Möglichst originalgetreu covern? Wo bekommt man die Sounds? Welchen Aufwand betreibt ihr?

  • Ersteller Gregor07
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Ohne etwas vorweg nehmen zu wollen...

die Qualitätsstandards haben nicht wir gesetzt....
die Qualitätsstandards setzt du hier regelmäßig an...
 
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Ich gebe ja zu. Ich mag Martman. Ich mag die Attitüde, replicagetreu mit zwanzig Jahre alten Möhren anspruchsvolle Funksongs zu spielen, obwohl's sogar der Band egal zu sein scheint. Ich mag die Textwände hier.

Allerdings... meine Erfahrung (eine von vielen) neulich mit ner Covercombo und dem Intro von "Money for Nothing":

Publikum feiert als das geilste überhaupt:
- Das volle Intro.
- Die 80er-Drumsounds (lasch editierte 909-Tom-Samples die der Drummer mit zwei! Pads selbst spielt)
- Der Basser, der auf seinem 25er-Keyboard einen langweiligen Sinus-Bass drückt.
- Der Keyboarder (that's me) der gleichzeitig links fette Akkorde spielt, rechts etwas soliert, dabei noch den Sting-Part singt und dann den Spagat 180° macht und auf dem zweiten Key das Solo spielt, während er links noch Sustain und Akkorde hält.**
- Der präzise Einsatz von Intro auf Hauptriff.

Dem Publikum war egal:
- Die aufwändigen Max4Live-Akkordprogressionen aus den Griffen meiner linken Hand und das schwebende Arrangement.
- Das mitlaufende, liebevoll gebaute und gesamplete Arpeggio, das zusammen mit der Akkordprogression durchlief und auf mein Kommando reagiert (falls man verlängern muss oder will).
- Dass ALLE Sounds (ausser dem Arpeggio) ausm u-he Hive stammen (Plastiksynthie à la Sylenth).
- Das der Solosound (Preset: AZ Futura) auf beiden Keys derselbe war und lediglich Filter und Sync im Laufe des Solos aufgedreht wurden - vom M4L - Patch, damit ich beide Hände freihab.


**Rückmeldung derselben MuPo ein paar Gigs später, als ich mal Akkorde und Arp ganz M4L überliess ohne mit links Commands zu geben, um mich beidhändig Filterfahrt und Solo zu widmen, anstatt episch den Spagat zu machen: "Die faule Sau lässt ein Tape laufen, hä?"
 
Wenn es denn dann... sorry... wirklich replicagetreu ist.

Ich würde gerne mal eine Aufnahme hören, mit dem Vergleich des Originals wo dieser Anspruch wirklich hörbar ist.
Tut mir ja leid. Ich bin weder des beste Tastendrücke, noch der beste Soundprogrammierer... Aber ich propagiere das auch nicht.
 
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Nein. Ist es natürlich nicht. Martman versucht daran ranzukommen und gesteht sich selber ein, dass seine Maschinen und seine Hände limitiert sind. Aber seine Herangehensweise halt nicht. Hätte er den passenden Krempel und eine metronomfeste Band, er würde genauso vorgehen, nur schneller(?) zum Ziel kommen.

Ich weiss ja nicht, wie Hamburgs Musikerpolizei so drauf ist.
Aber die örtliche hier hat meine Begleitautomatik erst bemerkt, als diese sich offen als Begleitautomatik outete. Und dass der Solosound sehr wenig mit dem Original zu tun hatte (aber halt nach 80er klang) war ihr auch dann noch egal. Und auch die Tatsache, dass die Flächen aus weit weniger Spuren als im Original bestanden. Hätte ich hingegen das Arpeggio weggelassen, hätte mir 6 Flächenspuren auch nix genützt, das wäre aufgefallen.

Und noch etwas. Wir hatten ja auch mal In The Stone in der Coverband, einer anderen anno 2013. Dass mein Trötenpatch sich bei Akkorden aufgeteilt hat, war ein Aha-Aho-Effekt für Band und MuPo. Dass es bei Unisonolinien unisono getrötet hat, ebenso Aha-Aho. Problem war nur, das hatte keinen wirklichen Druck und ausserdem Latenzen. Also mal eben Stakkato-Section genommen. Ausm Presetspeicher. Song wummst, Pöbel hopst. So einfach gehts.
 
