Ich spiele schon seit Jahren sowohl auf meinen Strats als auch auf meiner Les Paul 11-52er in normaler Stimmung und gelegentlich einen SRV-Satz (12-15-19-28-38-58) für Eb-Stimmung. Nicht deshalb, weil es mir so viel Spaß macht, mit den Drahtseilen zu kämpfen, sondern vor allem deshalb, weil ich nur mit solchen Saiten so klinge, wie ich klingen möchte. Hier mal meine Erfahrungen:
- Es wird gerne vertreten, dass der Unterschied im Klang zwischen dünneren und dickeren Saiten nicht groß ist. Ich persönlich empfinde dies anders: meine Gitarren - insbesondere die Strats - klingen fundamental anders - und für meinen Geschmack deutlich schlechter - wenn sie mit 10ern oder mit noch dünneren Saiten bespannt sind. Ich weiß nicht, ob Tests unter Laborbedingungen zu einem anderen Ergebnis führen würden. Für mich zählt mein subjektives Soundempfinden, und das sagt mir nun einmal, dass schwere Saiten anders klingen.
- Die Auswirkung der Saitenstärke auf das Endergebnis hängt auch davon ab, mit welchem Equipment Du spielst. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass dicke Saiten besonders dann wichtig für den Sound sind, wenn Du clean oder mit ganz leichtem Crunch spielst. Auch habe ich den Eindruck, dass der Unterschied besonders bei Single Coil-Gitarren erheblich ist, die über einen cleanen "amerikanischen" Amp gespielt werden. Bei einer Les Paul und einem Marshall merke ich den Unterschied weniger. Als (grob vereinfachte) Faustregel könnte man sagen, dass die Wichtigkeit der Saitenstärke mit zunehmendem Gain abnimmt.
- Der wichtigste Punkt ist: Das Endprodukt "Klang" ist letzten Endes (grauenvoll klischeehaft ausgedrückt) das Ergebnis der Interaktion zwischen Spieler und Equipment - und diese Interaktion ändert sich fundamental, wenn man die Saitenstärke ändert. Du wirst quasi gezwungen, härter anzuschlagen und dynamischer zu spielen - was sich ganz erheblich auf das Endergebnis auswirkt. Ich denke, dass dies der Grund dafür ist, dass in Amerika alles unter 11ern als "Mädchensaiten" verschrien ist. Ich mag es nun einmal, wenn man hört, dass der Gitarrist für jeden Ton hart arbeiten muss und der Sound ein wenig nach Schweiß riecht. Bei aller politischen Korrektheit: Machismo gehört zum Blues dazu. Und ich frage mich manchmal, ob jemand, der über kaputte Fingerkuppen klagt, tatsächlich ein Mann ist...