Musikindustrie sieht Trendwende

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  • Die Zahl der Einzeldownloads wuchs um 40 Prozent auf rund 35 Millionen
  • 2007 seien rund 700.000 LPs verkauft worden, 100.000 mehr als im Vorjahr.
  • Im vergangenen Jahr seien 312 Millionen Songs illegal auf dem Internet heruntergeladen worden. 2006 seien es noch 374 Millionen gewesen.
  • Allein im vergangenen Jahr habe der Verband 40.000 Strafanzeigen gestellt und 16.000 Zivilprozesse geführt
Aus und mehr: http://www.ftd.de/technik/medien_internet/:Musikindustrie Trendwende/330594.html

Ein letztes Zucken vor dem gänzlichen Absturz oder ist tatsächlich Änderung in Sicht?


Topo :cool:
 
Eigenschaft
 
Naja so schlimm war es ja auch nicht gewesen. Wegen dem illegalen downloaden ist noch keiner Pleite gegangen, ganz im gegenteil. ;-)
 
Kann es sein, dass du dazu neigst, Straftatbestände zu verharmlosen? :mad:
 
Ehrlich gesagt seh ich da drin eine Beschönigung, wenn nich sogar absolute Verzweiflung oder ein Nicht-Wahr-haben-Wollen vor dem Punkt an dem selbst die letzten Plattenbosse akzeptieren das mit herkömmlichen Mehtoden kaum Geld mehr zu holen gibt.. Jedes große Regime hat bis kurz vor seinem Fall noch Propagandameldungen rausgebracht die nur Gutes berichteten um das mal so drastisch zu vergleichen... Der immer größer werdende Brei an Musikern und denen die sich so nennen verursacht beim Zielpublikum einfach schon eine gewisse Abstumpfung, ganz abgesehen von den Verkaufszahlen jetzt mal, die es erforden würde neue Wege zu gehen. Der einfach ZUgang zur mp3 hat andere Tonträger auf eine gewisse WEise entwertet, Musik holt man sich nebenbei, kaum jemand geht in einen Laden und holt sich eine PLatte weil er sie haben MUSS, und genau hier liegt die Verbindung, der Brei bewegt niemanden mehr und genau das gilt es zu retten. Ein Musiker sollte gekauft werden weil das was ER oder SIE macht etwas besonderes ist, nicht weil ich grad die Gelegenheit habs mir von nem Freund zu ziehen.
 
interessantes diskussionsthema... oder doch nicht?

erst pusht die industrie jeden erdenklichen müll (das kommt davon, wenn leute, die sich überhaupt nicht für musik interessieren, labels übernehmen), und dann werden derartige "traurige statistiken" veröffentlicht. ich lade keine musik illegal ausm netz, aber mir tut es andererseits überhaupt nicht leid, dass andere leute das tun. warum? die industrie hat es nicht anders verdient.

überlegt doch mal. das musikalische spektrum eines heranwachsenden konsumenten beschränkt sich auf maximal 20 künstler, von denen 19 gleich klingen und einer als "rebell" vermarktet wird, was ihm einen besonderen status beschert, auch wenn er sich nicht sonderlich vom rest des breis unterscheidet. wen wundert's dann noch, was los ist? mich nicht. wenn die liebe zur musik, die (wie ich finde) jedem menschen angeboren ist, gerade während der wichtigsten körperlichen und geistigen entwicklungsphase (12-18 jahre) von allen denkbaren medien im keim erstickt wird - wohin soll das denn führen, wenn nicht zum kompletten wertverlust?

ich habe z.b. vor ein paar jahren gezielt einfluß auf meine kleinen brüder genommen und die ganzen von freunden oder sonstwoher gezogenen charts einfach von deren rechnern gelöscht (und dafür ganz andere musik draufgespielt, querbeet). als ich dann das nächste mal bei meiner familie zu besuch war, hatte sich der ältere von den jungs den soundtrack zu "cowboy bebop" bestellt (yoko kanno & ihre band - spielen jazz, blues, funk, rock und teilweise auch sehr elektronisches zeug, unglaubliche bandbreite), und der jüngere überraschte mich mit dem spruch "Du, ich weiss noch nicht, was für musik ich wirklich mag, ich glaube ich bin nicht soweit. warte noch ein bißchen".

ich bin ein wenig stolz, dass meine keinen brüder keinen fernseher zum denken brauchen (auch wenn sie früher zu pokémon-zeiten oft vor der glotze gehockt haben, sind sie ja doch ganz gesund im kopf, kaufen sich keine klingeltöne im jamba-abo und entscheiden selber, was ihnen gefällt und was nicht). aber andererseits bin ich auch etwas ratlos, weil die meisten anderen teens eben nicht in der lage sind, selber zu denken. und sie sind schließlich die masse, die in zukunft zufriedengestellt werden soll.

nun mag man mit dem spruch kommen, es gäbe heutzutage keine floyds, zeppelins, zappas, basseys, astaires etc. mehr. aber stimmt das wirklich, oder gibt es sie, und sie gehen unbekannt ein, weil die musikindustrie zu blöde ist, sich selber aus dem dreck zu ziehen? keiner will es riskieren, in jemanden geld zu stecken, der MUSIK macht, weil es ja sein kann, dass es NICHT allen gefällt und dass es NICHT alle kaufen... da nimmt man den erprobten müll oder pusht eine youtube-eintagsfliege mit allen erdenklichen mitteln, hauptsache geld fließt. wenn 1/10 des marketing-etats von, nehmen wir sie als beispiel: tokio hotel, für MUSIKER aufgewendet werden würde, sähe die welt schon ganz anders aus. aber vielleicht würde sich tokio hotel dann nicht so gut verkaufen. es ist im prinzip dasselbe wie die miniaturisierung bei elektronik, man reduziert alles auf die effizientesten bauteile. nur besteht der unterschied zwischen schemata/statiken und dem menschen darin, dass der mensch irgendwann sagen wird "mir reicht's". das scheinen die leute nicht zu checken bzw. sie hoffen darauf, dass es erst passiert, wenn sie in rente gehen... wie gesagt, die musikindustrie stellt sich selber ein bein, aber es tut mir nicht leid. ich trete nach, spucke und überlege mir, wohin ich in ein paar jahren auswandern werde :)
 