Ich find auch, Covern ist ein musikalisches näherkommen und zumindest - bei mir - nie das Original . Wenn wir als Band uns ein Stück vornehmen soll es das Publikum mitnehmen und grooven, d.h. essentielle Passagen sollten schon drin sein. Aber ich hab nur zwei Hände und spiele mit wenig oder gar keiner Automation... alles geht nicht und wenn der gewählte Sound nicht original ist, aber die Leute genau wie das Original an den Haken nimmt ist das in meinen Augen und Ohren gut.
Vielleicht mach ich deshalb lieber eigene Sachen :rolleyes:
 
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Bei Mucken gilt meiner Meinung nach:

Phrasierung > Originalarrangement
Rhythmusgefühl > Arpeggiator
Programming > Backingtracks
Voicings > exakter Sound
Gehör > Komplexitizät
Spaß > alles andere
 
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Nein. Ist es natürlich nicht. Martman versucht daran ranzukommen und gesteht sich selber ein, dass seine Maschinen und seine Hände limitiert sind. Aber seine Herangehensweise halt nicht.
Richtig.

Ich sehe mich selbst ja auch nicht als Maßstab, weil ich mit dem, was mir zur Verfügung steht, nach meinem eigenen Maßstab nicht weit genug komme. Dann schmeiße ich aber nicht die Brocken hin und mache nur das Nötigste, sondern ich gehe so weit, wie ich eben gehen kann – mit meinem Equipment, mit meinem Budget, mit zwei Händen und mit einer Band, bei der Klick nicht zur Debatte steht.

Grundsätzlich gibt es ja zwei Vorgehensweisen beim Covern ohne gezielte Veränderungen (z. B. durch völlig anderes Arrangement).

Bei der einen fängt man sozusagen bei 0% an und arbeitet sich hoch, bis man an einem Punkt angelangt ist, wo man sich sagt: Okay, das reicht jetzt aus, das lassen Band und Publikum durchgehen. Also sozusagen soviel wie nötig. Wenn 20% reichen, bleibt man eben bei 20%, und alles darüber hinaus ist unnötiger Luxus.

Bei der anderen fängt man bei 100% an und guckt, was davon maximal umsetzbar ist. Das, was nicht umsetzbar ist (ob das jetzt ganze Parts sind oder einfach nur die Charakteristik von Filtern oder Hüllkurvenverläufen), wird vereinfacht, angepaßt oder gestrichen, aber auch nur das. Wenn man 75% irgendwie spielen kann, dann spielt man auch 75%, aber kein bißchen weniger. Jegliche Änderungen dürfen diese Prozentzahl nur wieder erhöhen, aber nicht reduzieren, denn das wäre eine qualitative Verschlechterung.

Wie man nun vorgeht, was man da bevorzugt, hängt meines Erachtens auch damit zusammen, was man in der Band für Musik macht und woher man als Musiker/Keyboarder kommt (z. B. ob man eher die Zielgruppe der Keyboard Corner auf musicplayer.com oder die Zielgruppe von Gearslutz ist). Aber das Thema dieses Threads ist letztere Vorgehensweise.

Für mich persönlich gilt: Wenn ich nur 60% schaffe, der Band und dem Publikum aber 20% reichen würden, dann werde ich einen Teufel tun und auf 20% zurückgehen. Da bleibe ich bei den 60%, die ich schaffe. Diese 60% sind aber kein Maßstab und kein Nonplusultra, und ich behaupte auch nicht, daß das 100% wären. Statt dessen werde ich weiterhin sehen, wie ich mich über diese 60% noch hinaus weiterentwickeln kann.

Wenn jemand 80% schaffen kann, dann soll er das, und dann möchte ich ihn auch dazu ermutigen und ihm dabei mit guten Ratschlägen zur Seite stehen. Wenn jemand 90% (und das ist häufig wirklich schon hart) schaffen kann, noch besser, dann soll er das. Ich wäre der letzte hier, der jemandem das auszureden versuchen würde.

Allerdings muß man denjenigen, die "möglichst originalgetreu covern" wollen, gelegentlich erklären, was "möglichst originalgetreu" eigentlich ist, wie weit das gehen kann und was das tatsächlich für ein Aufwand ist, wenn man wirklich "möglichst originalgetreu covern" will. Gerade bei Neulingen habe ich immer wieder das Gefühl, daß die keinerlei Vorstellung davon haben, was alles möglich ist und wie weit man gehen kann, und daß sie etwas für das Ende der Fahnenstange halten, was nicht einmal 40% des Möglichen sind.

