Natürliches Ageing - wie viele Jahre muss ich spielen?

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Ich stehe auf Gitarren, denen man die Spuren des Lebens ansieht.
Aber eine vorbehandelte Gitarre kaufen kommt irgendwie nicht in Frage.
Es sollten schon die Spuren meines Lebens mit der Gitarre sein.


Ich habe vor Jahren eine Squier Korea 97 gekauft, die hat dicken Polyesterlack,
aber einer der Vorbesitzer hat es tatsächlich geschafft die Stelle wo der Unterarm aufliegt durchzuscheuern.
Die Gitte hat Edelstahlbünde, was keinesfalls original war, und die waren auch schon fällig zum Abrichten.
Wieviele tausend Stunden mag der Junge/das Mädel wohl geübt haben, bis das runter war?

Ich will es mir etwas einfacher machen.
Es ist gerade eine Strat Classic 60s Laquer im Angebot.
Die hat Nitrolack, allerdings mit Klarlack überzogen (hoffentlich auch Nitro).

Wie gehts weiter?
Klar: spielen, spielen, spielen...

Man kann ja auch ein wenig unauffällig nachhelfen:
- Gitarre jede Woche mit Autopolitur behandeln, dann wird die Lackschicht insgesamt auf die Dauer dünner.
- langärmliges Hemd tragen, rechten Ärmel mit Autopolitur oder Zahnpasta einsitschen.
- Aufs Pferd steigen, durch die Wüste reiten und Gitarre am Lasso hinterher ziehen.

Scherz beiseite, hat jemand Erfahrungswerte, wie lange es dauert, bis eine Nitrolackierte echte Spielspuren aufweist?

Ich spiele so um die 10-15 Stunden die Woche, kriege ich das hin, bevor ich 134 werde?
 
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Man kann ja auch ein wenig unauffällig nachhelfen:
- Gitarre jede Woche mit Autopolitur behandeln, dann wird die Lackschicht insgesamt auf die Dauer dünner.
- langärmliges Hemd tragen, rechten Ärmel mit Autopolitur oder Zahnpasta einsitschen.
warum dann nicht gleich schleifpapier nehmen oder eine kaufen mit 'echtem' relic?
 
warum dann nicht gleich schleifpapier nehmen oder eine kaufen mit 'echtem' relic?

Echtes Relic
genau das meine ich, Spielspuren da, wo sie entstehen, und nicht rundum chemisch behandelt.
Nennen wir es "Personal Aging".
Ich will ja die Zahnpasta nicht wahllos irgendwo hinschmieren, sondern dahin, wo etwas passiert.
Damit beschleunige ich den Verschleiß der Lackschicht, aber es wird nur da abgerieben, wo auch gespielt worden ist.
Aging by playing. Nicht mit Schleifpapier irgendwo draufhalten.
 
entweder spielst du das Teil original runter und findest dich damit ab, dass es dir in diesem Leben wohl nicht mehr gelingen wird...
oder du lässt sie 'relicen' - oder kaufst ein Original mit entsprechenden Spuren :D

dein pseudo-eigenes Nachhelfen ist aucht nichts anderes als das, was professionell gemacht wird
und naiv ist es obendrein
wer glaubt denn heute noch, dass ein abgeranzter Prügel das real durchlebt hat ?
dem Publikum ist es egal - die meisten kennen die Bedeutung von 'vintage Instrument' gar nicht
und der Rest wird erstmal 'roadworn' unterstellen - weil Statistik...

also wozu das Theater ?
mach sie halt kaputt, wenn du's cool findest (oder gib sie jemandem mit Reputation auf dem Gebiet)
nebenbei: wenn man schon 'ne Macke hat, sollte man einfach dazu stehen ;)
(ich kaufe zB keine Kondensatormikrofone mit Electret Kapseln, weil ich das Wort eklig finde...)

cheers, Tom
 
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Wieviele tausend Stunden mag der Junge/das Mädel wohl geübt haben, bis das runter war?

Wenn durch normales Spielen erreicht, dann zig Tausend Stunden (außer der Besitzer war ein Grobmotoriker).