ich trete nach, spucke und überlege mir, wohin ich in ein paar jahren auswandern werde :)

hab ich mir auch immer gedacht, bis ich mir mal Eskapissmus vorwerfen lassen musste...face the problem und so.... ;) hat bei mir nur mehr politische hintergründe, aber musikalisch gesehen sollte man Berlin vllt zu nem eigenen Staat umbauen... :D

so tief sollte die diskussion um den Topic allerdings gar nicht abschweifen...

Ich glaube einfach, dass das pushen von online-mp3shops maßgeblich zur minderung illegaler downloads führte...PUNKT!
der markt wurde neu erschlossen, für den standard-kommerz-user war es einfach einfacher die mukke ausm netz zu holen. Is doch logisch, oder?
wer keinen bock hat seinen musikgeschmack zu bilden, hat auch keinen bock extra in nen laden dafür zu fahren..

dass es überhaupt soweit kommt liegt doch einfach an der technologie.
Die möglichkeit digitalisierte daten durchs netz zu schicken ist toll, und macht eben den datenaustausch von dingen denen die haptik fehlt sehr leicht..
Dazu zählt musik, filme...der markt dafür wurde nur zuerst auf illegaler ebene erschlossen...die legale zieht nach, fertig... der 0815user wird in zukunft mehr zahlen, denke ich....
 
hab ich mir auch immer gedacht, bis ich mir mal Eskapissmus vorwerfen lassen musste...face the problem und so.... ;) hat bei mir nur mehr politische hintergründe, aber musikalisch gesehen sollte man Berlin vllt zu nem eigenen Staat umbauen... :D
geil, eskaPISSmus :D

face the problem? ja. wir haben hier grad genug geld zusammengekratzt, um ein event zu schmeissen, wo wir übrigens auch mit der einstellung rangehen, dass wir das geld evtl. aus dem fenster geschmissen haben. da laden wir auch alles ein, was wir kennen und was rang und namen hat - vielleicht kommt es gut an, vielleicht wird was draus, vielleicht floppt es. aber auch wenn ich dran glaube (sonst würde ich es nicht machen), die erfahrung in münchen - kommerzhochburg - macht mich skeptisch und ich sehe den kommenden gigs außerhalb von bayern doch mit freude entgegen.

offtopic ende, zum thema hab' ich ja in meinem letzten post eh schon alles gesagt was mir in dem moment einfiel... bis auf:

Ein letztes Zucken vor dem gänzlichen Absturz
eher postmortales zucken.
 
Interessantes Thema, mehr als vermuten kann man natürlich nicht...
hier meine These:

Ich denke dass sich das ganze etwas in Gruppen einteilt. Ich könnte mir vorstellen dass bei manchen Kunden vermehrt auf legale Pay downloads umgestiegen wird und das früher nur nicht passiert ist da eben das legale Angebot fehlte oder unausgereift war. Als Zielgruppe habe ich hier so grob Leute ab 20 aufwärts im Kopf, technikinteressiert, festes einkommen und einen gewissen Bildungsstand der ein Moral und Werteverständniss beinhaltet.

Auf der anderes Seite sehe ich die "is mir doch egal, ihr seit doch blöd wenn ihr zahlt" Fraktion. Und die werden sich auch durch den tollsten online mp3 shop nicht umstimmen lassen. warum auch.
Den Hauptanteil dieser Fraktion macht imho eine Sorte aus. Hauptsächlich Jugendliche, Kinder, Halbstarke. Recht unreif, sowohl was das Medium Musik als den genrellen Umgang mit Konsumgütern aller Art und das Moralverständniss angeht. 120 Euro Sneakers, dickes Handy, mit 16 nen frisierten Roller aber keinen euro für nen download zu zahlen...
Oftmals dann auch Fans dieser Wegwerf Musik, und warum soll man für nen Song auc zahlen der in ner Woche eh out ist und einem dann nicht mehr gefällt (gefallen darf?)
0 Verständniss und Toleranz meinerseits, allerdings glaube ich auch nicht dass man wirklich etwas dagegen unternehmen kann. Wie auch. Technische Einschränkungen werden geknackt noch bevor sie auf dem Markt sind und verständniss predigen ist das spichwörtliche reden mit der wand...


Ich denke dass die zweite truppe, die illegalen bleiben und stagnieren wird. die gibt es seits diese technologie gibt, die bekommt man nicht weg.
bei der ersten gruppe erhoffe ich mir ein leichtes wachstum. eben weil die legalen wege neuer sind als die illegalen, ich hoffe hier springen noch leute auf den zug auf.