Nehmen wir mal jemanden, der "Gimme! Gimme! Gimme!" von ABBA "möglichst originalgetreu" covern will. Er hat sich an seinem Yamaha MOXF einen Flötensamplesound einigermaßen zurechtgedreht und sagt sich: "Okay, das war's, besser als das geht's nicht." Den würde ich gern beim Patschehändchen nehmen, zum Freundlichen mitnehmen, ihm den Korg ARP Odyssey zeigen, das Ding entsprechend einstellen und ihn die Passage darauf mal spielen lassen. Entweder hört er keinen signifikanten Unterschied zur MOXF, was ich nicht hoffen will, oder das haut ihn derart um, daß er seine Vorstellungen von "möglichst originalgetreu" noch im Laden neu justiert.

Hätte er den passenden Krempel und eine metronomfeste Band, er würde genauso vorgehen, nur schneller(?) zum Ziel kommen.
Schneller mit Sicherheit nicht. Je mehr und besser meine Möglichkeiten wären, desto exzessiver würde ich sie einsetzen, desto länger würde ich brauchen.

Selbst wenn ich mir ein MacBook hinstellen würde, würde ich nicht alles mit Mainstage und Kontakt erschlagen. Da wäre meine Vorgehensweise eher: "Das war ein Minimoog? Okay, ich brauche The Legend. Das war ein Prophet-5? Okay, ich brauche RePro-5. Das war ein OB-X? Okay, ich brauche OP-X. Das war ein CS80? Okay, ich brauche ME80. Das war ein Polyfusion Modular? Okay, ich habe ein Problem." Dann kommen womöglich noch Sachen dazu, die für den Rest des Signalwegs nötig sind. Und dann kommen die Detaileinstellungen.

Auch rein in Hardware könnte ich nicht mit Kronos alles erschlagen (nicht mal mit einer 73/76-Synthesizertasten-Version, die es nicht gibt), mit anderen Workstations noch viel weniger. Dann würden sich wahrscheinlich in meinem Setup noch mehr verschiedene VA-Synths mit verschiedenen Charakteren tummeln als sowieso schon, um eine noch größere charakterliche Bandbreite zu haben.


Martman
 
Alles schön und gut,

und du darfst diese Meinung auch gerne haben und vertreten. Allerdings nervt es, wenn es in jedem zweiten Beitrag ist und auch dann, wenn das Thema eigentlich recht weit weg davon ist.
 
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...und vor allem: es geht nicht darum, Martman, ob nun 20% oder 70% von irgendwas der Maßstab sind. Sondern dass du hier seitenlang Thesen vertrittst, was (Synth-)technisch alles sein müsste, und was dann bei dir leider budgettechnisch nicht geht - und am Ende hört man dann, dass es nicht nur spieltechnisch vorn und hinten nicht zu diesem Anspruch passt, sondern dass auch die vorhandenen technischen Möglichkeiten nichtmal zu 30% genutzt werden. In dem oben zitierten Beispiel heißt das: sobald es eine Möglichkeit gibt, für einen Sound eine ADSR-Kurve einzustellen, hast du im konkreten Beispiel so meilenweit danebengelegen, dass es einfach nur wirr wäre, sich dann über verschiedene Filtercharakteristiken auszulassen.

Und das ist weder mit mangeldem Budget oder Fuhrpark zu entschuldigen, noch mit "ich bräuchte 4 Hände". Das Sounddesign macht man ja nicht während des Gigs, sondern davor...

Nun ja, wie toeti schon schrieb: du darfst gerne so denken, aber es muss wirklich nicht jedesmal wieder in der Ausführlichkeit sein. Und was noch viel wichtiger ist (klingt in deinem Beitrag auch wieder ziemlich laut zwischen den Zeilen durch): spar dir bitte diese Schwarzweißdenke, dass jeder, der deinen Anspruch nicht teilt, automatisch ein billiger Trötenhannes ist, ein Covermugger ohne Anspruch oder sonstwas. Es gibt eine Welt zwischen Dir und einem "Begleitautomatik-Drehorgelspieler".

Mach dir bewusst: auch du bist letztlich ein Covermugger mit einem bescheidenen Rompler, wenn du so willst. Mehr kommt da nicht rum, am Ende.