Ich hab ne Classic Players 60s Strat (normaler Polylack), mit der ich über den Daumen gepeilt 3000 Stunden geübt, gespielt und geprobt habe. Der Klarlack ist an den "Spielstellen" nicht mehr so klar, es sind ein paar oberflächliche Kratzer dazugekommen, die Hardware ist teilweise angelaufen/gegammelt und Schlagbrettschrauben sind verrostet. Grintige Potiknöpfe, und schweißoxidierte Polepieces. Bünde sind auch schon getauscht (Edelstahl drauf)...
Das wären dann authentische Spielspuren für ~ 6 Jahre mit deiner angepeilten Spielfrequenz von 10-15h/Woche.

https://www.musiker-board.de/attachments/img_20150319_004256-jpg.416109/
https://www.musiker-board.de/attachments/img_20150319_004113-jpg.416108/
 
ich reibe mit 1000er-Schmirgel immer an den Kotflügeln meiner Autos, damit die nicht so neu aussehen und mich nicht jeder für einen Anfänger hält.

Vor dem ganzen Relic-Hype, der m. M. n. übrigens schon wieder abflacht und bald sowas wie das Arschgeweih von gestern ist, hat man (zumindest ist das bei mir so) bei dem Anblick eines stark bespielten Instrumentes, egal ob Gitarre oder Piano,
immer das schöne Gefühl aus Begeisterung und Respekt, weil mit dem Ding schon so viel gespielt wurde. Im Umkehrschluss ist das Instrument so geil, dass es gerne viel gespielt wurde oder die Musiker haben eine schöne Zeit an dem Instrument erlebt, es hat Geschichte.
Irgendwann hat sich die Musikalienindustrie es zu eigen gemacht, vorrangig das Oberflächliche also die Optik anzusprechen, die Intsrumente sind aber ohne Geschichte und geiler werden Sie daducrh auch nicht. Also jenseits von Geschmack wird hier die Wichtigmachfraktion angesprochen, so werden halt Märkte geschaffen.

Selbst eine stark gespielte 40 Jahre Gitarre kann noch glänzen, ohne dass sie besonders gepflegt werden musste. In unserer Band haben wir Instrumente, die sind fast 30 Jahren im Besitz und regelmäßig manchen über längere Zeit Zeit täglich gespielt worden, der Lack ist an einigen Stellen stumpf aber nicht durch, Macken drin, Patina an vielen Stellen aber noch lange nicht relic wie aus dem Laden. Da muss man schon mit einem alten Lack 3 - 4 Jahre lang 200 Konzerte p. a. spielen bis deutliche Abschabungen kommen. Und die kommen bspw. schneller, wenn Du in der Lederjacke an dem oberen Ende deiner ES 335 rumschabst als wenn Du mit einem Sweater 20 Jahre an einer Tele im Proberaum stehst.

Also mach es so wie Telefunky es geschrieben hat oder such Dir einen feuchten Proberaum, da geht zumindest schonmal die Hardware nach 1,5 Jahren in die Knie.
 
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@coolaclark

Ich habe selten so sachliche wie eindrucksvolle, zusammenfassende Worte gegen das künstliche Aging gelesen. Chapeau! :great:
 
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Wenn ich mit 1000er Schmirgel an meinem Kotflügel herumfummel, fällt er endgültig ab :D.

Mal im Ernst, ich glaube nicht, dass das Relic Zeugs irgendwann das Arschgeweih von Morgen wird. Dazu sieht man sich das nicht satt, denn auch schon bevor die Industrie auf die Idee kam den Playern Honig ums Maul zu schmieren war das schon geil. Sicher ist das ein Handel mit vermeintlichem Mojo aber keine Mode.

Aber ich finde auch, der TE sollte sich nicht zieren, sondern das Ding einfach selbst agen oder halt agen lassen.
 
