Hat am Markt keine Chance, wenn Ihr mich fragt. Und das völlug unabhängig davon, ob der Amp die Versprechen des Herstellers in Sachen Sound einlösen kann.
Ich verstehe den grundlegenden Ansatz der Amps darin, auch im Modelling-Bereich mal einen Amp zu bauen, in dem alle Teile von der Rechenleistung des Prozessors bis zum Lautsprecher nur einem bestimmten Sound dienen und dem Ziel untergeordnet werden. Von daher kann ich mir gut vorstellen, dass das Ergebnis näher ran kommt als jeder Modelling-Combo, der viel Prozessorpower für die Effekte braucht und dessen analoge Bestandteile für alle Sounds passen müssen.
Schon hier im Thread wird aber klar, dass sowas für die eigentliche Modelling-Fraktion nicht in Frage kommt. Ich würde die meisten solchen User als 99%-Fraktion beschreiben, sprich, man verzichtet auf das letzte Prozent authentischer Wiedergabe für die Flexibilität und den Transportvorteil. Dass das erstere hier nicht geboten wird, ist offensichtlich, aber auch der zweite Faktor fällt für die meisten weg, weil man für Effekte immer noch ein Pedalboard schleppen muss. Also nix mit "Mit links die Gitarre tragen, rechts den Amp, und fertig". Da helfen ein paar Kilo weniger beim Amp auch nicht mehr viel.
Bleiben die Fans von Einkanalern ohne Mastervolume und Pedale - wer so puristisch ist, akzeptiert doch keinen PC in Amp-Gestalt.
Das für mich persönlich schwerwiegendste Manko: einen Röhrenamp kann man im Schadensfall so gut wie immer reparieren - und weil er aus elektrischen Standardbauteilen besteht, auch noch in 20 Jahren. Auch bei Platinenbauweise kann man eine kaputte Leiterbahn notfalls mit einem Kabel überbrücken. Ein Modeller ist ein Wegwerfartikel. Geht er kaputt, gibts im Zweifel die Chips nicht mehr, und für den Preis einer Reparatur gibts schon längst neue Generationen von Modellern, die noch besser klingen. Wer dagegen den EINEN Sound eines bestimmten Amps so liebt, sieht den dann auch als Amp fürs Leben und will nicht in zehn Jahren einen neuen kaufen, der doch wieder ein bisschen anders ist.
Ich denke, Fender wäre in diesem Segment besser gefahren mit einer neuen Version des Cyber-Twin, also mit einem Modeller oberhalb der Mustang-Serie, der die immer günstigeren und besseren Prozessoren und Algorithmen vielleicht auch wieder mit zwei, drei Röhren in der Vorstufe kombiniert. Durchaus mit Fokus auf Fender-Sounds und dem Anspruch, die besonders authentisch zu bringen, aber eben mit Effekten, die weiteren Krempel unnötig machen. Ein Metaller kauft sich eh keinen Fender, aber der etwas aufgeschlossenere bzw. pragmatische Fender-Fan, der gerne auch mal nen zünftigen Rocksound zur Verfügung hätte, wäre mMn schon eine interessante Zielgruppe. Ich denke nur an die vielen MB-Threads zum Thema "Ich liebe meinen Fender, aber welchen Treter könnt ihr mir empfehlen, wenn ich für ein, zwei Songs mal einen Marshall-Sound brauche?".
Gruß, bagotrix