Musik professionell aufführen, ohne Bezug dazu bzw. Textverständnis?

Und der nächste, der "Verdamp lang her" in einem hessisch eingefärbtem Pseudo-Kölsch singt, fängt sich von mir eine ;)
Als Exil-Kölner (der leider nie Kölsch gelernt hat, nur getrunken) weiß ich, was du meinst. Ob das was Wolfgang singt Kölsch ist, darüber streiten sich die Geister aber auch?
 
Ob das was Wolfgang singt Kölsch ist, darüber streiten sich die Geister aber auch?
wird zwar OT, aber Köln ist gross, das Umland noch dazu genommen, da gibt es dann in jedem "veedel" auch kleine sprachliche Unterschiede, von daher, das ist schon kölsch.
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(Und der nächste, der "Verdamp lang her" in einem hessisch eingefärbtem Pseudo-Kölsch singt, fängt sich von mir eine
:claphands:
 
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... Wie geht ihr damit um, wenn ihr sowas vorgesetzt bekommt?
Wenn es Charme hat und den Menschen (Darbietende und Publikum) Freude bereitet,
kann auch ich meinen Spaß daran haben.
Denn würde ich die englischen Texte nicht kennen und kein Englisch verstehen,
würde ich das ja auch nicht bemerken.
Alles eine Frage des Rahmens.
... Bzw. was ist euer Anspruch, wenn ihr Songs performen müsst, deren Texte ihr nicht versteht? Macht ihr das überhaupt? ...
Nein. Für mich sind Texte eben weit mehr als nur Phrasierungs- oder Rhythmisierungskrücken für den Gesang (oder sollten es sein). Ausnahme Scat - bewusst und absichtlich "Sinn- und Bedeutungsfreies" singen, die menschliche stimme zum reinen Instrument machen finde ich auch toll.
Also suche ich nach sinngemäßen Übersetzungen der Texte.

Ich möchte sogar als Instrumentalist wissen, worum es geht, was ein Text besagt.
Sonst mag ich das nicht spielen - könnte ja sonstwas sein.
Oder ich könnte etwas spielen, das "inhaltlich" total unpassend ist,
aber nicht bewusst konterkarierend.

Die Phrasierung sollte soweit stimmen, dass der Sinn nicht entstellt oder komplett entfernt wird.

Was Aussprache bzw. Akzent angeht, bin ich entspannter.
Sowas kann ja auch durchaus einen zusätzlichen Reiz entwickeln.
Wenn ich "Azurro" trällere, merkt jede/r sofort, dass ich kein Italienisch spreche oder verstehe.

Zum Wie: naja, Nachahmung, Lautschrift, viele Wege führen nach Rom.
Und auch beim Englischen habe ich anfangs mit sagenwirmal Näherungen von Texten gearbeitet,
weil nur auf manchen Covern Texte abgedruckt und Songbooks selten waren.
Das Internet gab es ja noch nicht.
Auf die Weise habe ich die Sprache gelernt.

Mir fällt es allerdings extrem schwer,
Texte in Sprachen auswendig zu lernen, die ich eigentlich nicht verstehe.

(Nebenbemerkung:
Wenn mensch eine/n Sänger/in nachahmt, woher weiss mensch dann,
ob nicht der oder die schon mit einem schlimmen Akzent oder falscher Aussprache singt?)
Beitrag automatisch zusammengefügt:

... Ob das was Wolfgang singt Kölsch ist, darüber streiten sich die Geister aber auch?
Was nur beweist, dass Menschen sich über alles streiten können, wenn sie nur wollen.
Was bleibt:
Menschen aus dem Kölner Raum verstehen auf Anhieb, was Niedecken singt.
Ich nicht.
 
Sehr seltsam fand ich ja, dass bei der Abschlussfeier der Olympischen Spiele in Paris ziemlich zum Ende "My Way" gesungen wurde. Das ist im Orginal "Comme d'habitude" ein französisches Chanson und war mit Michel Sardou ein großer Hit. Ist also in Frankreich mindestens so bekannt wie "Griechischer Wein" bei uns. Handelt aber von was ganz anderem als in der Übersetzung von Paul Anka für Frank Sinatra.
 