Um mal die Prozente aufzugreifen: Jeder ernstzunehmende Keyboarder, den ich kenne (und davon lesen hier etliche mit), hat selbstverständlich den Anspruch, nicht nur "gerade das nötigste" zu machen, sondern noch ne ganze Schüppe mehr - so viel (mindestens) nämlich, dass es einem selbst, den Bandkollegen und schließlich dem Publikum Spaß macht. Am besten klappt das bei denen, die ihre eigenen Fähigkeiten und deren Grenzen so gut einschätzen können, dass sie nicht versuchen, viel mehr auf die Bühne zu bringen als sie dann schaffen. Die also an ihre Grenzen gehen und versuchen, diese Stück für Stück zu erweitern - aber nicht meilenweit drüber hinaus. Du siehst das anders.

Die Leute gehen nicht in den Zirkus, um einen Artisten zu sehen, der jede Vorstellung wieder den vierfach geschraubten Todessalto versucht und jedes Mal dabei in Netz stürzt. Sondern sie wollen einen sehen, der dann vielleicht den dreifachen sicher steht und als Zugabe noch einen dreieinhalber mit Schraube ansetzt, den er zumindest mit Nachfassen hinkriegt.
Derjenige im Zirkus, den sie Leute scheitern sehen wollen, heißt "Clown".
 
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Wie gesagt, er würde gerne, kann nicht, und kompensiert das kann nicht dafür hier in Textwände.

Andere haben das Problem mit Frauen und kompensieren das in Lovesongs. Die mögen auch viele, also so what.

Sehe das Problem nicht. :ugly:
 
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Das es nervt und neue User abschreckt.

Es gibt Bücher, es gibt Kurse, es gibt Kollegen, die einem helfen können solche Dinge besser zu machen. Und ich muss Jens leider in allen Punkten recht geben.
Da sind Anspruch und Wirklichkeit soweit voneinander entfernt, dass das nicht mehr wirklich ernst zu nehmen ist, was er da von sich gibt.
 
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Moin,

ich bin hier als Gitarrenbediener (nein, leider nicht wirklich Gitarrist) nur zufällig reingestolpert, weil ich zu dem (ursprünglichen) Thema eine Meinung habe. Ich habe mit meinem Helix LT schon weit mehr Sound-Möglichkeiten, als ich bräuchte. Ich höre auf am Sound zu basteln, sobald es für mich einigermaßen klingt. Das muss nicht im Entferntesten etwas mit einem Original oder einer Optimalvorstellung zu tun haben. Ich muss hier aber feststellen, wo noch mehr Möglichkeiten vorhanden sind, gibt es auch noch mehr verschiedene Meinungen und Diskussionen, wie diese zu nutzen sind. Bleibt da noch Zeit zum Spielen/Üben?

Zurück zum Thema und meiner Meinung: Ich stehe zum Beispiel total auf "Little Wing" und bin im ersten Moment auch immer sehr geflasht, wenn's jemand originalgetreu nachspielen kann (und da gibt es Einige). Aber eigentlich berührt es mich viel mehr, wenn dann einer kommt, der seine eigene Version im Stil von Jimmi spielt. Musik ist doch schließlich Gefühl, Interpretation, Ausdruck (ja auch auf Synths) und der Versuch zu verstehen, was der Originalinterpret wollte/meinte. 100% covern tut mein CD-Player besser als jede Cover-Band - oder wäre es doch eher die Bandmaschine, oder der Plattenspieler... :gruebel:

Ich sehe die Möglichkeiten 100% originalgetreu zu covern, kann daher auch den Anspruch nachvollziehen es tun zu wollen, würde das als Zuhörer aber nur sehr bedingt honorieren...

Gruß,
glombi
 
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Ich denke mal, wenn jemand versucht so nah wie möglich ans Orginal zu kommenbund 1:1 Sounds reproduzieren, trainierttvdabei nicht nur sein analytisches Gehör. Der lernt bei diesen Prozess auch sein Instrument, seine Technik und seine Spieltechnik besser kennen.
Viele scheuen sich davor, weil es eben oft nicht einfach ist. Viele hören sich beim covern auch ihre Parts auch nicht richtig raus und spielen, was sie denken.
Natürlich kann man sich dann hinstellen und sagen, dass man lieber seinen eigenen Sound verwendet und sich selber einbringen will. Nur... dabei lernt man dann nicht vieL.
 
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Ich denke mal, wenn jemand versucht so nah wie möglich ans Orginal zu kommenbund 1:1 Sounds reproduzieren, trainierttvdabei nicht nur sein analytisches Gehör. Der lernt bei diesen Prozess auch sein Instrument, seine Technik und seine Spieltechnik besser kennen.

