Martman
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Noch einen Einwurf dazu:
Um noch ein Beispiel zu geben: Bei einem Klavier funktioniert Physical Modeling so, daß als einzige "Aufzeichnung", will sagen, als einziges bereits vorhandenes Klangmaterial der Effekt eines aufschlagenden Filzhammers ein bis drei umwickelte Metallsaiten als physikalische Modelle erregt. Die wiederum erregen gemeinsam das physikalische Modell des Korpus – und zwar idealerweise unter Inbetrachtnahme der Position und Ausrichtung der Saite im Instrument. Auch hier wieder werden sämtliche physikalischen Modelle in Echtzeit zur Laufzeit des Klangs im Instrument generiert/simuliert.
Um jetzt mal zu verdeutlichen, was Physical Modeling für ein horrender technischer Aufwand ist: Man sehe sich mal an, was Yamaha 1994 auf den Markt brachte. Erstens: die klassisch samplebasierten Workstations W5 und W7. Damals waren 32 Stimmen üblich. Zweitens: den Physical-Modeling-Synthesizer VL1. Der konnte per Blaswandler angesteuert werden, erzeugte z. B. ein sehr dynamisch-lebhaft spielbares Saxophon – und hatte zwei (2) Stimmen. Dabei war er wirklich kein Billigsynth. Drittens: den Physical-Modeling-Übersynth VP1. Der verwendete ein anderes Modell, hatte 76 Tasten und 16 Stimmen – und kostete DM 70.000. Er war also kaum billiger als eine Yamaha GX-1 und ist noch dazu seltener, weil wohl weniger als zehn gebaut wurden und heute vielleicht noch drei im Einsatz sind.
Wenn heute ein Hersteller Physical Modeling machen würde, dann würde er sicherlich nicht dieselben Modelle nehmen wie damals, sondern noch realistischere, noch ausgefuchstere, die dann noch mehr Rechenleistung verschlingen.
A propos: Echtes Physical Modeling tonal spielbarer akustischer (!) Instrumente haben meines Wissens bisher nur fünf Hersteller gemacht: Yamaha (VL1, VP1, VL70m, PLG150-VL...), GEM (RP-X, spezialisiert auf Klavier), Kawai (DP1, auch auf Klavier spezialisiert, im damals teuersten Digitalpiano überhaupt), Alesis (Fusion – hat auch nur 4 Modeling-Stimmen) und Korg (OASYS, Kronos) – man beachte, wie Alesis und Korg ihr Physical Modeling in hochgerüsteten Multisynthese-Workstations eingeführt haben. Roland hatte noch nichts dergleichen.
Ich glaube also nicht, daß Roland seine eigene Interpretation von Physical Modeling – noch dazu mit diversen Modellen, nämlich geschlagene Saite, gezupfte Saite, gestrichene Saite und geblasene Röhre, jeweils mit unterschiedlichen Beschaffenheiten und unterschiedlichen Resonanzkörpern – mit der Firepower von, sagen wir, acht Yamaha VP1 und opulentem Multimode ausgerechnet in einer 1200-€-Tischhupe mit eingebauten Lautsprechern debütieren lassen wird. Wenn die das machen, dann mit einem neuen Übersynth in der Art des V-Synth.
Martman
Richtig. Physical Modeling muß man sich beispielsweise bei einer Trompete so vorstellen, daß es kein grundlegendes Trompetensample gibt, sondern allenfalls ein Sample vom Anblasen eines Trompetenmundstücks als Erreger. Daraus generiert der Klangerzeuger eine physikalische Simulation des Schwingungsverhaltens der Luftsäule in einer Trompete, Krümmungen und Ventile und den Trichter und so weiter inbegriffen, je nach Stärke und Art des Anblasens, also des Erregens des physikalischen Modells. Der Aufwand, bis das wirklich realistisch klingt und nicht nach Uncanny Valley, ist immens – und letztlich kannst du das nicht mal mehr glaubwürdig über ein Keyboard spielen, sondern brauchst einen Blaswandler.Bei "echtem" Physical Modelling und dann noch gelayerten Sounds würde der Prozessor des Integra allerdings relativ schnell komplett in den Overload gehen...
Um noch ein Beispiel zu geben: Bei einem Klavier funktioniert Physical Modeling so, daß als einzige "Aufzeichnung", will sagen, als einziges bereits vorhandenes Klangmaterial der Effekt eines aufschlagenden Filzhammers ein bis drei umwickelte Metallsaiten als physikalische Modelle erregt. Die wiederum erregen gemeinsam das physikalische Modell des Korpus – und zwar idealerweise unter Inbetrachtnahme der Position und Ausrichtung der Saite im Instrument. Auch hier wieder werden sämtliche physikalischen Modelle in Echtzeit zur Laufzeit des Klangs im Instrument generiert/simuliert.
Um jetzt mal zu verdeutlichen, was Physical Modeling für ein horrender technischer Aufwand ist: Man sehe sich mal an, was Yamaha 1994 auf den Markt brachte. Erstens: die klassisch samplebasierten Workstations W5 und W7. Damals waren 32 Stimmen üblich. Zweitens: den Physical-Modeling-Synthesizer VL1. Der konnte per Blaswandler angesteuert werden, erzeugte z. B. ein sehr dynamisch-lebhaft spielbares Saxophon – und hatte zwei (2) Stimmen. Dabei war er wirklich kein Billigsynth. Drittens: den Physical-Modeling-Übersynth VP1. Der verwendete ein anderes Modell, hatte 76 Tasten und 16 Stimmen – und kostete DM 70.000. Er war also kaum billiger als eine Yamaha GX-1 und ist noch dazu seltener, weil wohl weniger als zehn gebaut wurden und heute vielleicht noch drei im Einsatz sind.
Wenn heute ein Hersteller Physical Modeling machen würde, dann würde er sicherlich nicht dieselben Modelle nehmen wie damals, sondern noch realistischere, noch ausgefuchstere, die dann noch mehr Rechenleistung verschlingen.
A propos: Echtes Physical Modeling tonal spielbarer akustischer (!) Instrumente haben meines Wissens bisher nur fünf Hersteller gemacht: Yamaha (VL1, VP1, VL70m, PLG150-VL...), GEM (RP-X, spezialisiert auf Klavier), Kawai (DP1, auch auf Klavier spezialisiert, im damals teuersten Digitalpiano überhaupt), Alesis (Fusion – hat auch nur 4 Modeling-Stimmen) und Korg (OASYS, Kronos) – man beachte, wie Alesis und Korg ihr Physical Modeling in hochgerüsteten Multisynthese-Workstations eingeführt haben. Roland hatte noch nichts dergleichen.
Ich glaube also nicht, daß Roland seine eigene Interpretation von Physical Modeling – noch dazu mit diversen Modellen, nämlich geschlagene Saite, gezupfte Saite, gestrichene Saite und geblasene Röhre, jeweils mit unterschiedlichen Beschaffenheiten und unterschiedlichen Resonanzkörpern – mit der Firepower von, sagen wir, acht Yamaha VP1 und opulentem Multimode ausgerechnet in einer 1200-€-Tischhupe mit eingebauten Lautsprechern debütieren lassen wird. Wenn die das machen, dann mit einem neuen Übersynth in der Art des V-Synth.
Wir wissen doch bis heute noch nicht mal, wie die Structured-Adaptive-Synthese aus den 80ern (RD-1000, MKS-20) funktioniert. Roland hat sie absichtlich nie in einem Synthesizer verwendet, denn wenn man sie variabel ausgeführt hätte, hätte man offenlegen müssen, wie sie funktioniert.Aber... man schweigt anscheinend lieber... []
Martman