Ray schrieb:
Weil es phrygisches Tonmaterial ist?
Das kannst du dann aber nicht mehr klassifizieren. Denn jeder Mensch denkt anders. "ich will, dass es so klingt" ist absolut subjektiv.
Wenn man die C-Dur Tonleiter über einen Emoll Akkord spielt, hat man immernoch die C-Dur Tonleiter. Sie wird dann wahrscheinlich nach Phrygisch klingen, wenn der Emoll Akkord alleine steht oder die Akkordfolge eine phrygische Kadenz ist. Aber wir haben immernoch die C-Dur Tonleiter.
Wenn man einen Emoll Akkord alleine sieht, dann sollte man auch sofort an eine Molltonleiter denken. Das 'umrechnen' nach C-Dur (bei Phrygisch) dauert einfach zu lange. Das funzt bei einer Komposition, wo man genug Zeit hat, sich die Tonleitern auszudenken, aber bei ein Jazzimprovisation hast du einfach nicht die Zeit. Deshalb hab ich auch gesagt: wenn du E-Phrygisch spielen willst, dann spiel auch E-Phrygisch und nicht C-Dur.
Und Phrygisch klingt immer nach Phrygisch. Das hat nichts mit subjektivem Hörempfinden zu tun.
Willst du etwas nach Phrygisch klingen lassen, musst du Phrygisch spielen und denken. Und wie Cudo oben schon gesagt hat: hast du einen zB Hm7b5 Akkord, spielst du nicht die C-Dur Tonleiter, sondern H-Lokrisch. So hat man einfach ne viel grössere melodische Sicherheit.
Ray schrieb:
das liegt aber nur daran, dass DU (genau wie ICH
) anscheinend sehr subjektiv in TONLEITERN mit fixem Anfangspunkt denkst. C unten, C oben, dazwischen F und G....da denktst du eben an C-Dur.
Man kann aber genauso an A-Moll denken. der Tonumfang ist schliesslich identisch, und wenn wir nicht in Tonleitern, sondern nur in Skalenmaterial denken, dann ist es wurscht, wo bei einer Melodie Anfangs und Endtöne sind.
Insofern ist CDEFGAHC ohne Begleit-Akkord genausogut eine A-Moll-Melodie wie C-Dur. Mit anderem Anfangston eben. Mit entsprechenden Begleitakkorden wirds dann deutlich, was es ist.
Ne, das hat nichts mit subjektiv zu tun. Wenn ich ein Volkslied in C-Dur hören, höre ich ein Volkslied in C-Dur, nicht etwa F-Lydisch etc. . Und das hören die meisten anderen auch. Deshalb nicht subjektiv. Es kommt halt immer darauf an , was der Komponist wollte. Alle mein Entchen ist ne ganz einfache Dur-Melodie und ich bezweifle, dass der Komponist an F-Lydisch gedacht hat, während er den Begleitakkord F komponiert hatte. Man kann das natürlich reharmonisieren, aber darum geht es ja nicht.
Ray schrieb:
Wie gesagt, DENKEN ist subjektiv, das hilft mir net weiter. Jeder denkt anders.
Wenn ich C-Dur-Tonleiter über A-Moll Akkord spiele, kann ich an A-Moll denken und empfinde dann wirklich Moll. Ich kann mich aber auch auf die Melodie alleine konzentrieren, dann empfinde ich eher C-Dur mit nem unpassenden Akkord drunter. Ich kann auch gar nicht denken, dann klingts einfach nur komisch ungewöhnlich.
Du verstehst das anscheinend net.
Ich kann eine Akkordfolge als Ganzes sehen, wie es viel in der Rock und Pop Musik gemacht wird. Da gibt's keine Modes. Da ist ein Stück in Moll oder Dur und gut ist. Dementsprechend soliert man dann auch. Stück ist in Em, also Emolltonleiter.
Warum sollte ich also über ein Popstück in Emoll die G-Dur Tonleiter spielen oder A-Dorisch ? Ist doch quatsch. Da spielt man Emoll.
Ob ich jetzt dem ein oder anderen Akkord beim Solieren etwas anders klingen lassen will, indem ich zB Lydisch spiele anstatt Ionisch oder Dorisch anstatt Aeolisch, das ist natürlich wieder Geschmacksache.
Man kann natürlich alles analysieren und irgendwie versuchen zu erklären, aber ob der Komponist genauso gedacht hat, ist die andere Frage.
Auf der anderen Seite gibt's das "jäzzige"
Denken. Da wird von Akkord zu Akkord gedacht. Ein guter Jazzer weiss sofort, welche Tonleitern er über den jeweiligen Akkord spielen kann, vergisst aber dabei nicht den gesamten Sound des Stückes, wobei es da natürlich wieder ne Menge Geschmäcker gibt und deshalb auch soviele verschieden Versionen von Jazzstandards.
Ich persönlich finde es viel zu kompliziert in Modes zu denken, d.h. immer die Grundtonleiter raussuchen. Man sollte viel mehr Energie dafür verwenden, sich Gedanken zu machen, was man über einzelne Akkorde spielen kann und wie das klingt.
Amen,
String