Musikstudium - Ja oder nein?

Ein halbwegs kreativer Beruf mit guten Verdienstaussichten, in dem man sich nicht kaputt arbeitet. Würde mir vermutlich auch recht gut liegen.

Über kurz oder lang würde ich mich so oder so gerne mit Musik selbstständig machen, aber ich weiß dass das einige Zeit dauern wird.

Sorry, wenn ich da mal auf andere Aspekte Deiner Aussagen eingehe. Gutes Geld möchte wohl jeder verdienen, aber dafür will ein Arbeitgeber halt auch Einsatz als Gegenleistung. Aber worauf ich hinaus will, ist nicht die Moral, sondern dass ein Musikstudium, wenn Du es in einer überschaubaren Zeit durchziehen willst (weil das ja auch irgendwie finanziert werden muss, und umso mehr Geld kostet, umso länger es dauert), und erst Recht die Selbständigkeit viel Arbeit und Einsatz erfordern. Bist Du dazu bereit?

Gruß,
glombi
 
Zuerst nochmal danke für die hilfreichen Ratschläge!

Nein, das ist nicht sehr schwer, das ist schlicht unmöglich! Das - möglichst fließende - Notenlesen, nebst Kenntnissen der Intervalle, Skalen, Akkorde, sowie Grundkenntnisse der Harmonielehre sind unabdingbare Voraussetzungen, um überhaupt die Aufnahmeprüfung bestehen zu können (Gehörbildung gehört auch noch in die Liste).

Vielleicht kam es auch so rüber als könnte ich es garnicht. Ich kann durchaus wenn ich ein Intervall, einen Akkord eine Skala, Progression etc. HÖRE direkt und mit Fachbegriffen nennen was es ist. Ich kann auch Noten lesen, es dauert nur länger weil mir die Übung fehlt und es nicht der natürliche Weg für mich ist, Musik zu lernen. Ich glaube aber dass ich das mit etwas Hingabe aufholen könnte.

Die Spezialisierung wäre tatsächlich ein Problem für mich während eines Studiums, ich kann mir kaum vorstellen bestimmte Instrumente aufzugeben (obwohl ich eindeutig die meiste Zeit in Gitarre und Bass investiere, allerdings war Klavier immer noch mein erstes Instrument und es liegt mir am besten).

So richtig weiter gekommen bin ich jetzt wie erwartet noch nicht da man sehr viele konträre Aussagen von unterschiedlichen Leuten hört, ich bin selber hin- und hergerissen.
Ich glaube Tontechnik bzw. Producing wäre schon nicht übel, zumal ich davon wie @LoboMix gesagt hatte meine eigene Musik profitieren würde.

Reich werden muss ich nicht, den Anspruch hatte ich auch nie wirklich. Ich lebe mittlerweile sehr minimalistisch, fahre einen '90er Nissan Micra K10, habe zwei Gitarren (Akustik und Tele) und einen Bass. Für das Producing zuhause braucht man heute auch nicht mehr viel, was mMn ein Segen ist.
Und dass ich nicht direkt Vollzeit Musik machen können werde weiß ich auch, wichtig ist mir nur, sie nicht (wieder) aus den Augen zu verlieren.

Jedenfalls weiß ich jetzt warum die 'alten Leute' mir früher gepredigt haben wie gut man es doch hat in der Schulzeit. Da hatte ich diese Sorgen noch nicht :ugly:
 
Ich kann durchaus wenn ich ein Intervall, einen Akkord eine Skala, Progression etc. HÖRE direkt und mit Fachbegriffen nennen was es ist.
Das ist auf jeden Fall schon mal sehr gut (wenn du alles richtig benennen kannst)!
Bei einer Aufnahmeprüfung musst du aber bei den Hördiktaten das Gehörte in Noten aufschreiben, und das am besten noch je nach Zusammenhang vom Kontext her korrekt. Beispiel: wenn eine Kadenz in G-Dur gespielt wird mit der Folge G-C-D-G, dann muss der D-Dur-Akkord natürlich mit F# geschrieben werden und nicht mit Gb. Das klingt banal und sollte es auch sein, aber ein Absolut-Hörer, der von Harmonielehre keine Ahnung hat, könnte vielleicht wirklich auf die Idee kommen, das F# als Gb zu notieren.
Es nützt dir in der Aufnahmeprüfung nichts, wenn du zwar die Diktate erkennen, aber nicht korrekt notieren kannst, bzw. sehr lange über die Notation nachdenken musst, da es immer auch Zeitlimits gibt. So wird ein Hörbeispiel z.B. oft nur 3x wiederholt, dann kommt schon eine neue Aufgabe.