Vollkommen legitimer Ansatz, wenn es ums Erlernen der Instrumentenbeherrschung geht...

Natürlich kann man sich dann hinstellen und sagen, dass man lieber seinen eigenen Sound verwendet und sich selber einbringen will. Nur... dabei lernt man dann nicht vieL.

Wäre mir aber ein zu technokratischer Standpunkt, falls Du tatsächlich sagen willst, dass es nicht mindestens genauso wichtig wäre das Gefühl dafür zu entwickeln, was einen Song ausmacht und mit welchen alternativen Techniken/Sound/Arrangements man das noch erreichen kann...
 
An beidem ist was dran: sowohl zu versuchen, spieltechnisch ans Original ranzureichen (so gut wie möglich) als auch soundtechnisch. Hat beides seine Berechtigung, hat beides seinen Reiz - und ich persönlich vertrete ja oft die Auffasung, dass man einen Song erst mal (zumindest die wesentlichen Bestandteile) 1:1 spielen können oder zumindest verstanden haben muss, bevor man anfangen kann, seine eigene Interpretation draus zu machen. Gilt sinngemäß genauso für den Sound.

Nur erzählt aber Martman seit Jahren bei jeder Gelegenheit ungefragt immer wieder lang und breit, warum dieser Ansatz schon von vornherein zum Scheitern verurteilt sein muss, wenn man nicht das Originalequipment besäße. Und das ist eben Quark. Wer den Sound verstanden hat, kann den halt eben auch mit anderem Equipment erreichen (meistens). Wer den Sound schon nicht versteht, hat mit dem besten Equipment keine Chance. Bei Martman dient halt dieses ewige Rumreiten auf dem angeblich erforderlichen, aber eben leider nicht greifbaren Equipment inzwischen in meinen Ohren eher als eine Art Rechtfertigung oder Generalausrede, warum es nun so gar nicht klingt wie im Original.

Und zwischen "mir ist der Sound egal" und "ich tüftel seit 30 Jahren im Keller und bin immer noch nicht zufrieden" ist noch jede Menge Platz. Ich für meinen Teil bastel mir extrem gerne so gut es geht Originalsounds zurecht. Aber dafür schaffe ich mir keine Raritäten an, die dann einen Song lang benutzt werden, und ich verwende auf das Sounddesign in der ersten Vorbereitungsphase nach Möglichkeit nicht deutlich mehr Zeit als für das Spielerische. Ausnahmen bestätigen (in beide Richtungen) die Regel...
 
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Ich möchte fast behaupten das man mit jeder modernen Workstation von heute, die Sounds bis mind. 80% authentisch reproduzieren kann. Man muss da nicht die original Instrumente stehen haben.
80% ist schon so nah, dass der „gemeine Zuhörer“ kaum noch einen Unterschied zum Original hören kann.
Spezialisten wie Martman werden sicher die restlichen 20% Unterschied feststellen, aber die hüpfen ja eher weniger vor der Bühne einer Coverband rum.
 
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Ich möchte fast behaupten das man mit jeder modernen Workstation von heute, die Sounds bis mind. 80% authentisch reproduzieren kann.

Ich habe ein ungutes Dejavu und ich will den jetzt folgenden argumentativen Kreis irgendwie ein drittes (oder viertes? Fünftes?) Mal miterleben und irgendwie auch nicht.
 
Frei nach dem Pareto-Prinzip kann man vielleicht folgendes festhalten:

mit wenig Aufwand kann man schon eine große Menge an Ergebnis erreichen (Beispiel: "Jump" -> Synthbrass Preset in der Workstation raussuchen, leicht editieren und authentisch spielen. fertig.)

oder man macht sich die Mühe und investiert einiges an Zeit (und Geld) in Synthesizer und Soundschrauberei. Um genauer zu sein mehr als vielleicht nötig. Das ist halt Perfektionismus und er hat seine Daseinsberechtigung, auch wenn es "oft" den Aufwand nicht wert ist.

Nicht dass ich nur Preset- oder Tischhupensounds spielen würde! Aber "authentisch spielen", also richtige Töne raushören, tight spielen und gut phrasieren klingt leichter als gesagt.
Wenn man diese Punkte beherrscht kann man den Sound eher vernachlässigen. Ausnahmen bestätigen die Regel.

