Was hat der Moroder eigentlich so revolutionäres gemacht in den letzten drei Jahren, dass ihm jeder Hersteller auf einmal n Signature-Gerät widmet?
Er hat auf Daft Punks
Random Access Memories (oder ist das schon mehr als drei Jahre her) gezeigt, daß es ihn noch gibt. Und seitdem ist er der älteste DJ der Welt.
Sein Logo zeigt aber nicht den greisen Giorgio der 2010er Jahre, sondern den jüngeren der 1970er ("I Feel Love") und 1980er (
Flashdance,
Scarface) – bis darauf, daß er, als der Hype um seine Person wieder losging, sich kürzlich seinen Signature-Pornobalken wieder wachsen ließ.
Klanglich ist der wunderbar. Nur: wie kann man Midi einbauen, aber Preset-Speicher komplett rauslassen? Das ist einfach nur ewiggestrig im schlechtesten denkbaren Sinn. Solchen vollkommen sinnfrei rückständigen Quatsch (wie auch in Korg's Oddyssey) würde sich Dave Smith nie erlauben.
Die heutige Herausforderung heißt: Vintage-Sound intelligent mit moderner Technologie verknüpfen.
Gab's schon: Voyager.
Resultat: Klingt nicht wie ein Model D.
Selbst der Voyager Old School ohne jegliche Digitalkomponenten klingt nicht wie ein Model D.
Nun gibt's aber jede Menge Leute, die ganz genau den Sound eines Model D haben wollen. Und für die gibt's nicht genug Model Ds, als daß das den Preis für die Kiste nicht noch weiter emporschießen lassen würde.
Und Dave Smith würde sich das schon deshalb nicht erlauben, weil Sequential Circuits keine speicherlosen, diskreten Monosynths gebaut hat, die man auf diese Art replizieren müßte. Das heißt, auch eine Replik des begehrten Prophet-5 Rev. 2 wird es von ihm nicht geben, zum einen, weil er (noch) keine Chance hat, die SSM-Chips nachbauen zu lassen, und zum anderen, weil es eine wenig schlaue Idee ist, einen Synth 1:1 zu replizieren, dessen Stabilität beim Transport der eines Fasses Nitroglyzerin entspricht, nur mit weniger verheerenden Folgen.
Weil oben Speicherbarkeit angesprochen wurde: Ich denke, das ergibt ein ganz anderes Konzept. So wie ich es verstanden habe: Bei nicht speicherbaren analogen sind Regler Teil der Klangerzeugung; bei speicherbaren werden damit lediglich Werte erzeugt, die dann digital gespeichert werden und an die Klangerzeugung zwecks Umsetzung weiter gegeben werden. Insb. wenn man beim Spielen an den Reglern dreht, gibt es dann keine direkte Kupplung zwischen den Reglern und der Klangerzeugung.
Das ist einer der springenden Punkte:
Bei einem vollanalogen, speicherlosen Monosynth gibt es keine separate Steuerebene. Da sind alle Schalter und Potis direkt Teil der Syntheseschaltung.
Wenn du einen speicherbaren Model D willst, dann mußt du auf die Platinen trotzdem die gleichen Potis schrauben, da oben drauf aber elektromagnetisch abgeschirmte (sollen ja nicht einstreuen), ultrahochauflösende Schrittmotoren bauen, die die Potis den Speicherplätzen entsprechend bewegen. Auch die Schalter müssen ziemlich die gleichen sein und mittels elektromagnetischer Antriebe (wieder geschirmt) zu Relais umfunktioniert werden.
Bei einem speicherbaren Model D darf moderne Technik die klassische nicht ersetzen oder verdrängen, sie darf sie nur fernsteuern. (Das würde eine Art Memorymoog 2: Electric Boogaloo technisch in greifbare Nähe bringen.)
Dabei jammern heute schon einige, wie teuer das Ding ist.
Und nein, ich hab auch nicht mitbekommen, dass alle das Model D wieder haben wollten. Es wollten nur alle den SOUND des Model D, und ansonsten viele ein leichtes Funktions-Upgrade, eine Voyager-artige Umgebung und wenn möglich irgendwann einen Polyphonen (der dann allerdings für die meisten von uns bei den bisherigen Moog-Preisen kaum bezahlbar wäre).
Sie wollen den Sound des Model D, Punkt. Und alles, was einen Synth, auch einen Moog, vom Sound des Model D wegbringt, wollen sie nicht. Speicher? Ja, wenn das Ding dann immer noch genau wie ein Model D klingt. Klingt es mit Speicher nicht wie ein Model D – vergeßt es. Beim Voyager haben ja auch alle geglaubt und gehofft, er klänge wie ein Model D. Entsprechend laut war das Gemoser, als er das nicht tat.
Oder warum haben die alten Model Ds gemessen an Funktionsumfang und Alter heutzutage ein miserables Preis-Leistungs-Verhältnis?
Martman