Ich bin schockiert, entzetzt und außer mir!
John Lennon hatte wirklich absolut keine Ahnung von Musik???
Das sowieso...
Die Beatles haben ihre guten Kompositionen ja nur durch Drogen und solange rumprobieren, bis es klappt hinbekommen, nicht...
McCartney kann ich zwar als Typ nicht leiden, aber was er zusammen mit den Beatles(und natürlich mit Lennon) gemacht hat, kommt nicht von irgendwo.
Und "wenig" oder "keine Ahnung" ist bei ihm (und bei Lennon)wohl sehr übertrieben.
Wer die (späten) Stücke kennt und auch gespielt hat, der weiß, dass da mehr drin steckt, als in der üblichen damaligen Musik und der erkennt auch noch, dass die das nicht ohne ein gewisses Handwerk geschafft haben.
Die Theorie ist nur ein kleiner Versuch das Empfinden von Musik in Gesetzmäßigkeiten zu pressen. Das klappt manchmal gut, manchmal schlecht, und manchmal hilft es beim Komponieren. Schreibt man sehr komplexe Musik kommt man ohne die Stützräder der Musiktheorie nicht aus, schreibt man simplere kann man auch wunderbar frei fahren.
Man kann kaum abstreiten dass sehr sehr viel großartige Musik völlig ohne dieses Abstraktum ausgekommen ist. Es gibt auch richtig schöne Musik die ohne herkömmliche Tonalität auskommt oder nach ganz anderen Kompositionsregeln aufgebaut ist. Warum du jetzt diese Kenntnis des althergebrachten Regelsatzes als unbedingt wichtig erachtest ist mir schleierhaft.
Selbst die angesprochen Dream Theater - ich kenne einige Leute die Musik in dem Stil machen und keine wirklichen Theoriekenntnisse haben. Das ist auch nicht nötig, denn trotz des ganzen Gedudels ist das musikalisch eher simpel. Klar, es hilft, aber nötig? Nein. Bei harmonisch wirklich komplexer Musik kommt man ohne Kompositionshilfen nicht mehr aus. Aber pure harmonische Komplexität ist noch lange kein Gütesiegel für Musik.
Ich bin prinzipiell ein Mensch der sehr abstrakt versteht und denkt, aber gerade Musik funktioniert auf sehr emotionale, intuitive Art und Weise. Warum ist also ein intuitiver Weg der Komposition so schlecht?
Weil man die Regeln erst kennen muss, bevor man sich drüber hinwegsetzen kann. Die Intuition ist ein weiteres Werkzeug in dem ganzen, aber kein "Multitool".
Da hast du mich falsch verstanden, oder nicht richtig gelesen, als ich gesagt habe, dass man beides braucht.
Hinzufügen kann man noch, dass es ausgeglichen sein muss. Wenn eins von beiden hinterherhinkt, dann ist das auch nicht gut.
Das gilt natürlich auch für zu großes akademisches Wissen, wenn man zum Beispiel Fugen nur nach strengen Regeln schreibt(was natürlich für Übungszwecke unerlässlich ist), dann ist das langweilig und trocken.
Bach ist das beste Beispiel:
Der hatte ein immenses musikalisches Wissen, aber seine Fugen entsprachen nicht irgendwelchen Regeln oder Richtlinien und trotzdem hat es irgendwie gepasst, war geradezu genial.
Dennoch, ohne das Grundwissen hätte er das sicher nicht gekonnt.
Nächstes Beispiel: Mozart, der auf den ersten Blick so einfach aussieht, aber garantiert nicht ist.
Das klingt im ersten Moment streng akademisch, oder ganz und gar typisch für die damalige Zeit. Aber wer genau hinhört erkennt die unregelmäßigkeiten, die genialen Stellen und Wendungen, oder Formelemente und die dennoch vorherrschende Klangschönheit(wie etwa im Klarinettenquintett, oder dem letzten Satz der Jupitersinfonie), aber wie genial das alles gemacht ist, das wäre nie ohne gutes theoretisches Wissen zustande gekommen.
Mozart ist das beste Beispiel für simple Musik die genial ist und trotzdem anregt zu denken, anspruchsvoll sein kann, oder intelektuell stimulierend.
Natürlich nicht alles von ihm, aber ein paar Sachen, vor allem die späten.