Klar darf man nicht ultraschäbiges Equipment haben. Aber grundsolides Equipment wie eine Workstation in diesem Fall reicht aus und man kann die restlichen Kröten in guten Unterricht o.Ä. stecken, was einen eher musikalisch als technisch voranbringt.
Das beste Auto bringt einem nichts, wenn man nicht gescheit autofahren kann ;)

Off-Topic:
Adam Neely hat ein Youtube-Video veröffentlicht, bei dem es um die Frage Does Gear Matter? geht.
Spoiler: Joa, aber wenn man solides Equipment hat, sollte man sich keinen Kopf drum machen.
 
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In dem oben zitierten Beispiel heißt das: sobald es eine Möglichkeit gibt, für einen Sound eine ADSR-Kurve einzustellen, hast du im konkreten Beispiel so meilenweit danebengelegen, dass es einfach nur wirr wäre, sich dann über verschiedene Filtercharakteristiken auszulassen.
Das obige Beispiel ließe sich nicht einfach nur mit einer Hüllkurve erschlagen. Die Hüllkurve müßte in der Lage sein, die Resonanz zu modulieren. Geht beim aktuell verwendeten MicroKorg nicht. Ginge beim Virus, der klingt aber zu zahm und hat für diesen konkreten Sound nicht genug Biß.

Und das ist weder mit mangeldem Budget oder Fuhrpark zu entschuldigen, noch mit "ich bräuchte 4 Hände". Das Sounddesign macht man ja nicht während des Gigs, sondern davor...
Letzteres ist richtig.

Aber als Hobbyist habe ich zunächst einmal einerseits auch sehr wenig Zeit fürs Sounddesign. Im Gegensatz zum Profi kann ich nicht, wenn ein neuer Song ins Repertoire aufgenommen wird, zur nächsten Probe ein Soundfeuerwerk wie "Boogie Wonderland" vollumfänglich auf seinem endgültigen (!) Stand (kein WIP, sondern wirklich 100% fertig und perfekt) am Start haben. Das dauert seine Zeit, und weil ich insgesamt wenig Zeit habe, dauert es um so länger. Je höher der elektronische Anteil ist (ich sage nur "Clouds Across The Moon", wo ich wirklich bedauere, daß niemand da ist, der die Streicherparts spielen kann), desto mehr Zeit benötige ich, weil ich annähernd jeden meiner Synthesizersounds from scratch selbst aufbaue.

Andererseits muß ich aber praktisch sofort etwas spielen können. Und egal, auf welchem Stand ich gerade bin – meine Bandkollegen wollen die jeweilige Nummer so, wie sie ist, auf die Bühne bringen. Ich bin wohl der einzige Keyboarder hier, der mit (aus zumindest seiner Sicht) unfertigen WIPs auftritt. Aber meinen Bandkollegen würde von dem, was ich vorhabe, häufig weniger als ein Fünftel reichen. Dem Publikum wahrscheinlich auch. Mir nicht. Und euch allen sicherlich auch nicht.

Weitere Beweise in Form von Aufzeichnungen kann ich euch nicht zur Verfügung stellen. Und solange ich keine einzige aufwendigere Nummer in einem Zustand habe, der auch für mich akzeptabel ist, bin ich auch froh darüber.

Und was noch viel wichtiger ist (klingt in deinem Beitrag auch wieder ziemlich laut zwischen den Zeilen durch): spar dir bitte diese Schwarzweißdenke, dass jeder, der deinen Anspruch nicht teilt, automatisch ein billiger Trötenhannes ist, ein Covermugger ohne Anspruch oder sonstwas. Es gibt eine Welt zwischen Dir und einem "Begleitautomatik-Drehorgelspieler".
Was du da glaubst, zwischen den Zeilen gelesen zu haben, ist komplett falsch – so falsch, daß ich meinerseits so ganz allmählich dahinter Vorsatz vermute.

Um mal die Prozente aufzugreifen: Jeder ernstzunehmende Keyboarder, den ich kenne (und davon lesen hier etliche mit), hat selbstverständlich den Anspruch, nicht nur "gerade das nötigste" zu machen, sondern noch ne ganze Schüppe mehr - so viel (mindestens) nämlich, dass es einem selbst, den Bandkollegen und schließlich dem Publikum Spaß macht.
Ich zweifle nicht an, daß es das gibt. Ich behaupte sogar, daß es – auch hier im Musiker-Board – so einiges an Keyboardern gibt, die einen noch um Größenordnungen größeren Aufwand fahren als ich.