Worauf ich bei dem ganzen Gedankenspiel hoffe ist eine gewissen Selbstregulierung. Man erkennt ja ich sehe deutlich unterschiedliche menschentypen in den beiden Fraktionen. Und ich vermute in der ersten diejenigen die nach etwas anspruchsvollerer Musik suchen. Und hoffe das auf diesem Weg wirklich gute kreative interessante Musiker ihre Wohlverdienten Brötchen abbekommen und den ein oder anderen Taler in die Tasche Stecken.
Bei der zweiten gruppe trifft der Musikgeschmack doch oftmals eher auf diverse "produktionen" bei der Musiker werder gut noch kreativ ist noch viel vom Verdienten sieht. Sondern es mehr darum geht ob einige wenige "wichtige Menschen" sich als viertwagen den neuen 7er oder 5er gönnen..
Da tuts mir nicht leid wenn der Markt durch illegale Downloads weiter zusammenbricht und es am ende doch nur für nen 3er reicht ;)


einen großen Haken hat das ganze allerdings. Die musikindustrie wird geschädigt, und egal welcher Teil davon, sobald der schaden groß genug ist werdens auch Leute spüren dies nciht verdient haben. Wenn das Geld das Wegwermusik aktuell einspielt ausbleibt dann fehlt auch das geld tolle Musiker zu featuren, große Touren zu fahren usw.
Und letztendlich trifft mich das als Techniker ja auch persönlich, genauso meine ganzen Kollegen. Wir leben schließlich von vollen Hallen. Und wenn ich jetzt die wahl habe auf einem event für schreiende teenie gören zu arbeiten, schlimme musik zu hören aber mit nem 4stelligen betrag heimzufahren oder aber die tage dahiemzusitzen und nix zu essen auf dem tisch zu haben... ich denk da ist klar was ich machen werde.
deshlab ists natürlich für viele die direkt oder indirekt von der Musikindustrie leben ja durchaus wichtig das auch fragwürdige projekte als Geldautomaten erhalten bleiben und sich nicht komplett selbst lahmlegen.

Der Musikverliebte in mir sagt "hoffentlich kriegen die guten ihr Geld und die anderen erledigen sich selbst"
Der Geschäftsmann in mir sagt "aber die anderen brauch man, die muss man melken damit die guten Überhaupt was auf die beine Stellen können.."

ich hoffe das sich da ein gewisses mittelmaß einpendelt. mehr Umsatz für interessante Künstler durch steigende Legale downloads, etwas gegenwind für jambamusik durch knieschuß dank illegalen downloads allerdings nur soweit das noch genug übrigbleibt um sie für sinvollere Dinge finanziell leerzusaugen.
das ist mein Wunsch und gleichzeitig auch meine (vermutlich sehr gewagte) prognose. Aber ich glaube an deine gewisse Selbstregulierung des Marktes. Zusammenbrechen wird er nicht. wie er sich einpendelt, das wird halt spannend.
 
Ich denke dass sich das ganze etwas in Gruppen einteilt. Ich könnte mir vorstellen dass bei manchen Kunden vermehrt auf legale Pay downloads umgestiegen wird..

Ehrlich gesagt glaub ich aber auch das genau die Gruppe von der du gerade redest am aussterben ist, da dieses spezielle Bewusstsein für den Wert der Musik, egal ob jetzt ideell oder materiell, einfach bei einem Großteil der U20 Generation einfach nicht mehr gegebn ist und auch diese zur älteren Genereation werden. Das Bewusstsein wird sich hier aber abgesehn von einzelfällen nicht verändern, diese Wegwerfhaltung ist was grundsätzliches und die wird man nich von heut auf morgen los wenn man sich nich damit auseinandersetzt... Aber dieses bewusstsein ist mit "virtueller musik" sprich mp3 auch einfach viel viel viel schwerer zu erreichen, man hat nichts in der Hand, warum sollte mann dann auch für was was man nich mal sozusagen anfassen kann dann bezahlen?

und warum soll man für nen Song auc zahlen der in ner Woche eh out ist und einem dann nicht mehr gefällt (gefallen darf?)

Jau, und genau das isses, obwohl ich hier n bisschen zwischen den beiden fronten steh. Ich denk mir, ich hör Song XY, finde den unglaublich geil, er wär mir aber doch zu blöd um ihn jetzt auf Platte zu kaufen und aufzulegen, da lad ich ihn mir. Ich denk einfach es gibt gewisse Künstler in die es sich zu investieren lohnt, die Hirn und Herzblut in ihre Arbeit stecken, aber genau hier is der Punkt an dem jeder selbst entscheiden können sollte.. Will ich Künstler XY durch den Kauf seiner Platte unterstützen?? Im Falle von all dem Chartschrott etc kann ich für mich ganz klar sagen nein, da steckt für mich keine Liebe dahinter, das is Konservenmusik, auch wenn der eine Song da mal ganz nett ist, es ist keine Musik mehr, es ist ein reines Verkaufskonzept und sowas unterstütz ich nicht.

Und da sind wir auch irgendwie schon beim hauptproblem : Musik ist zu einem absoluten konsumgut geworden. Es geht weit nicht mehr darum das irgendwelche Jungs aus ner Garage echt gut sind und sie damit Geld verdienen könnten wenn sies richtig anpacken. Hier werden systematisch irgendwelche Jungs herangezüchtet, die dann soundso aussehen, dasundas singen und damit viel verkaufen sollen. Früher sind große Künstler einfach passiert, heute sollen sie im Blumenbeet gezogen werden. Aber halt mal, was ist das wichtigste für Musiker?? Gefühl. Kann man das kaufen? Nein.
 
Früher sind große Künstler einfach passiert, heute sollen sie im Blumenbeet gezogen werden. Aber halt mal, was ist das wichtigste für Musiker?? Gefühl. Kann man das kaufen? Nein.
word.
 
Aaalsooo....

die Diskussion kommt ja in den Musikforen immer wieder.

