ich reibe mit 1000er-Schmirgel immer an den Kotflügeln meiner Autos, damit die nicht so neu aussehen und mich nicht jeder für einen Anfänger hält.
Haha, sehr geil. Bei meinem genügt es, dass es regelmäßig von meiner Frau benutzt wird ;-)
Ich spiele so um die 10-15 Stunden die Woche, kriege ich das hin, bevor ich 134 werde?
Da bin ich skeptisch. D. h., Du müsstest mal definieren, wie abgenutzt sie denn idealerweise aussehen soll. Nach meiner Erfahrung sehen viel genutzte Instrumente in der Regel noch viel besser aus, als es der "Relic-Trend" vermuten lässt, der sich vor allem an den wenigen (!) Extrem-Beispielen á la Rory Gallagher oder SRV orientiert.
Ich besitze z.B. seit 1993 eine 1984er Explorer die ich echt viel gespielt habe, die ein paar Hundert Gigs hinter sich hat, Proberaum-Entgleisungen, eigentlich das "volle Programm" eines Amateur-Musikers. Die Gitarre ist heftig vergilbt, hat einige "Weather-Checks" und Dings + Dongs, ist mal neu fundiert worden, hat 5 oder 6 PU-Wechsel erlebt – wurde aber technisch immer gepflegt, sprich das Griffbrett wurde geölt und eine dezente Politur hat sie auch regelmäßig erfahren. Auf der "Fender-Relic-Scala" wäre sie trotz ihrer 30 Lenze und "echter" Historie nicht mal eine "relic", sondern eher "closet classic" oder so etwas.
Insofern erscheinen mir viele künstlich gealterte Gitarren als viel zu extrem/unauthentisch. Wenn man seine Gitarre bei Wind und Wetter ohne Koffer auf ie Ladefläche seines Trucks schmeißt und das Ding mit unter die Dusche nimmt und 10 Stunden am Tag spielt, mag sie so aussehen wir die Strat von Rory Gallagher – aber auch da: Ist erweisen, dass der nicht nachgeholfen hat? Die Gitarre sah ja auch schon in den 70ern so aus wie zuletzt und da war die Gitarre ja auch erst ein paar Jahre alt ...
Davon abgesehen finde ich künstliches Aging gut, wenn es im Rahmen bleibt und gut gemacht ist. Ich finde, dass sich so eine Gitarre einfach besser anfühlt als eine nagelneue. Aber das ist natürlich alles Geschmacksache.
Mit tut absolut jede Macke und Kratzer in meinen Instrumenten fast physisch weh
So ging mir das auch jahrelang mit jeweils neu gekauften Gitarren. Der "Relic-Trend" hat mir da eine echte Erleichterung gebracht, plötzlich waren die ärgerlichen Macken "schön" und jeder Bühnenrempler machte die Gitarre attraktiver ;-)
Ich selbst habe diese Jahr auch eine Strat selbst überarbeitet, hat super viel Spaß gemacht. Ich habe mich bei den abgenutzten Stellen an meiner alten Explorer orientiert und überlegt, wie die Gitarre aussehen könnte, wenn ich sie ähnlich lange gespielt hätte. Natürlich kann man das als Fake bezeichnen, ich habe aber trotzdem das Gefühl, dass die Gitarre dich die Arbeiten die Gitarre viel mehr "zu meiner" gemacht haben, als das reine Spielen (für das ich auch nicht mehr so viel Zeit habe wie zu Schüler- und Studentenzeiten ...). Das war sicher nicht mein letztes Aging-Projekt.
PS:
@coolaclark: Meine Gitarre darf ruhig gebraucht aussehen, bei meinem Rennrad wird jedes Stäubchen umgehend entfernt. Ich hasse es, mit einem schmutzigen Rennrad den Hof zu verlassen. Das muss top-gepflegt aussehen und leise laufen ...