Am besten klappt das bei denen, die ihre eigenen Fähigkeiten und deren Grenzen so gut einschätzen können, dass sie nicht versuchen, viel mehr auf die Bühne zu bringen als sie dann schaffen. Die also an ihre Grenzen gehen und versuchen, diese Stück für Stück zu erweitern - aber nicht meilenweit drüber hinaus.
Ich propagiere ja auch, daß man ans Limit gehen sollte.

Wenn hier allerdings jemand postet, den ich noch nicht kenne, weiß ich nicht mit Sicherheit, ob derjenige die Grenzen der technischen Möglichkeiten kennt. Nun gut, wenn derjenige ein Vollprofi ist, der mit insgesamt mehr als 10.000 € an Equipment auf die Bühne geht, ist davon auszugehen.

Es ist nur schade, wenn jemand vielleicht ein exzellenter Keyboarder wäre, der vom Spielerischen her in der Lage sein könnte, noch um ein Vielfaches größere Soundfeuerwerke abzufackeln, als ich mir selbst zutraue, und vielleicht auch die Ambitionen dazu hätte oder schnell entwickeln könnte – das aber nicht tut, weil er von der Existenz der dafür zu verwendenden Maschinerie bzw. deren Fähig- und Möglichkeiten nicht weiß.

Du siehst das anders.
Das tue ich nicht.

Nur erzählt aber Martman seit Jahren bei jeder Gelegenheit ungefragt immer wieder lang und breit, warum dieser Ansatz schon von vornherein zum Scheitern verurteilt sein muss, wenn man nicht das Originalequipment besäße.
Wenn überhaupt, dann stellt das Originalequipment das Optimum dar, wenn man ohne Kompromisse den Originalsound haben möchte. Aber z. B. zwischen einem Yamaha Montage und einem zeitgenössischen Minimoog gibt es jede Menge Abstufungen, die alle besser sind als der Versuch, einen Minimoog-Sound mit einem Rompler zu erzeugen. So manch ein generischer VA kommt sicherlich näher dran. Je nach eigener Toleranz tut das auch ein anderes, kostengünstigeres jüngeres Moog-Modell. Es gibt auch Hardwareklone (Creamware/Sonic Core Minimax ASB, Behringer D) oder -"klone" (Roland SE-02). Wer einen Laptop mitnimmt und keine Zusatzhardware möchte, kann auch zu Synapse Audio The Legend greifen. Je nach eigenem Anspruch kann das alles legitim sein. Besser als ein Rompler ist es alles allemal.

Selbst wenn man doch unbedingt einen originalen Minimoog haben will, kann man entweder ewig lange suchen, bis man einen findet, der genau so klingt, wie man es braucht, oder man kauft eine Katze im Sack, die letztlich mehr ein Blickfang auf der Bühne ist. Die Serienstreuung des Minimoog ist einfach zu groß. Er lohnt sich nur, wenn man nicht covert und unbedingt ganz genau den Sound eines klassischen Minimoog haben muß. Beim Covern führt die Serienstreuung einerseits dazu, daß man im Grunde jeweils einen ganz konkreten Minimoog nachahmen muß, wenn man schon so ins Detail geht, daß ein Klon nicht reicht, und andererseits dazu, daß die Chance, daß der Minimoog, den man gekauft hat, auch nur in einem einzigen Song die angepeilte Authentizität erzielt, minimal ist. Ganz zu schweigen von der Impraktikabilität eines Synthesizers, der die Pausen zwischen den Songs ebenso extrem verlängert, weil er keinen Speicher hat, wie die Changeover-Zeit, weil er erst warm werden muß, damit er stimmstabil wird.

Ich kann es auch verstehen, wenn man nicht mit einem originalen Wurlitzer 200A auf die Bühne gehen will – selbst wenn man in einer Supertramp-Tributeband spielt. Raumgreifend, schwer, nicht unbedingt einfach zu finden, und wenn, dann teuer und/oder Investitionsruine. Ein so altes Instrument (auch wenn die letzten 1982 gebaut wurden, aber es ist ein halbmechanisches Instrument) hat entweder schon Altersgebrechen, die sich womöglich unerwartet zeigen, außer es ist restauriert, und dann will man damit erst recht nicht touren. Und wenn es sich verstimmen sollte, hat man ein wirkliches Problem. Letztlich hat man die Wahl zwischen entweder einem der nicht gerade wenigen Klone oder einem so alten wie empfindlichen Instrument plus Roadie mit Lötkolben.

