Ich habe glaube ich noch nie so einen physikalischen Murks gelesen... eine Stahlsaite muss einen stabilen Zustand finden? Alter Schwede...
Ja, jedes Material wird sich unter Krafteinwirkung anpassen (es gibt bei Krafteinwirkung in dem Augenblick immer ein plastische Anpassung, wie klein sie auch sein mag), sichtbar oder für uns unsichtbar. Nach einer Einspielphase wird sich ein stabiles Gleichgewicht aus Kraft (zB der Zugkraft der Gitarrenmechanik) und Gegenkraft (die Festigkeit der Saite) einstellen. Du kennst das aus dem Physikunterricht, ein Gewicht hängt an einem Seil, der Kraftpfeil des Gewichts geht nach unten, der Kraftpfeil des Seils nach oben - Kraft und Gegenkraft sind gleich und ein Gleichgewicht entsteht. Versagt das Gleichgewicht, reißt das Seil oder in unserem Beispiel die Saite. Im Karussel halten sich die Kids mit der gleichen Kraft fest, mit der sie nach außen fliegen würden - ein Gleichgewicht. Überall gibt es dieses Gleichgewicht, du sitzt auf deinem Stuhl mit einer gewaltigen Gewichtskraft und der Stuhl wirkt mit der gleichen Kraft entgegen. Ein stabiles Gleichgewicht.
Wenn du eine Saite frisch einspannst und die benötigte Zugkraft aufbringst, wird sich das Metallgitter in der Saite in winzigen Stellen angleichen, wir sehen es nicht, hören es aber oder messen es mit dem Stimmgerät. Und durch das Ziehen an der Saite erhöhen wir nun die Zugkraft noch mal über das benötigte Maß, um für das Spiel später eine Toleranz herzustellen.
Die e-Saite braucht um die 7kg Zug, das sind ca. 70 Newton. Vor dem Aufziehen lasten 0 Newton auf der Saite und die plötzlich einwirkenden 70N werden die Materialstruktur durchaus verändern, in kleinen Dosen, hör- und messbar. Die Saite gibt leicht nach, sie längt sich und die Zugkraft lässt nach. Nachstimmen und das jetzige Dehnen erhöhen die Zugkraft auf über die benötigte Kraft und stellen eine Toleranz her gegenüber weiterer nachträglicher Anpassung der Saite.
Und deinen Murks erlasse ich dir mal, du hast jetzt hier einiges gelernt