Hauptsächlich sind es ja die großen Major-Labels, die am meisten Probleme haben, bzw. am meisten jammern. Ich setze meinen Fokus erst mal auf diese Majors, weil das ja auch die relevantesten, weil immer noch umsatzstärksten Labels sind.
Diese Labels haben immer schon die "breite Masse" im Visier gehabt, die sich nicht permanent über die absolut hippsten und neuesten Trends informiert, sondern immer schon das konsumiert hat, was in Radio, TV & Co. am stärksten beworben wurde. Wenn wir uns eine große Musikveranstaltung wie z. B. den Eurovision Song Contest anschauen, stellen wir fest, dass wir früher sehr viele stark melodiebetonte Songs hatten, wie "Puppet On A String" oder "Save Your Kisses For Me". Auch damalige Flower-Power-Chart-Hits von den Beatles oder den Beach Boys hatten alle eine einprägsame Ohrwurm-Melodie. "Surfin' USA" vergisst man auch nach 40 Jahren nicht ... die KANN man einfach nicht vergessen, es geht einfach nicht! Auch in den 70ern und 80ern waren eingängige Hits wie "Rivers Of Babylon", "Trojan Horse" oder "Gimme Hope Jo'anna" die absoluten Chartstürmer. Musikalisch extremere Bands wie die Einstürzenden Neubauten waren damals schon was für "Freaks" und erreichten nicht die Verkaufszahlen der eingängigen Sachen.
Eingängige Titel müssen dabei nicht zwangsläufig primitiv sein. Hits wie "House Of The Rising Sun" (Animals), "The Show Must Go On" (Queen) oder "The Look" (Roxette) beweisen, dass auch Ohrwürmer durchaus anspruchsvoll sein können. Bei "Under The Bridge" von den RHCP geht zumindest der Refrain jedem sofort ins Ohr. "No More I Love You" von Eurythmics ist 80er-Gänsehaut pur.
Anfang der 90er passierte dann das, was nicht hätte passieren dürfen: Die Major-Plattenfirmen haben versucht, mit Gewalt Titel durchzudrücken, die zwar teilweise anspruchsvoller/schwerer zu singen waren, sich dadurch aber nicht mehr beim 08/15-Publikum einprägten. "Disco Fans" von Star Wash etwa wurde damals sogar im Fernsehen gepusht, ist zwar auch heute noch ein Kultstück unter Ravern, aber die breite Masse hat den Titel damals zwar auch über Bravo-Hits usw. konsumiert, dürfte sich aber heute nicht mehr daran zurückerinnern, weil er einfach zu "experimentell" war. Im Hip Hop Bereich sieht's doch ebenso aus: 1995-1996 war "I Wish" von Skee-Lo auch bei uns in den Charts. Was genau hebt jetzt diesen Titel so aus der Masse heraus? Stilistisch/musikalisch ist da kein Unterschied zu den aktuellen Rappern wie 50 Cent zu erkennen.
Die Titel sind einander immer ähnlicher geworden, vor allem, weil eingängige Melodien fehlen. Sicher gibt es auch Leute, die das gut finden, aber eben nicht der Otto-Normalhörer. Der braucht Melodien mit einem hohen Wiedererkennungswert. Der Eurodance hatte mit Acts wie Culture Beat, Masterboy oder Pharao einige Vorzeige-Beispiele gebracht, wie gute Disco-Hits funktionieren.
In dem Zusammenhang hat m. E. auch der "Stern, der deinen Namen trägt", letztes Jahr zu Recht den Platz 1 der Jahrescharts gemacht. Das ist einfach ein solide produzierter Schlager, den man in 30 Jahren ebenso noch gut spielen kann, so wie heute "Fiesta Mexicana" oder "Theo, wir fahr'n nach Lodz".
Wenn es den großen Labels wieder besser gehen soll, brauchen wir Titel, die der 08/15-Hörer wiedererkennt, an die er sich zurück erinnert. Ein Titel, den man z. B. im Urlaub hört, muss sich so in den Gehörgang "einbrennen", dass der Konsument auch noch 2 Wochen später zu Hause den Song noch im Ohr hat und deswegen in den Plattenladen rennt. Das geht nur mit Titel wie "Mararena", dem "Ketchup Song" oder "Veo Veo". Wenn in einem Internetforum die Frage auftaucht: "Weiß einer, was das für ein Song war, den sie jetzt im Urlaub auf Malle immer in dem und dem Hotel gespielt haben?", dann ist sowas schon ein heißer Kandiat für einen Hit, weil es zeigt, dass die Leute sich zurückerinnern.
Viele aktuelle Titel bleiben aber nicht mal für kurze Zeit im Ohr. Ein neuer auf der Heimfahrt von der Arbeit im Autoradio gehörter neuer Song ist oft schon eine halbe Stunde später zu Hause wieder vergessen. Da guckt dann auch keiner mehr nach, ob der jetzt von Sido oder von Bushido war.
Auch im "anspruchsvolleren" Rockbereich sind zwar derzeit viele Bands wie Coldplay oder Stereophonics "angesagt", aber von denen bringt eben kaum einer mehr Titel raus, die sich über Jahrzehnte halten. Es fehlen da schlichtweg die Ohrwürmer wie "Friday I'm In Love", "Shiny Happy People" oder "I Just Died In Your Arms Tonight".

Also, liebe Major-Labels: Bringt wieder eingängige Titel auf den Markt, die jedem sofort ins Ohr gehen, aber die kein Trash sind. Und: Lasst solche Lieder über schöne Haare, schönste Ärsche, singende Hasen/Krokodile/Känguruhs usw. einfach mal sein. Sowas ist einfach nur peinlich.

DJ Nameless
 
E
  • Gelöscht von topo
  • Grund: OT
Ich vertrete eine etwas andere Meinung als die meisten hier im Thread. Ich denke, dass Musik einen viel höheren Stellenwert hat als früher.

Es gab noch nie so viele Veröffenlichungen, Konzerte sind so voll wie noch nie trotz massiv gestiegener Preise und dass gerade ein Musikplayer wie der Ipod zu dem Statussymbol geworden ist sagt ja auch was aus.

