Und nun und auf mehrfachen Wunsch und in Absprache mit PVaults (many thanx!) mal mein Ding:
ZUR VORGESCHICHTE
Ich habe zur Musiktheorie keine Beziehung außer einer pragmatischen. Ich könnt bei mir nur rudimentäres Wissen voraussetzen.
Dennoch habe ich in letzter Zeit angefangen, mich damit auseinanderzusetzen.
Warum?
Ich spiele Gitarre, vorwiegend Rock (grob gesagt), spiele eigentlich immer eigene songs und gehe dabei riff-orieniert vor (nomen est omen). Dazu schreibe ich Texte.
Das Ergebnis ist dann, dass wenn ich von Riffs aus entwickle, die Melodien immer stark an den Riffs kleben. Das klingt manchmal geil, wird mir auf Dauer aber zu langweilig.
Ich habe daher in letzte Zeit melodie-orientiert improvisiert. Grundlage: Pentas, Tonleitern, Manchmal benutze ich Standard-Akkord-Schemen (obwohl ich darauf nicht sonderlich stehe), manchmal eigene, vorwiegend einfache Akkord-Folgen.
Dadurch habe ich mir quasi einen größeren Vorrat an Möglichkeiten erarbeitet und mir fallen auch öfter einfach so Melodien ein.
So weit - so gut.
ZUM SONG
Den finde ich deshalb interessant, weil er ein Mix aus meinem jetzigen Stand ist:
Die Strophe ist nämlich riff-orientiert entstanden: erst kam die Akkord-Folge (mal grob: D / A / F / D / D / F / D / D).
Ich greife das als D-Dur auf dem zweiten Bund, gehe dann zum 9ten und dann auf den 5ten.
http://www.all-guitar-chords.com/index.php?ch=D&mm=&get=Get
http://www.all-guitar-chords.com/index.php?ch=A&mm=&v=4
Da müßtet Ihr Euch die D-Saite freischwingend vorstellen - wäre aber vielleicht auch noch mal ne interessante Diskussion ...
http://www.all-guitar-chords.com/index.php?ch=F&mm=&v=4
Und auch hier D-Saite freischwingend - und dito vielleicht einer Diskussion würdig ...
Dazu fiel mir dann die Melodie ein - und was soll ich sagen? Klebt am Riff wie die Saugpumpe am Klempner. Finde ich trotzdem schön - aber dazu später mehr.
Da ich den Text schon hatte, war Silbenzuordnung und Melodie sowie Stimmung und Tempo mehr oder weniger kein Problem.
Den Text könnt Ihr übrigens hier sehen:
https://www.musiker-board.de/vb/eigene-texte-lyrics/187649-buried-your-picture.html
Auf der Seite 2 im Post 23 ist mehr oder weniger die letzte Fassung.
Dann habe ich mir aber gedacht: Nö - ich such mir jetzt ausgehend von der Strophen-Melodie ne Melodie für den Refrain.
Gedacht - Gesagt - Probiert - Getan.
Ergebnis: Meine erste eigenständige Melodie-Linie ohne Riffs dahinter - und gefällt mir gut.
Der song ist insgesamt in einem moderaten Tempo - die Stimmung "bluesig".
WAS SOLL DAS HIER?
Nu ja - ich sach mal: zum einen Butter bei die Fische und Futter für die Harmonie-Cracks.
Aber eben auch:
1. Zum einen habe ich Fragen, die sozusagen meinen großen Vorrat an Nichtwissen entblößen - aber ich will ja was lernen.
2. Ganz konkret: Ich/Ihr kann/könnt ja die Melodie der Strophe mit anderen Akkorden hinterlegen - und dann mal schauen, was passiert. Auch so würde ja dann die Melodie nicht so an den Akkorden kleben. Finde ich ganz interessant und zweitens pragmatisch.
3. Zum Refrain habe ich nur hilfsweise Akkorde. Die habe ich jetzt auch gar nicht eingetragen - da finde ich es eher spannender, was Euch dazu einfällt und wie Ihr da rangeht.
ZUR NOTATION
Dürfte für Euch eher ungewohnt sein, ist aber der schnellste Weg für mich.
Oben ist quasi der drum-beat (ob der bei der Umsetzung so sein wird, wage ich eher zu bezweifeln - aber das ist ne andere Frage). Euch zeigt das, wie Melodie, Akkorde und Rhytmus bei dem song zusammen hängen.