Ich finde beide Texte für eine Olympia-Abschlussfeier eher unpassend. Aber natürlich vor allem dann, wenn man "Comme d'habitude" dabei im Hinterkopf hat. Ist ja in etwa so wie bei "The Wild Rover" ...
 
Bei Hochpreisproduktionen finde ich so etwas ärgerlich.

So sang eine K-Pop Girlgruppe "Last Christmas" mit koreanischen Akzent ein. Ärgerlich, weil die Frauen durchaus ihr Instrument, also ihre Stimme beherrschen. Da hätte es nur jemanden gebraucht, der Englisch spricht und kurz rüberhört.

Ein Gegenbeispiel ist Kiri Te Kanawa die als Maria in West Side Story, Englisch mit spanischen Akzent singt obwohl Englisch-Muttersprachlerin.

Bei weniger hochgestochenen Events bin ich da eher nachsichtig. Zumal die restlichen Instrumente halt auch nicht wie direkt aus dem Studio mit Session Koriphäen klingen. Andereseits bewundere ich oft den Mut sich mit dem Können auf die Bühne zu stellen. Ja, ehrlich.
 
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Es gibt sogar Musik die ganz ohne echte Sprache gesungen wird

Textverständlichkeit ist tatsächlich nicht immer erforderlich

Manchmal sind ja auch englische Texte schwer zu verstehen. Mein Lieblingssong in der Kategorie:

View: https://youtu.be/9hM64ZRyD-c
[URL unfurl="true" media="youtube:9hM64ZRyD-c"]https://youtu.be/9hM64ZRyD-c[/URL]

Wenn man das so kann, dann kann man auch berühmt damit werden!
 
Manchmal sind ja auch englische Texte schwer zu verstehen. Mein Lieblingssong in der Kategorie:
[…]
Wenn man das so kann, dann kann man auch berühmt damit werden!
Danke dafür, mich mal wieder an Clark Terry zu erinnern. Ich habe ihn als Jugendlicher live gesehen und höre immer mal wieder in seine Aufnahmen rein.
Aber, ehrliche Frage: meinst du deine Einschätzungen eigentlich ernst? Hier geht es doch um Scatgesang, da kann man doch keine Maßstäbe von Textverständlichkeit anlegen 🤔
 
Ich verstehe das nicht als Scatgesang, sondern wie der Titel heißt, als Gemurmel, Nuscheln.
Ich finde, der Titel ist gerade so angelegt, dass man eine Fantasiesprache hört - oder eben schlecht verständlichen englischen Gesang. Im Unterschied zu Scat-Gesang, wo man sich bemüht die Silben möglichst deutlich rüber zu bringen (Du wap- di-didel di wup wap ding...)
Stelle mir gerne vor, wie das Publikum drin sitzt, versucht den Text zu verstehen... :)
Der Titel zeigt im Extrem, dass es auf Textverständlichkeit gar nicht so ankommt. Stimmt natürlich, gilt für Scat ähnlich. Und wie viele der Zuhörer wohl den BAP-Text oder ähnliche im Dialekt gesungene Titel verstehen?
Da hilft es manchmal nicht einmal, die Untertitel einzuschalten...

View: https://www.youtube.com/watch?v=XAMjhD6yJ-c

(Falls das bei dem Link nicht mitgeliefert wird: Untertitel einschalten oder im Transskript mitlesen!)
Na gut, der passt jetzt nicht mehr so gut zum Thema 'professionell aufführen...

Grüße,

Kokopelli.
 
Wie gesagt, es gibt Songs, da ist der Gesang eher Instrument. Sicher gibt es auch Songs im Dialekt, die primär erst einmal eine kleine lokale Zielgruppe haben, die das dann auch versteht.

Aber wenn Musiker aus Deutschland, Frankreich, Mexiko und aus anderen nicht englisch sprachigen Ländern englische Texte machen, dann doch wohl, damit diese möglichst überall verstanden werden können, und damit auch interessant sind?

Hoffentlich nicht, weil es vermeintlich kuhler kling, was es oft nicht tut - Heipah, heipahh!!!

Gruß,
glombi
 
Hoffentlich nicht, weil es vermeintlich kuhler kling, was es oft nicht tut - Heipah, heipahh!!!
Warum eigentlich nicht?

