Sehe ich auch so. Mesa ist für mich zwar sicher ein Premium-Hersteller, aber eben nicht Boutique. Einen ganz etablierten Sprachgebrauch scheints da nicht zu geben, aber wenn der Begriff einen unterscheidbaren Inhalt haben soll, würde ich ihn am Ehesten an einem geringen Grad an Arbeitsteilung bei der Herstellung festmachen.
Boutique würde für mich demnach heißen, dass ein Amp in den entscheidenden Teilen von einem Einzelnen aufgebaut wird, der sozusagen persönlich die Verantwortung dafür trägt. Das schließt weder Vorarbeiten durch andere aus, noch dass es mehrere Leute in einem Betrieb gibt, die das machen, also ähnlich wie bei einer "Masterbuilt"-Gitarre aus dem Custom Shop. Bei Mesa gibts das wohl schon lange nicht mehr, außer in der R&D-Abteilung, und bei Marshall kann ich mir das auch nicht recht vorstellen.
Die derzeit kursierenden Preise für die Astorias erscheinen mir da doch arg weit weg vom Marktgeschehen. Will Marshall die durchsetzen, müsste da mMn noch viel Image-Arbeit geleistet werden, um eine nachvollziehbare Differenzierung gegenüber den Standard-Produkten zu schaffen (auch und gerade denen aus UK). Bei einzelnen Reissues hat das funktioniert, aber die waren dann 1.) wirklich PTP und handwired sowie 2.) immer noch billiger als der gleiche Amp in alt und perfektem, spielbaren Zustand. Das erste ist bei der Astoria-Serie nicht der Fall und für das zweite fehlts an einem Vergleichsmaßstab. Nicht zuletzt baut Marshall schon einen Menge viel günstigerer Amps, die auch schon richtig gut und eben "nach Marshall" klingen. Da muss man erst mal vermitteln, wo der Mehrwert liegen soll, und zwar ohne die bisherigen Spitzenprodukte auf einmal als zweitklassig erscheinen zu lassen.
Gruß, bagotrix