Einzig Aufnahmen werden nicht mehr als so wichtig angesehen. Was auch nur verständlich ist, denn es gibt viel mehr von ihnen, mal bekommt sie sehr viel leichter und ein Musikinteressierter hat eine sehr viel größere Sammlung verglichen mit früheren Zeiten. Jemand der es gewöhnt ist, mehrere Tausend Alben auf dem Rechner zu haben ist es natürlich schwer klarzumachen, dass er für eins 18 Euros blechen soll.
Früher hat eine Tour das Album promoted, heute ist es doch umgekehrt. Das ist eine Veränderung, so mancher mag damit auch auf die Schnautze fallen, aber deswegen den Untergang der Musik vorherzusagen halte ich für übertrieben.

Die Musikindustrie ist auf diesen Wandel nicht vorbereitet gewesen und jetzt schwimmen ihnen ihre Felle weg. Und immer mehr große Künstler machen sich von ihnen unabhängig. Dazu haben sie den Fehler begangen, ihren Konsumenten den Krieg zu erklären. Von Abmahnwellen gegen Downloader kann man ja halten was man will, aber die Musikindustrie geht gegen die Leute vor von denen sie abhängig sind, nähmlich den Leuten die CDs kaufen, auf Konzerte gehen und vielleicht nebenher noch gesaugte MP3s besitzen. Ob die Kundschaft das so schnell verzeihen wird ist fraglich.
Das mit der eigenen Moral ist sehr schnell am Ende, wenn sie von Leuten eingefordert wird die selber nicht im geringsten moralisch handeln. Warum sollte jemand die Musikindustrie respektieren, wenn sie das im Gegenzug nicht ansatzweise tut?

Und was ich außerdem komisch finde:
Irgendwie ist es in den Köpfen drin, dass ein Künstler vom Tonträgerverkauf zu leben hat und von nichts anderem. Ich bin ja selber nicht proffesionell dabei, aber nach meiner Beobachtung ist das doch schon lange nicht mehr so.


In Zukunft wird es wohl so weitergehen wie bisher. Der Livesektor wird weiter wachsen und legale Downloadangebote werden immer mehr genutzt werden. So langsam werden die auch brauchbar, den ganzen DRM-verseuchten Müll haben sie alle schon über Bord geschmissen, jetzt müssen nur noch die Preise sinken.
Ein weiteres Modell wird wohl für Bands mit großen Fankreis dazukommen: Das Album umsonst oder sehr günstig über das Internet streuen und teure Sammlerpakete verkaufen. Nine Inch Nails macht das ja aktuell.
 
Edit by topo - Reaktion gelöscht


Im Thread-Titel ist eindeutig von der Musik-INDUSTRIE die Rede, damit sind also ganz klar die großen Major-Labels gemeint. Die Indie-Labels, die eher die "audiophilen" Fans bedienen, gehören ja nicht zur "Industrie" in dem Sinne. Von diesen Labels hört man auch kein Jammern - das Zeug wird ja nach wie vor von der (allerdings sehr kleinen) Zielgruppe gekauft, weil es mitunter so exotisch ist, dass es selbst in Tauschbörsen nicht zu finden ist - das ist mir u. a. schon mit einer CD mit paraguayanischer Musik so gegangen. Ich höre ja auch sehr viel Spezielles, und das kommt den Indies sicher zugute. Aber wie ich schon sagte: Die jammern eigentlich nie.
Die Frage ist also: Wie kurbelt man den Verkauf bei der "breiten Masse" an, die eben nur oberflächlich konsumiert? Du darfst nie vergessen: Die Musikindustrie hat ihren allergrößten Umsatz seit Jahrzehnten schon mit eingängiger Unterhaltungsmusik gemacht. Zum Beispiel, als vor acht Jahren in Hannover die Expo war, hatte Kraftwerk schon im Vorfeld einen "offiziellen Soundtrack" gemacht, einen m. E. schönen, anspruchsvollen, minimalistischen Electronica-Titel, der aber bei der breiten Masse überhaupt nicht ankam. Mich wunderte das überhaupt nicht, auch wenn mir persönlich der Titel sehr gut gefällt. Der zweite Versuch, einen mehr oder weniger offiziellen Expo-Soundtrack zu bekommen, waren dann die Scorpions mit "Moment Of Glory". Der ist auch nicht primitiv, aber es ist ein totaler Ohrwurm, der prägt sich einfach ein. Dadurch erhält er einfach bei der breiten Masse einen entsprechenden Wiedererkennungswert, wenn er im Fernsehen oder Radio läuft. Unterm Strich lässt sich mit sowas dann einfach mehr Geld verdienen. Im Electronic-Bereich geht sowas natürlich auch, wenn der Titel sich eben bei vielen Leuten festsetzt, wie bei "Oxygene IV" oder "Conquest Of Paradise". Mit solchen Titeln lässt sich auch im Elektronik-Bereich Geld machen.
Ich persönlich höre natürlich die "abgefreakten" Sachen auch gerne, und wenn man sich dafür interessiert, findet man das Zeug auch mit ein bisschen Suchen. Dann kauft man eben beim Indie-Label, ist ja auch kein Problem. "Uns" hier im Forum hat die Platten-INDUSTRIE eh nicht im Visier, "uns" können sie es eh nicht recht machen. Die Forenmitglieder spiegeln ja nicht den durchschnittlichen Plattenverkauf in Deutschland wieder.
Die großen Labels - und nur die sind ja so stark betroffen - leben aber vom 08/15-Durchschnittskonsument. Durch ihre Größe müssen die entsprechende Umsätze machen, sonst gehen sie bankrott. Und das gelingt eben nur durch Hits, die sich Jahrzehnte halten. Peter Sarstedt hat mal in einem Fernseh-Interview gesagt, dass er für "Where Do You Go To My Lovely" (andere Hits hatte er ja nicht) heute immer noch Tantiemen kriegt, weil es immer wieder mal irgendwo gespielt wird. Zwar seien es keine Millionen mehr, aber es sei immer noch ein gutes monatliches Einkommen, so dass er davon gut leben könne.