Ich spreche kein Italienisch und kein Französisch aber französische Operntexte finde ich anstrengend während italienische so reinflutschen.

Oder wieder mal auf Opern bezogen, Texte, die gegen natürliche Sprachrhythmen oder im Canon gesungen werden, wollen nicht unbedingt verstanden werden. Ohne Libretto wüsste ich oft genug gar nicht, dass da zwei Stunden lang in Deutsch gesungen wurde.

Andererseits finde ich Textverständnis auch zweischneidig. Starry, starry night. Wunderschönes Lied. Leider hat mein Englisch Fortschritte gemacht und seit ich weiss, dass es um van Gogh geht mag ich das Lied nicht mehr.

Ach ja, dann der Klassiker. Charlie Chaplin kennt den Liedtext nicht und schreibt ihn auf die Manschette, um zu schmulen. Beim enthusiastischen Einleitungstanz fliegen ihm die Manschetten weg und er improvisiert mit Lautmalerei und dennoch weiss jeder, dass es um eine rassige Frau geht...
 
Schon, aber nicht mehr so medial präsent. Dann würde er sich halt die Hasae raufen (falls er noch welche hat)… 😉
Der Wurm muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler.
Sicher ein Ansatz, um damit umzugehen. Ich konnte aber keinen Unterschied im Publikumsinteresse feststellen, wenn jetzt die beiden gespielt haben, oder wenn nur (die gleiche) Pausenmusik aus der Konserve lief…
 
Ich verstehe das nicht als Scatgesang, sondern wie der Titel heißt, als Gemurmel, Nuscheln.
Doch, das ist Scat. Der Titel spielt, wie oft bei Bebop-Titeln, eine untergeordnete Rolle gegenüber der Tradition, in der die musikalischen Strukturen stehen. Scatgesang ist aber eine bekannte, historisch beschreibbare und jahrzehntelang praktizierte Technik des Jazzgesangs. Und genau das macht Clark Terry hier.
Ich finde, der Titel ist gerade so angelegt, dass man eine Fantasiesprache hört - oder eben schlecht verständlichen englischen Gesang. Im Unterschied zu Scat-Gesang, wo man sich bemüht die Silben möglichst deutlich rüber zu bringen (Du wap- di-didel di wup wap ding...)
Nein, das ist bei Scat nicht das Ziel. Hier steht's, der Definition finde ich ganz gut.
Na gut, der passt jetzt nicht mehr so gut zum Thema 'professionell aufführen...
Also, Clark Terrys Scatting passt schon ganz gut zum Thema, finde ich, denn dabei ist das Verstehen des Textes ein vollkommen anderes, als es beim Verstehen einer Sprache mit Grammatik und Wortbedeutung. Beim Scatting wird die Stimme wie ein Instrument verwendet. Das war Ella Fitzgeralds und Herangehensweise, ebenso bei Louis Armstrong. Als Zuhörer versteht man einen Scatsänger dann, wenn man die Dramaturgie und Emotionalität der improvisierten Lautäußerungen auf sich wirken lässt - Textbedeutung ist aber normalerweise keine improvisiert veränderte Struktur und spielt daher beim Scatting i.d.R. keine Rolle.

Ein Scatsänger kann also Musik professionell aufführen und so singen, dass kein einziger Zuhörer eine grammatisch oder syntaktisch beschreibbare oder bekannte Sprache hört oder erkennt - und trotzdem ist das genau richtig so. Das ist halt für das Threadthema ein Spezialfall.
 
Ich habe ja insgesamt rund 11 Jahre meines Lebens im englischsprachigen Ausland gelebt (Australien, Kanada, UK, USA) - da ich aber schon durch deutsches Schulenglisch einen deutschen Akzent hatte, mich nie aktiv ums Ablegen desselben gekümmert habe, und auhc kein Naturtalent bin, hört man auch bei mir durchaus heraus, dass ich Deutscher bin, auch wenn ich die englische Sprache durchaus fließend beherrsche (Zudem muss man mal versuchen, sich auf einen Akzent festzulegen, Australisch und US-Amerikanisch sind nicht wirklich kompatibel) :D

Nun singe ich nicht, aber ... mir rollen sich schon die Fußnägel hoch, was deutsche/internationale Party-/Cover-Bands so aus den englischen Texten machen. Ich erleb's ja bald wieder auf dem Oktoberfest, wo es die an sich total sattelfesten Kapellen auch dieses Jahr wieder nicht schaffen werden, Textpassagen aus jahrzentealten Partyklassikern auch nur annähernd richtig zu artikulieren.
"Is this the Way to Amarillo?" - geht meistens noch gut. Alles was danach kommt? "Evrie murmel murmel Papillo".
Ist den anderen 99.99% des Publikums aber egal.