Vertraut sein musst du auf jeden Fall mit dem Violin- und dem Bassschlüssel. Der C-Schlüssel kommt manchmal (normalerweise als Bratschenschlüssel) in den Aufgaben auch vor, aber nur in schriftlichen Aufgaben, wo es um das Notenlesen geht.

Für ein Toningenieur-Studium sind die Anforderungen in Gehörbildung üblicherweise noch etwas strenger als für ein Instrumentalstudium. Es gibt auch Ausbildungsgänge an Tontechniker-Schulen, da sind meiner Kenntnis nach die Eingangsvoraussetzungen geringer.
Die Gehörbildungs-Aufnahmeprüfung für ein Tonmeister-Studium (in Deutschland nur an der Musikhochschule Detmold und HdK Berlin möglich) ist die mit Abstand anspruchsvollste, die ich kenne (kommt hier aber sicher nicht in Frage).

An einer Beschränkung auf ein Haupt- und ein Nebenfach (Instrument bzw. Gesang) geht bei einem Musikstudium kein Weg vorbei. Gelegentlich gibt es zwar Leute, die zwei Hauptfächer studieren (meist nacheinander, selten parallel), aber das sind die wenigsten, da man in beiden Fächern wirklich sehr gut sein muss.

Schaue dir aber unbedingt mal die Homepages der Pop-Akademien an, vielleicht findest du dort Angebote, die besser zu dir, deinen Talenten und Zielen passen.
Meiner Kenntnis nach hat die z.B. Pop-Akademie Mannheim ein gutes Renommee [Homepage: https://www.popakademie.de/de/].
 
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An einer Beschränkung auf ein Haupt- und ein Nebenfach (Instrument bzw. Gesang) geht bei einem Musikstudium kein Weg vorbei. Gelegentlich gibt es zwar Leute, die zwei Hauptfächer studieren (meist nacheinander, selten parallel), aber das sind die wenigsten, da man in beiden Fächern wirklich sehr gut sein muss.

Hier sei erwähnt, dass man im Falle eines Hauptfaches sehr gut sein muss/sollte und selbst wenn man es schafft (Viel viel üben), ist die Kritik der Akademiker nicht motivationsfördernd, sondern in der Regel zerstörend... Wie das jetzt im Jahr 2020 ist weiß ich nicht. Aber vielleicht haben sich einige Dinge ja verändert. Generell sollte man die Haltung: "Studium ist easy und meine Kumpels hocken daheim vor Netflix" mal gründlich überdenken. Denn gerade auch Info zu studieren, fordert hohe Opferzahlen gerade vor den Prüfungen.
Lieber mit etwas Ehrfurcht und Respekt in die Richtung gehen bevor das grausame Erwachen kommt.
 
Es fällt mir auch schwer, @jerry.ufer ein Musikstudium zu empfehlen und ich kann die Probleme gut verstehen, die er hat, einen passenden Studiengang zu finden. Wenn das Fach und die Richtung nicht passen, kann der Schuss in der Tat gehörig nach hinten los gehen und sich das Studium als erneute Zeitverschwendung erweisen, wenn nicht sogar als abschreckend.

Das Fachidiotentum an den Musikhochschulen mag vielleicht nicht mehr so ausgeprägt sein wie zu meiner Studienzeit in den 80-ern, aber vorhanden ist es sicher immer noch.

Dabei hatte ich Glück, in meinem Studium (Instrumentalpädagogik) sehr gute Dozenten kennen gelernt zu haben, die mir sehr gute Impulse gegeben haben. Aber über die vielen Jahre, die ich jetzt unterrichte, habe ich mich selber durch Neugierde, viel Hören und Kontakt zu interessanten Musikern der verschiedensten Stilrichtungen in vielfältiger Weise weiter entwickelt (würde ich jedenfalls so sehen).
Viele Impulse und Anregungen habe ich auch durch meine Schüler bekommen, auf deren Wünsche ich eingehen wollte und die mich mit Musik konfrontierten, die bis dato weniger in meinem Fokus war.
 
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Natürlich kommt es auch darauf an in welche Richtung er in der Musik studieren will. Die traditionelleren Institutionen wie die FMB in LE oder die HFM in Weimar... Das ist schon hartes Pflaster dort und definitiv nicht für jedermann, auch wenn man berücksichtigt wie mathematisch Musik werden kann.

Für Leute, die absolut dafür brennen und sich sehr gut anzupassen wissen, die kommen wohl gut klar.
Aber oft, wie auch in der bildenden Kunst, kann ein derartiger Studiengang nach der anfänglichen Euphorie auch sehr gut desillusionieren.

