Ist zwar reichlich OT, aber ...
Beim Microsoft-Monopol ist das also o.k., wenn man gezwungen wird "einer bestimmten Firma Geld in den Rachen zu werfen", im Mobil-Bereich und beim "Konkurrenzsystem" jedoch ist es plötzlich Teufelszeug?
Nein, ist es eigentlich auch nicht wirklich. Der Unterschied ist, dass ich im Zweifel eine Windows-Lizenz ab ca. 40€ bekomme, und nicht noch passende Hardware kaufen muss, wenn ich sonst mit einem anderen System arbeite.
Dass Editorsoftware nicht für jedes Wald- und Wiesensystem angeboten wird, ist grundsätzlich unschön, aber verständlich - das will ja auch entwickelt werden. (Gut, man könnte natürlich auch plattformunabhängig entwickeln, so ein Editor stellt ja in der Regel keine großen Anforderungen an die Hardware - das geht auch mit Java o.ä.). Mich ärgert nicht, dass Fa. XY ihren Editor nur für ein bestimmtes OS entwickelt, sondern dass das ein OS ist, bei dem ich dann gleichzeitig auch noch bei der Hardware festgelegt bin.
Das Argument der Marktführerschaft und der bereits vorhandenen Musiksoftware-Umgebung trifft im Mobilbereich in gleicher Weise auf iOS zu.
Naja... Marktanteil bei Tablets ist für Apple schon deutlich unter 50%, wohingegen eine Windows-Kiste (kann für so einen Editor ja auch was ausgemustertes sein) nun wirklich an jeder Ecke steht.
Mal ganz davon abgesehen, dass ich keinen einzigen Musiker (der sowas wie einen Editor brauchen könnte) kenne, der nicht einen PC hätte - mit welchem System, sei mal dahingestellt. Ich kenne aber etliche, die haben nicht mal ein Smartphone, geschweige denn ein Tablet - ebenfalls egal welches System.
Für viele wird also die Erfordernis nach einem Tablet zur Bedinung des Instruments
ganz unabhängig vom OS ein Hinderungsgrund sein...
So nett eine Touchbedienung auch sein mag: Auf dem Smartphone möchte man das sicher nicht machen. Und bei manchen anderen Dingen frage ich mich, ob dann ein Editor fürs Tablet wirklich Sinn macht. Touchdisplays haben die Synths heute meist selbst. Und der Schirm von einem Tablet ist dann schon wieder nur unwesentlich größer. Wenn man also die Bedienung am Gerät selbst irgendwie erleichtern möchte oder etwas an Funktionalität hinzufügen möchte, ist ein PC Stand heute eigentlich dann doch die bessere Lösung. Bildschirm so groß wie es einem gefällt, Maus, Tastatur
als Ergänzung zu einem kleinen Touchscreen am Gerät selbst.
Aber daß Android und WinPhone/RT im Musikbereich wenig bis keine Relevanz haben, kannst Du weder Apple noch den App-Anbietern anlasten. Wenn Google und Microsoft den Audiobereich in gleicher Weise ernst nehmen würden, wie Apple das traditionell tut (Core Audio, Core Midi, InterAppAudio..), dann hätten wir die von Dir gewünschte Vielfalt.
Die Diskussion um Vielfalt müssen wir gar nicht führen. Wir reden ja auch hier nicht über Anwendungen, die ein low-latency-Audiosystem voraussetzen, sondern über schlichte Datenübertragung über USB o.ä.
Ich sehe das so: wenn Editorsoftware für den PC entwickelt wird, dann kann ich damit leben, dass "mein" System nicht dabei ist. Im Mobilbereich sieht das anders aus: Da muss einem Hersteller klar sein, dass er bei der Entscheidung für nur ein System mindestens 50-60% seiner Kunden vergrault - denn Marktanteile verschiedener Systeme bewegen sich im Mobilbereich eher bei maximal 40-50% als bei 90% aufwärts.