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ich denke auch Aging ist eine reine Modeerscheinung. Die meisten Gitarren werden dabei irgendwie "verhunzt". Plausibel, wenn man mal 'ne blöde Macke am Instrument hat und das eh nicht so hochwertig ist.
Folge ist m. E. immer eine Wertminderung des Instruments.
Mich spricht das nicht an, aber wer's mag, warum nicht.
 
ich denke auch Aging ist eine reine Modeerscheinung. Die meisten Gitarren werden dabei irgendwie "verhunzt". Plausibel, wenn man mal 'ne blöde Macke am Instrument hat und das eh nicht so hochwertig ist.
Folge ist m. E. immer eine Wertminderung des Instruments.
Mich spricht das nicht an, aber wer's mag, warum nicht.

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Diese Gitarre habe ich letztens in einer Gruppe für gebrauchte Musikinstrumente gefunden. Der beste Kommentar dazu war, ob die Gitarre mit einem Schraubenzieher "geaged" wurde :D
 
Das liegt natürlich alles im Auge des Betrachters, aber für mich sieht das auch arg daneben aus.
 
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Diese Gitarre habe ich letztens in einer Gruppe für gebrauchte Musikinstrumente gefunden. Der beste Kommentar dazu war, ob die Gitarre mit einem Schraubenzieher "geaged" wurde :D

oder wie jemand im Aging-Porn-Thread mal schrieb: "sieht aus wie nach dem Kampf mit einem Säbelzahntiger"

das könnte übrigens für den TO ein interessanter Thread sein, da findet man die ganze Bandbreite von Rissen im Lack bis zu brachialer Gewaltanwendung.
Der Aging-Porn-Thread

Für mich wär das nix, aber suum cuique. @61er Dirk ich verstehe Deine Intention, aber das Do it yourself-Aging scheint nach allem was ich gelesen habe, nicht einfach zu sein. Irgendwie sollte das Gesamtwerk ja stimmig sein, abgewetzer Lack und blitzeblanker Chrom passen nicht zusammen, ebensowenig ein makellos weißes Pickguard usw.
 
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Irgendwie hat die Ausgangsfrage für mich eine pubertäre Komponente. Wie lange muss ich den Kinnflaum stehen lassen (Jungs) oder wieviel Farbe muss ich aufspachteln (Mädels), damit mich die Leute für erwachsen halten? Wieviel muss ich vorgaukeln, um für voll genommen zu werden? Das legt sich, wenn man's nicht mehr nötig hat. Irgendwann fängt man dann an, sich über Lackreparaturen zu erkundigen, weil irgendein Dussel mit der geliehenen Gitarre an den Mikroständer gerumpelt ist. Oder sich für Geriatrika, Nahrungsergänzungsmittel und chirurgische Gesichtstunings zu interessieren… :D

Grüße,
Bernd
 
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Irgendwie hat die Ausgangsfrage für mich eine pubertäre Komponente.

Klar kann man natürlich so sehen. Aber man muss auch nicht gleich in Gegenteil =>

Irgendwann fängt man dann an, sich über Lackreparaturen zu erkundigen,

verfallen. Über eine Lackreparatur hab und werde ich nicht nachdenken.
Gitarren sind ein Gebrauchsgegenstand, denen man genau das auch ansehen darf.
:opa:

Der Rest ist totale Geschmackssache.
Heavy Relic und Rost an der Gitarre beim Neukauf derselben, sind für mich undenkbar.
Auch viele medium und light relics gefallen mir nicht. Aber eine CC Closet clean mit leicht
vergilbten Pastik parts und matter Lackobläche kann FÜR MICH sehr cool aussehen

:mampf:
 
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Ich verstehe Aging, wenn es zum Image der Band passt. Wenn eine junge Band ein bisschen grunge-technisch auftreten will, etwas abgeranzt, bewusst nicht BoyBand-SchmachtRocker sein will... dann muss eben eine Gitarre her, die nicht "neu" aussieht. Witzig ist aber doch, dass die meisten "echt abgespielten" Gitarren eben auch nach wie vor gespielt werden und man diese Teile nicht einfach so kaufen kann - da ist ein Besitzer, der das Teil liebt und mag und nicht hergibt.

Im Fall der "wir sind evil und etwas trashy und nicht mainstream" Band investiert man eben in ein entsprechendes Reilcing und lebt damit. Im Fall eines "ich will cooler sein als ich es bin und will das durch den Look meines Instruments erreichen" Gitarristen eben auch.