Am besten Kontakte zu Musikstudenten herstellen, vor allem die höheren Semester.
Etwas adäquates in der heutigen Zeit zu finden, kann extrem schwer sein. Das stimmt, ja.
 
Die Spezialisierung wäre tatsächlich ein Problem für mich während eines Studiums, ich kann mir kaum vorstellen bestimmte Instrumente aufzugeben (obwohl ich eindeutig die meiste Zeit in Gitarre und Bass investiere, allerdings war Klavier immer noch mein erstes Instrument und es liegt mir am besten).

So richtig weiter gekommen bin ich jetzt wie erwartet noch nicht da man sehr viele konträre Aussagen von unterschiedlichen Leuten hört, ich bin selber hin- und hergerissen.

Du hast noch gar nicht geschrieben, auf welchen Instrumenten du bisher wie lange Unterricht hattest. Das sollte für die Wahl eines Hauptinstruments aber entscheidend sein.
Und die Einschätzung und der Rat eines persönlichen Instrumentallehrers, der deine Umgangsweise mit Musik kennt, ist nochmal viel direkter, intensiver und aussagekräftiger als unsere Ratschläge hier im Forum.
 
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Schaue dir aber unbedingt mal die Homepages der Pop-Akademien an, vielleicht findest du dort Angebote, die besser zu dir, deinen Talenten und Zielen passen.

Ich denke das wäre die einzige vernünftige Anlaufstelle für den TE. Eventuell noch Musikwissenschaft, aber dann nebenbei viel Zeug im Selbststudium über Producing lernen. Dann hat man einen Hochschulabschluss, denn ich glaube ein solcher ist @jerry.ufer wichtig oder warum magst du allgemein deine Musik nicht als Nebentätigkeit führen und dir dein Wissen über einzelne Kurse beibringen?
 
Du hast noch gar nicht geschrieben, auf welchen Instrumenten du bisher wie lange Unterricht hattest. Das sollte für die Wahl eines Hauptinstruments aber entscheidend sein.
Und die Einschätzung und der Rat eines persönlichen Instrumentallehrers, der deine Umgangsweise mit Musik kennt, ist nochmal viel direkter, intensiver und aussagekräftiger als unsere Ratschläge hier im Forum.

Ich hatte vor langer Zeit mal ein gutes Jahr lang Schlagzeugunterricht, und Schlagzeug spiele ich auch mit am schlechtesten mangels Möglichkeiten zu üben. Ich weiß nicht ob das dann so eine sinnige Entscheidung wäre.

Ich denke das wäre die einzige vernünftige Anlaufstelle für den TE. Eventuell noch Musikwissenschaft, aber dann nebenbei viel Zeug im Selbststudium über Producing lernen. Dann hat man einen Hochschulabschluss, denn ich glaube ein solcher ist @jerry.ufer wichtig oder warum magst du allgemein deine Musik nicht als Nebentätigkeit führen und dir dein Wissen über einzelne Kurse beibringen?

Die Frage ist, was mache ich dann als Haupttätigkeit. Vielleicht ist auch das mein Problem, bzw. meine Einstellung, dass ich in gänzlich 'unkreativen' Berufen auf Dauer nicht glücklich werde.
 
Ich hatte vor langer Zeit mal ein gutes Jahr lang Schlagzeugunterricht ...
und alle anderen Instrumente hast du dir autodidaktisch erarbeitet? Dann würde ich mir für dein Wunsch-Hauptinstrument ganz schnell einen guten(!) Lehrer suchen. Denn oft wird nicht nur beurteilt, was hinten rauskommt, sondern was der Spieler wie macht. Und bei autodidaktisch Gelerntem ist die Chance groß, dass du dir Techniken angewöhnt hast, bei denen sich das Ergebnis zwar annehmbar anhört, die Professoren bei der Eignungsprüfung aber die Hände über dem Kopf zusammenschlagen und sich mit Grausen abwenden ...
 
Ich hatte vor langer Zeit mal ein gutes Jahr lang Schlagzeugunterricht, und Schlagzeug spiele ich auch mit am schlechtesten mangels Möglichkeiten zu üben. Ich weiß nicht ob das dann so eine sinnige Entscheidung wäre.

Wahrscheinlich wäre Schlagzeug dann keine gute Wahl.

Falls du noch einen Rat brauchst...ganz simpel: nimm ab sofort Unterricht auf dem Instrument, auf dem du dich am wohlsten fühlst.
Du kommst aus Gummersbach. Da gibt es eine Musikschule mit u.a. Lehrern für Gitarre/Bass/Klavier (diese Instrumente hattest du quasi als "engere Wahl" erwähnt), deren Biographien so aussehen als könnten sie dir sehr gut weiterhelfen. Diese Lehrer haben sich alle mal in einer Phase der Berufsfindung befunden. So wie du jetzt. Von deren Erfahrungen solltest du profitieren.