Dann muss ich als Hersteller entweder in den sauren Apfel beißen und für 2-3 Systeme entwickeln, oder damit leben, wenn mein Gerät dann wegen mangelnder Kompatibilität nicht gekauft wird, oder ich muss mir was anderes überlegen.
Worum geht es denn? Man möchte Zugriff auf Funktionen bieten, für die es entweder keine Knöppe am Gerät gibt, oder man möchte erreichen, dass das Editieren mit einem größeren Bildschirm etwas bequemer abläuft als mit einem Winz-Display. Warum dann nicht einfach den Editor direkt in die Kiste einbauen und eine Bedienung per Webinterface vorsehen? Jede Fritzbox wird so administriert, jeder Router, viele Industrieanlagen mittlerweile auch. Geht mit jedem PC, Mac, iPad, Telefon, Samsung, ALDI-Tablet und co.
Ich denke jedoch nicht, daß man es den Musikinstrumenten-Herstellern zum Vorwurf machen kann,
- daß sie ihre Editoren generell auf Touch-Mobilgeräte setzen - das drängt sich geradezu auf
- daß zuallererst die Plattform unterstützt wird, auf der sich 90% der relevanten Musiker-Apps tummeln - die also in Musikerkreisen die naheliegendste ist - ist auch logisch.
Einen Vorwurf muss man da gar nicht machen - es ist ja immer noch meine Entscheidung, ob ich das Instrument kaufe oder nicht. Und wenn das für mich wegen des dann nötigen iPads 300-500€ mehr kostet, dann halt nicht.
Und: es gab mal eine Zeit, da haben die Editoren annähernd soviel gekostet wie heute das komplette iOS-Device + App. Wer solche Editoren wirklich benötigt und produktiv einsetzt, bekommt für relativ wenig Geld ein Tool, mit dem der ganze Musikkram zuverlässig und relativ zukunftssicher funktioniert und das zudem sehr multifunktional ist. Selbst wenn man "privat" schon ein anderes Tablet favorisiert.
Das Argument mag bei dir ziehen - bei mir nicht. Für mich rechnet sich wie oben schon gesagt der Preis, den ich am Ende zahlen muss, aus Synth plus notwendigen Zusatzanschaffungen. Das vergleiche ich mit der Konkurrenz und entscheide dann. Die Zeit, von der du redest, war auch ein bisschen anders: da konnten die Geräte von Haus aus alles auch ohne Programmer - mit war es nur bequemer. Und der Programmer war aufwendig zu entwickelnde Hardware, die in 95% der Fälle sogar von Drittanbietern stammte.
Bleibt noch die Ideologie-Schiene.
Och bitte... Das ist ja nun mittlerweile ein Totschlagargument. Jeder, der sich aus welchen Gründen auch immer für ein anderes Gerät entschieden hat, tut das aus "ideologischen Gründen"? nö.
Mache die Auswahl meines Werkzeugs davon abhängig, was es leistet? Oder doch lieber von einer Systemreligion?
Ersteres. Und genau deswegen habe ich damals einen Androiden angeschafft. Für
meine Zwecke war das besser geeignet.
Und wenn jetzt das "Werkzeug" von Roland oder wem auch immer erfordern würde, dass ich mir noch ein zusätzliches Gerät anschaffe, dann schaue ich:
- kann das Gerät auch ohne Editor soviel, dass ich bereit bin, den Preis für das Instrument zu zahlen?
- kann das Instrument
mit Editor soviel mehr, dass das 300€+ Aufpreis rechtfertigt?
- wieviel bringt es mir, neben dem Einsatz als reinem Editor, ein zusätzliches Tablet zu haben? Rechtfertigt das den Preis?
...und dann wird entschieden. Wenn sich eine der Varianten unterm Strich lohnt, kaufe ich vielleicht sogar ein zweites Tablet. Das würde sich allerdings erst zeigen müssen.