Die Akkorde (bei der Strophe) sind darüber, die Melodie darunter und darunter der Text.
Beim refrain wird die letzte Phrase/Zeile wohl noch mal wiederholt werden.
Also eigentlich ist das ne excel-Datei (!) - die ist als Anhang aber nicht erlaubt ... Nu häng ich sie - bis ich oder Ihr was besseres wißt als PDF/jpg hier rein.
Die grundlegende Gitarrenbegleitung bei der Stophe ist entweder Picking oder halt so ein gleichzeitig Zupfen von 4 Saiten -rhythmisch genau auf den Hi-Hat-Schlägen. Dazu kommt eventuell noch eine akkordwechselunterstützende Gitarre - dann noch Solo-Gitarre.
Das einzige, was bei der Notation fehlt, sind die Tonlängen - aber wenn man den Text dazu nimmt und ein bißchen Phantasie kann man sich - hoffe ich - vorstellen, wie es in etwa klingt.
Die Melodie in der Strophe ist recht einfach (so was mag ich halt auch) - die im Refrain spannt schon einen etwas weiteren Bogen.
Der Durchgang beim Refrain ist komplett (textlich gesehen) - die Strophe müßt Ihr Euch in der doppelten Länge vorstellen - so, dass der ganze Strophentext reinpaßt. Zwischen den Strophen bzw. zum Refrain wird es kleine Fill-Ins und Soli geben - von Strophe zu Refrain eventuell eine Bridge (was vermutlich eine eigenständige Diskussion ergibt).
Aufnehmen kann ich momentan leider nix - guitar Pro habe ich nicht. Wenn das so nicht reicht, muss man mal schauen, was man macht.
IST DAS NUN DIATONISCH UND WEITERE FRAGEN
Schaue ich mir das gesamte Material der Melodie-Töne an, dann bin ich der naiven und steinfesten Überzeugung, dass das alles in der C-Dur-Tonleiter vorkommt.
Es wäre also alles in einer Tonart.
Eigentlich.
Wenn ich aber die Strophe nehme, dann bin ich der naiven und steindummen Überzeugung, mich in D zu bewegen.
Warum?
Erstens kann ich - so wie ich die Chords greife - die offene D-Saite durchspielen.
Zweitens ist D-Dur der erste Akkord, den ich spiele - und oft steht ja der song in der Tonart, die mit dem ersten Akkord angespielt wird.
Mir ist klar, dass erstens und zweitens nur Krücken sind, an die ich mich da klammere - aber im Moment laufe ich mit Krücken besser als ohne.
Wenn aber D-Dur die Tonart ist - wie paßt dann das F da rein? Eigentlich müßte doch Fis passen?
Wenn ich aber D-minor harmonisch habe - habe ich erstens kein C drin und zweitens keine Antwort darauf, warum alle in der Strophe verwendeten Chords Dur sind.
Schlagt mich, steinigt mich, schickt mich auf die Sonderschule - aber das sind genau die Fragen, die mich die musiktheoretische Flinte ins pragmatische Korn schmeißen lassen - obwohl ich doch durchaus Interesse habe, etwas zu schnallen, was mir hilft, die Ernte einzufahren.
Muss jetzt auch nicht im Mittelpunkt dieses threads stehen - soll Euch einfach nur verdeutlichen, was Ihr bei mir voraussetzen könnt und was nicht.
UND NU?
Solltet Ihr diesen song als Beispiel nehmen für Einordnungen, Lösungen oder Möglichkeiten der harmonischen/akkordlichen Begleitung freut mich das ungemein.
Schließlich kann der song dabei gewinnen, ich kann was lernen und Ihr habt ein "reales" Beispiel zum Sich Drauf Stürzen.
Und am Ende wird man sogar was zu Hören bekommen - auch wenn das noch etwas dauern kann.
Zum guten Anfang:
Ich weiß, dass Musiker und songwriter unter der Paranoia leiden, dass ihre schönen, guten und einzigartigen Ideen geklaut werden.
Ich gestehe freimütig, dass ich Musiker genug bin, um zuzugeben, dass ich ungern meine songs von anderen gespielt im Radio hören will - aber ich gehe mal davon aus, dass das aus den ein oder anderen Gründen nicht der Fall sein wird.
UND NUN: ANPFIFF
x-Riff