Und selbst wenn du doch in Richtung Songwriting oder Tontechnik gehst, solltest du Klavierunterricht gehabt haben, denn das ist nach wie vor einer der besten Wege zu einer Musikalischen Allgemeinbildung.

Möglicherweise gibt es da auch ein Angebot an Studienvorbereitender Ausbildung ("SVA") zur Aufnahmeprüfungs-Vorbereitung. An meiner Musikschule bin ich selbst in diesem Bereich tätig und habe seit 15+ Jahren immer wieder Schüler, die ins Studium gegangen sind. Deswegen weiß ich wie wichtig es ist, vorher ordentlichen Unterricht gehabt zu haben und Lehrer langfristig persönlich kennengelernt zu haben.
 


"Heeresmusikkorps Hannover - Akustik & Unplugged
Normalerweise denkt man bei Militärmusik sofort an schmetternde Trompeten und donnernde Pauken. Dass Militärmusik mehr als nur Marschmusik ist, kann man bei unseren Konzerten immer wieder erleben. So zeugt auch unsere "Akustik-Besetzung" von der Vielfältigkeit des Berufs der Militärmusiker. Frei nach dem Motto "Live & Unplugged" präsentieren Stabsfeldwebel Thorsten Sturmhöfel und Hauptfeldwebel Patrick Winter fetzige Rock-Klassiker im kleinsten Rahmen aber auf höchstem Niveau."

Nochmal ein Kommentar, was man auch in Uniform machen kann. Sehr sympathisch, da der Stabsfeldwebel eine Seagull spielt.
 
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Guten Tacho,

nur ein kleines Update, da ich seit über einem Jahr nicht aktiv war: Nach der zweiten abgebrochenen Ausbildung habe ich einen Studienplatz in Köln bekommen, ich studiere Musikvermittlung und Philosophie im 2-Fach-Verbund und halte mich nebenher mit Minijobs flüssig. Ich glaube fest dass das die richtige Entscheidung war:)

Nochmal vielen Dank für die ganzen Zusprüche und schöne Feiertage,

Jerry
 
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Hallo, auch wenn ich spät zur Diskussion dazustoße: Ich denke, diese Entscheidung ist von ein paar Punkten abhängig.

1. sollte man immer als Ausgangsannahme haben, dass man eine Ausbildung machen sollte, die einem ein Leben unter den wirtschaftlichen Bedingungen ermöglicht, die man sich wünscht oder die man benötigt. Und dafür ist Musik leider kein guter Plan. Also wäre die vorübergehende Annahme erstmal: Lern was Solides, das hindert dich nicht am Musikmachen aber sichert deinen Lebensunterhalt.
2. sollte man sich als Nächstes fragen: Traue ich mir vielleicht doch zu, mit Musik wirtschaftlich erfolgreich zu sein? Dafür benötigt man aber sowohl weit überdurchschnittliche musikalische Fähigkeiten als auch ein Grundverständnis darüber, wie man gewerblich erfolgreich ist in dem Bereich.
3. wäre die Frage dann: Wie wichtig ist es mir, genug Freiraum zum Musikmachen zu haben? Ist mir das langfristig sehr wichtig und stecke ich dafür auch ernsthaft zurück, was meine sonstigen Erwartungen an mein Leben angeht, kann es sinnvoll sein, die vorherigen Überlegungen über Bord zu werfen und eben doch den Weg der rein musikalischen Ausbildung zu gehen. Das gilt aber nur, wenn die Antwort hier ein klares Ja ist.
4. gibt es natürlich noch die Möglichkeit, einen Kompromiss zu machen und etwas Musiknahes zu lernen. Beispiele wären Musikproduktion/Business, Tontechnik, Musikpädadgogik etc. Hier muss man aber ganz klar genau schauen, auf was für einen Beruf das eigentlich vorbereitet und sich fragen, wie sehr einen diese Option an seine Wunschvorstellung für den Rest des Lebens annähert. Musiklehrer/Tonmann auf Veranstaltungen/Soundbastler für Werbespots ist nämlich etwas ganz anderes als sein Instrument zu spielen, auch wenn es vermeintlich sehr nahe dran ist.

Ich glaube, das ist ein gutes Framework für die Ausbildungsentscheidung als angehender Musiker, auch wenn es natürlich noch eine Menge individueller Detailfragen und Randbedingungen gibt.
 
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