Ein Prophet-5 Mk. 2 ist als Live-Instrument noch kritischer zu betrachten. Natürlich sieht er amtlich aus und klingt auch so – wenn er heil ist. Aber gerade der Mk. 2, also die Kultgeneration, ist himmelschreiend defektanfällig, nicht zuletzt durch seine zweifelhafte Statik, wegen derer man ihn, wenn man einen hat, idealerweise nie wieder bewegen sollte. Bei unvorsichtiger Handhabung sind Platinenbrüche vorprogrammiert, die ihrerseits Schäden an anderen Bauteilen verursachen können. Wem RePro-5 nicht originalgetreu genug ist (und der ist dichter dran als ein Mk. 3), braucht nicht nur den Roadie mit Lötkolben, sondern Ersatzteile, an die schwer zu kommen sein könnte. Zum Glück dürften die allermeisten überlebenden Propheten dieser Generation ein Zuhause in Sammlerhand gefunden haben, man wird also gar nicht erst einen finden.

Es gibt einige wenige Fälle, wo Originalequipment wirklich sinnvoll ist, z. B. wenn man in einer spezialisierten 80er-Jahre-Pop-Coverband ist und sehr viel DX7 braucht. Dann liegt es tatsächlich nahe, sich einen DX7 zuzulegen. Nicht nur gibt es nichts, was klanglich näher am DX7 ist (FM8 schon gar nicht, Montage auch nicht), sondern die Verfügbarkeit ist so hoch, daß man sich binnen kürzester Zeit noch einen als Backup dazukaufen kann (oder beide auf einmal spielen), der Gebrauchtpreis ist so niedrig, daß es sich gar nicht lohnt, einen anderen Phasenmodulationssynth zu kaufen, und der DX7 hat eine sehr geringe Ausfallrate, besonders wenn man lieb zu ihm ist. Der Pragmatiker, der nicht das allerletzte Quentchen Authentizität haben muß, kann auch zum DX7IIFD greifen, spart sich die Angst vor brechenden Membranen und hat dann gleich zwei Synths in einem Gehäuse, oder er nimmt einen TX802, der gleich achtfach multitimbral ist und in einem Rack verschwinden kann. Die sind immer noch dichter am klassischen DX7-Sound als alles, was aus dem 21. Jahrhundert stammt, und weder teuer noch selten.

Ähnlich sieht es beim D-50 aus, wenn man dessen Klang viel braucht: Der einzige Grund, sich einen D-05 zu kaufen, wäre Platzmangel. Und selbst dann hätte ein D-550 gegenüber dem D-05 noch den Vorteil, daß man ihn in einem Rack fixieren kann. Und alle drei wären jedem Imitationsversuch per Rompler haushoch überlegen – und billiger als die meisten Rompler.

Schwierig wird es nur in Fällen, wo a) das Originalequipment extrem selten und teuer ist, b) es keinen wie auch immer gearteten authentischen Klon gibt und c) das Originalequipment mit generischen Mitteln nur unzureichend imitierbar ist. In solchen Fällen kann man sich eigentlich nur von jeglicher Authentizität verabschieden. Denn selbst wenn man auf wundersame Weise ans Originalgerät kommen und es auch bezahlen könnte, wäre das meistens obendrein ein Gerät, das man nicht auf Bühnen mitnehmen möchte: So treibt ein Polymoog nicht nur jeden Denoiser an seine Grenzen, sondern bei ihm gehen gern Komponenten kaputt, für die man Ersatz nur noch aus Schlachtgeräten bekommt. Einen voll funktionsfähigen zu finden, ist fast aussichtslos. Schwer ist er obendrein, aber bei der GX-1 ist der Spieltisch mit Sockel allein so schwer, daß man zu seinem Transport mehr Roadies als Bandmitglieder braucht und das Instrument als "fast unbeweglich" erachten muß. Ganz zu schweigen davon, daß sie nach einem Transport mehrere Wochen braucht, um sich zu akklimatisieren. Nur ein Keith Emerson war so wahnsinnig, sie in einem verschneiten Stadion zu spielen. Beim ebenfalls noch nicht adäquat emulierten und immer noch horrende teuren und seltenen Synclavier wiederum hat man den Zwiespalt, daß einerseits das VPK danach schreit, darauf zu performen und es als Schaltzentrale für ein Live-Setup zu nutzen, man andererseits aber nicht mit dem Rack touren will, das auch schon mal eine Vierteltonne wiegen kann.


Martman
 
Und du tust es schon wieder...
 

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