Wir brauchen einfach Titel, die über Generationen weiter tradiert werden, also Songs, die heute auf den Markt kommen und in 30 oder 40 Jahren immer noch Geld einbringen. Versucht doch heute mal im normalen Plattenladen "Du bringst die Liebe mit" von Ayman zu finden. Das war vor vielleicht ca. 7 Jahren mal ein absolut belangloser "Hit", aber heute nirgendwo mehr zu bekommen. Einen Titel wie "Waterloo" oder "Yellow Submarine" dürfte praktisch jeder CD-Laden im Regal haben, auch nach 40 Jahren noch.

Aber anscheinend scheinen neueren Generationen gar nicht mehr zu wollen, dass Lieder zu Klassikern werden, die auch nach Jahrzehnten noch laufen. Wenn ich mich z. B. erinnere, was noch meine Eltern und Großeltern alles an alten Volksliedern so kennen, was bei der heutigen Jugend einfach "weg" ist ... Die hören dann so ein Lied wie "Da wird die Sau geschlacht' " beim Après-Ski-Feiern oder Karneval und wissen mitunter gar nicht, dass sie es da mit einer urdeutschen Volksweise zu tun haben, die es eigentlich schon Jahrhunderte gibt. Oder 2005, da war dank der Hot Banditoz "Shake Your Balla" auf einmal wieder die Melodie vom "Student aus Uppsala" aus den 60ern populär. Aktuell ist auf den Après-Ski-Hütten eine Dance-Version von "Zwei Spuren im Schnee" heftig am Rotieren. Das zeigt doch, dass solche Titel - wenn denn mal eine große Plattenfirma was rausbringt - dann auch richtig funktionieren. Man muss es den Leuten nur zeigen. Diese alten Sachen sind gut; aber wer von den Kids kennt das alles noch?

Ich bedauere ja persönlich auch, dass das häusliche Musizieren und gesellige Singen in den letzten Jahrzehnten immer mehr an Bedeutung verloren hat. Aber das liegt einfach daran, weil das aktuelle Liedgut überwiegend nicht mehr einfach nachsingbar ist, weil der hohe Wiedererkennungsfaktor fehlt.

DJ Nameless
 
Ich vertrete eine etwas andere Meinung als die meisten hier im Thread. Ich denke, dass Musik einen viel höheren Stellenwert hat als früher.

Richtig. Aber es ist gleichzeitig subjektiv gesehen immer mehr Müll im Umlauf. Der Grund:

Es gab noch nie so viele Veröffenlichungen

Und genau da liegt doch das Problem. Der Musikmarkt ist einfach derart unübersichtlich geworden, dass zumindest der 08/15-Konsument - und wie gesagt, von denen lebt die Industrie hauptsächlich - einfach den Überblick verliert. Der hat sich immer an dem orientiert, was am stärksten beworben wurde. Aber wenn - und jetzt kommt's - genau auf diesem Sektor fast nur noch Schrott angeboten wird, wird eben nicht mehr gekauft, sondern kopiert. Der Durchschnittsmensch kennt die ganzen kleinen Labels nicht, sondern informiert sich nur über Radio und TV. Wurden vor 10 Jahren noch melodiöse Songs ohne großartigen Trashfaktor von REM, Roxette, Backstreet Boys usw. gebracht, so ist es heute Schnuffelhase, Sido und Bushido. Da liegt in meinen Augen der Knackpunkt.

DJ Nameless
 
Ich bedauere ja persönlich auch, dass das häusliche Musizieren und gesellige Singen in den letzten Jahrzehnten immer mehr an Bedeutung verloren hat. Aber das liegt einfach daran, weil das aktuelle Liedgut überwiegend nicht mehr einfach nachsingbar ist, weil der hohe Wiedererkennungsfaktor fehlt.

Also ich weiss nich, ich kann da leider nur von mir auf andre schliessen aber ich kann mich an die Meinung leider nich dranhängen... Ich und auch viele Freunde von mir jammen fast wöchentlich miteinander, teils weil sie selber Musikprojekten nachgehen, teils einfach nur zum Spaß und da kommen dann schon auch immer wieder neure Riffs vor oder das das irgendein bekannterer auch neuerer Text über irgendwelche Melodien gelgt wird...

Der Musikmarkt ist einfach derart unübersichtlich geworden

dem kann ich mich anschliessen, jeder Trottel kann sich heutzutage irgendwo Cubase etc runterladen, in sein PC Mikro singen, ne 4/4 BD drunter legen und sagen er macht Techno, ne Woche später findest dus auf myspace wieder, wo dann die nickpage leider mehr gehalt hat als der darauf angebotene INhalt. Außerdem hat sich seit sagen wir mal den 70ern gerade auch im elektronischen Bereich so viel getan und haben sich so viele Subgenres entwickelt das man einfach den überblick verliert, siehe Genrediskussionen.
Aber um beim Thema zu bleiben : imho (was für ein geiles kürzel :)) muss sich die Majorindustrie jetzt mal ganz schnell was einfallen lassen wie sie ihre Produkte anbringt, wird weiterhin auf herkömmliche Handels und Vertriebswege gesetzt is in 40 Jahren das einzige was noch in Musikläden verkauft wird Vinyl.
 
Also ich weiss nich, ich kann da leider nur von mir auf andre schliessen aber ich kann mich an die Meinung leider nich dranhängen... Ich und auch viele Freunde von mir jammen fast wöchentlich miteinander, teils weil sie selber Musikprojekten nachgehen, teils einfach nur zum Spaß und da kommen dann schon auch immer wieder neure Riffs vor oder das das irgendein bekannterer auch neuerer Text über irgendwelche Melodien gelgt wird...