Wie übrigens auch den Menschen auf anderen Volksfesten und sonstigen Gelegenheiten für Party-Coverbands.

OBWOHL ... (!) Es gibt eben so Menschen wie mich. Es gibt die jüngeren Leute, mit besserem Englisch-Unterricht und noch früherer "Exposure" durch Spiele, Videos, Memes, Filme und Serien im Original, etc. Die merken das auch, und denken sich ihren Teil. Daher... ich denke, es würde allen Coverbands guttun, auch textlich in die annähernd richtige Richtung zu kommen. Weil's einfach besser ist.

(Edit: ich fand die Artikulation auch schon bei den Scorpions durchaus ein wenig grauslig, aber da immerhin authentisch und "original" und verständlich).
 
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Mich stört sowas nicht. Ich bin mit englischsprachiger Popmusik aufgewachsen, lange bevor ich Englisch gelernt habe. Obwohl ich es mittlerweile so gut beherrsche, dass ich Gesprächen oder amerikanischen Filmen gut folgen kann, muss ich mich immer noch sehr konzentrieren, um gesungene Texte zu verstehen. Bei Musik ist es so, als ob sich ein Schalter in meinem Kopf umlegt, die Sprache in Klänge zerfließt und mich nur noch ihre emotionale Botschaft erreicht. Sänger und Sängerinnen beurteile ich nicht danach, was sie singen, sondern wie sie es singen. Auch wenn ich selber singe, geht das nur vom Blatt, weil ich mir die Texte nicht merken kann.

Ich schätze, dass es vielen Leuten so geht, auch Muttersprachlern, denn sonst wäre ein Lied wie z. B. Hallelujah von L. Cohen niemals ein beliebter Hochzeitssong (!) geworden. Das hat zwar eine schöne Melodie, aber mit diesem Text ist die Ehe ja quasi von Beginn an zum Scheitern verurteilt ... :unsure:. So wie es Gesichtsblinde gibt, gibt es offenbar auch Texttaube, das könnte man mal wissenschaftlich untersuchen. Der Anteil an der Bevölkerung würde mich interessieren.
 
nur eine Vermutung: wahrscheinlich sind die Englisch-MuttersprecherInnen aber am tolerantesten gegenüber irgendwelchen Verkauderwelschungen. Nachdem alle möglichen Arten von Englisch international doch sehr weit verbreitet sind, sprechen auch fast alle ein wie auch immer geartetes Englisch. Easy Language, Tibetanischen Akzent, bawarian English...ist halt eine der am meisten verendeten sprchlichen Krücken, wenn ich das mal so sagen darf
 
Der Saxophonist beherrscht sein Alt- und Sopransax, aber dudelt über alles die gleichen linearen Skalenmelodien Melodien drüber.
Leider scheint sie keinen der Englischen Texte zu verstehen.
Wie geht ihr damit um, wenn ihr sowas vorgesetzt bekommt?

Der Unterschied zwischen einer abgespielten Musik, etwa aus Musescore, und "mit Gefühl" gespielt ist hörbar.

Musik erzählt (meine) Geschichte, transportiert (mein) Gefühl : Sprechen mit anderen Mitteln, sozusagen.

Also:
  • als Musiker (irgend) eine Geschichte zur Musik denken
  • sie sinnlich erfühlen und erleben, bevor oder während der Ton kommt
  • textbezogen muss das gar nicht sein, hauptsache: transportierte Emotion
  • bei wiederholten Auftritten gerne dieselbe
  • ist ein wenig wie bei Videoaufnahmen, die in vielen Sprachen synchronisiert werden: hauptsache, das Gesicht "spricht" optisch plausibel
 

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