gibt es allerdings auch ein deutlich kleineres Modell, das in eine Strat-PU-Kappe passt.