Dieser Eindruck kommt aber daher, dass Du, wenn Du Dich selber dafür interessierst, eben fast automatisch auch mehr Leute in Deinem Bereich kennst, weil man ja immer den Kontakt zu Gleichgesinnten aufbaut. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass z. B. meine Mutter, die lange Jahre Grundschullehrerin war, noch in den 80ern für die Weihnachtsfeier eine ganze Flötengruppe zusammenstellen konnte, die dann was vorspielten; Ende der 90er hingegen konnte sie froh sein, wenn einer in der ganzen Klasse Flöte spielen konnte. Mein Cousin hatte vor 1,5 Jahren den Herzenswunsch, Schlagzeug zu lernen. Meine Tante hat daraufhin einen Schlagzeuglehrer und ein Pearl Einsteigerset organisiert, doch bereits nach wenigen Wochen wollte er schon nicht mehr. Gut, im Alter von 7-8 Jahren sind die Interessen noch nicht so rausgebildet, aber meine Tante hat noch zwei weitere Kinder, und die sind auch nicht so musikbegeistert. Die Cousine spielt zwar (noch) recht intensiv Klavier, aber für mein Percussion-Spiel kann sie sich hingegen kaum begeistern.

dem kann ich mich anschliessen, jeder Trottel kann sich heutzutage irgendwo Cubase etc runterladen, in sein PC Mikro singen, ne 4/4 BD drunter legen und sagen er macht Techno, ne Woche später findest dus auf myspace wieder, wo dann die nickpage leider mehr gehalt hat als der darauf angebotene INhalt. Außerdem hat sich seit sagen wir mal den 70ern gerade auch im elektronischen Bereich so viel getan und haben sich so viele Subgenres entwickelt das man einfach den überblick verliert, siehe Genrediskussionen.

Das Hauptproblem sehe ich darin, dass alle Produzenten versuchen, einen neuen Song gleich wieder als neues Subgenre zu bezeichnen. Bekanntes Beispiel: Benny Benassi. Der erste Titel "Satisfaction" war ja noch ganz OK, das zweite "Able To Love" nervte dann schon gehörig, aber dennoch verwendeten dann zig andere Produzenten den "Benassi-Bass", und das auch noch in Cover-Versionen von 60er Jahre Flower-Power-Oldies (San Francisco; Mr. Tambourine Man; In The Year 2525 ...) Oder in den 90ern, als Robert Miles mit seinem genialen "Children" erfolgreich war, hängten sich sofort zig andere Produzenten daran und kopierten diesen Sound fast 1:1, ohne dass da irgendeine großartige Weiterentwicklung festzustellen war. Sowas nervt einfach.


Aber um beim Thema zu bleiben : imho (was für ein geiles kürzel :)) muss sich die Majorindustrie jetzt mal ganz schnell was einfallen lassen wie sie ihre Produkte anbringt, wird weiterhin auf herkömmliche Handels und Vertriebswege gesetzt is in 40 Jahren das einzige was noch in Musikläden verkauft wird Vinyl.

Ich glaube, es könnte auch mit den herkömmlichen Geschäftsmodellen funktionieren, wenn man die Release-Politik der 60er bis frühen 90er wieder machen würde: Konzentration auf eingängige, aber nicht trashige Popsongs. Das kann sowas sein wie "Summer Of '69" oder "Mr. Vain", sowas hält sich ja auch. Mit einem Titel wie "Du hast die Haare schön" erreicht man zwar kurzfristig Aufmerksamkeit, das war's dann aber auch schon. An aktuellen Hits hat m. E. "Apologize" Chancen, ein Klassiker zu werden, den man auch in vielen Jahren noch im Radio spielen und verkaufen kann. Der Refrain geht einfach ins Ohr.

DJ Nameless
 
Eine Prognose will ich noch wagen: Es wird alles ein wenig kleiner werden, dafür aber mehr.
Damit meine ich: So etwas wie die Beatles wird es nie mehr geben, solche Erfolgsstorys wie Led Zepplin wohl auch nicht mehr. Die Zeit der Superstars ist vorbei.

Denn wenn man es sich genauer anschaut kann ein Megaerfolg wie die der Beatles nur funktionieren, wenn ein Mangel an Alternativen da ist. Nicht umsonst waren das die Zeiten, wo man Beatles oder Stones gehört hat. ;)
Schnell aufgebaute und ebenso schnell wieder verbuddelte Eintagsstars wird es weiterhin geben, die gehören wohl mit dazu. Aber dass eine Band sowohl Musikliebhaber als auch normal-Radiohörer zugleich anspricht ist mittlerweile unwahrscheinlich. Audiophile werden bestens mit Nischenmusik versorgt, warum sollten sie sich die Charts reintun? Das würden sie nur machen, wenn man sonst an keine Musik mehr rankommt und die Industrie versuchen würde sie ebenfalls zu bedienen.

Es scheint so, als würde sich die Musikindustrie nicht mehr trauen, Bands wie Radiohead, Dream Theater oder Tool aufzubauen. Vielleicht auch zurecht, denn diese Bands besitzen oft auch der Selbstvertrauen sich von dem Label unabhängig zu machen oder diese für jedes Album zu wechseln, ist der Erfolg erstmal da.

Früher waren die Labels die Gatekeeper und haben entschieden, wer groß wurde und wer nicht. Wenn sie jetzt jemanden durch ihr Tor lassen stellen sie fest dass schon Tausend andere einfach über die Mauer geklettert sind und sie auch nur noch ein kleines Stück Erfolg abgekommen wie jeder andere auch.
Es sind gute Zeiten für die Mauerkletterer, schlechte für die Torwächter.

