n bischn mitlesen vorm Schreiben schadet nicht..
ich hab den Thread auch nicht komplett gelesen, aber will meinen Senf trotzdem dazu schreiben
@raytsh
darf ich frage, wie alt du bist und wie lange du schon Gitarre spieltst?
Nein! Keine Panik; ich will dich nicht blöd anmachen, und mit altklugem Gelabere daher kommen, aber ich erkenne da Parallelen zu mir
Bei mir wars auch immer so, dass ich so schnell und sauber wie irgendmöglich spielen können wollte. Ich würde sagen, ich war auch ganz fix unterwegs; Meine Anfang-20 Malmsteen-Phase halt
Jetzt war es so, dass wir einen Gig hatten, der auf Video aufgenommen wurde und bei meinem Paradesolo hab ich scalen runtergerotzt, wie ein geisteskranker! Ich war superstolz und war gespannt auf die Gesichter des Publikums und ob die dann auch mit entsprechend andächtigem Kopfschütteln vor der Bühne standen.
Beim Anschauen dann bin ich in ein richtiges Loch gefallen. Kopfschütteln war da, aber die Negative Version davon! Also jedenfalls von denen, die sich nicht Richtung Bar umgedreht haben. Das hat mich wirklich so frustriert, dass ich gar nicht wusste, was da grad abläuft. Ich konnte auch ohne Übertreibung Tage/Wochenlang die Klampfe nicht in die Hand nehmen und das, obwohl ich normal zwischen 4 und 6 Stunden/Tag geübt habe.
Nach einiger Zeit ist aber was komisches passiert: ich habe das Video nochmal angeschaut und versucht, "neutraler" rein zu hören. Da ist mir aufgefallen, dass das alles technisch richtig war, aber halt überhaupt nicht zum Song oder zu der Band passte. Da habe ich dann mal langsam angefangen, mein Spiel zu überdenken und mir Gedanken zu machen, was denn eigentlich "meine Aufgabe" ist: Bin ich Solo-Gitarrist, oder bin ich Musiker in einer Band? Was macht denn ein Musiker anders,....
Ich hab dann auch angefangen, mal wieder einfach nur Musik zu hören. Auch komplett ohne Gitarren! Ich empfehle (ohne scheiß!) Symphonische Blasmusik, Klassik oder Filmmusik (Morricone zum Beispiel; Auch tolle Gitarrenparts drin!). Und das alles hat mich dann zur Einsicht gebracht, dass 1. das Publikum dauerndes shredden einen Scheiß initeressiert (eigentlich geht's allen auf den Sack; inkl. der Mitmusiker, die aus Höflichkeit die Klappe gehalten haben), 2. man sein Ego zurückschrauben muss (und kann; ist keine Schande
) und 3. es MIR(!) mehr Spass macht FÜR das Publikum zu spielen. Dass man dann hin und wieder mal drauf los daddeln kann, wenns passt kommt live auch besser an.
Was da auch noch passierte: Ich habe plötzlichn wieder Musik gehört, die ich schon toll gefunden habe, bevor ich Musik mit Gitarrenohren gehört habe. Teilweise ganz "langweilige" Popmusik, bei der es mehr um Songs, Melodien und dem Gesamtbild geht, als darum technisch perfekt zu sein.
Darum finde ich die Frage von früher von wegen Musik machen oder Sportgitarre spielen nicht ganz abwegig
Was ich sagen will: So wie ich das raus lese, wäre für dich vielleicht eine selbstverordnete Spielpause für ein paar Tage und eine komplette Musikabstinenz eine Idee? Nur mal so in den Raum geblasen