Meiner (polylackierte) American Strat von ca. 1994 sieht man ihr Alter bei genauem Hinsehen an (paar Dings und Dongs und Kratzerchen, Fretjob, Lack am Fingerboard an 1-3 Stellen abgesplittert, Kopfplatte mit paar Kratzern weil umgefallen) - aber das Teil sieht nicht alt und verranzt aus. Warum auch? Ich gehe pfleglich damit um, wische Schweiss und Grind ab, und putze das Teil beim Saitenwechsel mit weichem Tuch. Ich will doch, dass das Teil weiterhin funktioniert und seinen Dienst tut.

Auch wenn ich wie neulich für den guten Zustand meiner Resonatorgitarre von 1993 gelobt werde, dann freut mich das und ich rege mich nicht auf wegen fehlendem "Relic"-Charakter - das Teil hat echte Patina wo sie eben entstanden ist, aber auch hier habe ich nicht versucht, mutwillig zu schrotten.

Ich schaue mir die Gitarren von meinen Helden an und sehe auch dort eher gut in Schuss gehaltene Instrumente als runtergerocktes Flickwerk.
 
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Ich schaue mir die Gitarren von meinen Helden an und sehe auch dort eher gut in Schuss gehaltene Instrumente als runtergerocktes Flickwerk.

Definitiv sind die gut in Schuß gehalten. Das muss aber nicht immer auch den Lack betreffen

landau_zpsdf850738.jpg


:evil:
 
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naja...:

frusciante-stratocaster-wite.jpg
frusciante-stratocaster-1962.jpg
 
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Ich will es mir etwas einfacher machen.
Du wirst es nicht einfacher bekommen, sorry. Ageing schaut nur echt und gut aus, wenn du es selbst "erspielst". Wenn du zb viel schwitzt, wirst du den Lack recht bald runter haben - siehe zb Rory Gallagher. Ob es sich aber wirklich lohnt extra die Laqueur zu kaufen, wo noch nicht mal klar ist, ob der Klarlack auch Nitro ist - wag ich zu bezweifeln.
Über eine Lackreparatur hab und werde ich nicht nachdenken.
Gitarren sind ein Gebrauchsgegenstand, denen man genau das auch ansehen darf.
das Teil hat echte Patina wo sie eben entstanden ist, aber auch hier habe ich nicht versucht, mutwillig zu schrotten.
meine Rede. Mein Bass, den ich vor 30 Jahren gekauft hab schaut nach wie vor fast neu aus. Der Lack hat zwar paar Dellen, ist aber noch nirgends durch und ich hoff ja auch, dass es so bleibt. Spielspuren hab ich, auch bei meiner Strat, eher am Griffbrett, irgendwann wird auch die Hardware nicht mehr frisch aussehen. Aber ich finde es eigentlich schick, wenn ein Instrument, auch ohne besondere Pflege, nach 30 Jahren auf den ersten Blick noch neu aussieht.
 
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Klar kann man natürlich so sehen. Aber man muss auch nicht gleich in Gegenteil =>
verfallen. Über eine Lackreparatur hab und werde ich nicht nachdenken.

Ich habe das auch nur als den ebenfalls oft überzogenen Gegenpol erwähnt. Auch die von mir genannten "Reparaturmaßnahmen" sind größtenteils Vortäuschung von etwas, das nicht ist. Abgesehen davon: bevor ich mich mit einer schraubenzieherschmirgelpapiergealterten Gitarre anfreunde, würde ich eine Komplett-Refinish-Version derselben vorziehen. Meine "ehrlich" über Jahrzehnte abgespielten Instrumente bleiben aber unverändert genau das. Die sind so echt wie meine Falten :)
 
Aber ich finde es eigentlich schick, wenn ein Instrument, auch ohne besondere Pflege, nach 30 Jahren auf den ersten Blick noch neu aussieht.

Einer 30 Jahre alten Gitarre darf man das mMn durchaus auch ansehen.
Ich stehe sowieso drauf wenn der Lack nicht irre dick aufgetragen ist.
Da sieht man dann auch deutlicher die Spielspuren hier und da.
 
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