Ich will mal ein Beispiel anbringen: Pornophonique. Diese Band macht ziemliche Nischenmusik, eine Mischung aus Rock, Songwriterzeugs und Gameboy-Chiptunes oder so. Meine Erfahrung mit denen ist, dass 8 von 10 Leuten die absolut unhörbar und scheiße finden, die anderen beiden großartig.
Die haben es zu einier Bekannheit gebracht, spielen anscheinend relativ oft live - wie viel sie dabei verdienen weiß ich nicht. Allerdings wären sie ohne Internet und Vertrieb unter der Creative Commons niemals über das Wohnzimmer hinausgekommen. Denn für pure Live-Promotion ist die Musik zu speziell, und ich weiß nicht ob ich mir ne CD von denen am Merch-Stand gekauft hätte wenn ich dir einfach mal so irgendwo zufällig gesehen hätte, ich glaube dann hätte einen die Musik zu unvorbereitet getroffen.
Erst mit der Verfügbarkeit der Aufnahmen kann Mund zu Mund Propaganda überhaupt richtig funktionieren. Wenn ein Kumpel mir von einer Band vorschwärmt, dann bin ich bereit auf die Seite zu gehen und mir ein paar Titel runterzuladen um sie dann anzuhören, ich bin aber nicht bereit 10 Euro an irgendeine Adresse zu schicken und ne Woche auf eine schlecht bedruckte DemoCD zu warten.

Es sind die kleinen, aber guten Bands die das Rennen machen. Sie bekommen die Stücke vom Kuchen, die sich sonst die großen Eingeheimst haben.


Wir ziehen hier lokal gerade eine Art Online-Label auf - es wird ans Netz gehen wenn wir mit meiner Band unser Album fertig im Kasten haben und die Aufnahmen zweier anderer Bands die mit dabei sind ebenfalls fertig sind. Mit dem Content können wir dann erstmal starten und noch andere Bands dazuholen, sofern wir sie großartig finden. ;)
Es geht nicht darum, dass wir supererfolgreich werden wollen, aber wir wollen eine Art Band Kooperation starten, uns gegenseitig promoten, zusammen Konzerte veranstallten und die Webauftritte bündeln. So kann man ein wenig die Aufgaben übernehmen die sonst ein Label gemacht hätte und die man alleine nicht schaffen würde.
CD wollen wir nicht verkaufen, wozu auch? Wenn man das mal realisitisch durchrechnet kommt man höchstens auf einen minimalen Gewinn, und das auch nur wenn man die ganze Maloche fürs verschicken nicht mitrechnet. Aber Online herausgeben kostet (fast) nichts, und man kann das Format voll ausnutzen. Demos, Musikvideos, Songbücher, Studiotagebücher usw. - all das was in einem normalen Booklet nicht reinpasst kann man so veröffenlichen und per Creative Commons weit streuen. Wenn dann Nachfrage da ist kann man ja immer noch eine kleine Sammeredition in Natura auflegen, am allerliebsten in Vinyl.
Wir denken, dass dies - vielleicht nicht DER - aber einer der Wege der Zukunft sein wird. Die Creative Commons finde ich ist eine ideale Lizenz für unseren Fall und auch allgemein eine großartige Sache. Man muss nur von dem eingeimpften Superstardenken runterkommen.

Wenn man zusammenfasst: Musik ist quasi frei verfügbar, ob legal oder illegal. Die Leute die kein Geld dafür ausgeben wollen haben es vorher nicht und werden es auch nicht tun. Leute, die Geld dafür ausgeben wollen tuen es nach wie vor, und wenn ich das einfach mal schätzen darf in etwa gleichem Maße. Warum sich dann nicht anpassen, die Musik frei veröffentlichen und das vorhandene Geld Live und mit Sammlereditionen abschöpfen?
Oder andersherum: Warum lohnt es sich auf einmal wieder nebenbei auf Vinyl zu veröffentlichen und warum kann man es sich leisten, Konzerte deutlich teurer zu machen?
 
Warum lohnt es sich auf einmal wieder nebenbei auf Vinyl zu veröffentlichen
wer hat Dir denn das erzählt? guck Dich mal um, wie viele plattenläden dichtmachen mussten...

Ich will mal ein Beispiel anbringen: Pornophonique. Diese Band macht ziemliche Nischenmusik, eine Mischung aus Rock, Songwriterzeugs und Gameboy-Chiptunes oder so. Meine Erfahrung mit denen ist, dass 8 von 10 Leuten die absolut unhörbar und scheiße finden, die anderen beiden großartig.
ich bin die anderen beiden... pornophonique FTW! :great:
 
wer hat Dir denn das erzählt? guck Dich mal um, wie viele plattenläden dichtmachen mussten...
Es wird anscheinend doch lohnender - jedenfalls verglichen mit dem CD-Verkäufen. Oder wie kommst es sonst dass es mittlerweile mehr Vinylveröffentlichungen gibt als noch zu Zeiten, als es nichts anderes gab?
Aber ich will mich jetzt nicht an dem Punkt aufhängen, ohne Frage ist das Tonträgergeschäft für kleine Läden schwieriger geworden. Das ist aber nicht auf Musik beschränkt, kleine Läden haben in Zeiten von Internetversand überall schlechte Karten.

ich bin die anderen beiden... pornophonique FTW! :great:
Oh ja. Irgendwie haben es diese Freaks geschafft, in den letzten Wochen in meine Last.Fm Top Ten zu kommen. Dafür hat selbst Pink Floyd länger gebraucht. ;)

Aber genau das meine ich ja. Es kommt die Zeit der Geheimtipps, der Nischenmusik mit kleiner Hörerschaft. Inwieweit es da wieder einen Umschwung geben wird das wird sich noch rausstellen.
 
boah sind die geil... ich werd' die kaufen und auflegen und wasweißich, wenn ich darf vielleicht sogar remixen :D
 

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