Merkwürdige Notation von Wiederholungen mit Segno und Coda

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Hallo zusammen,

ich habe eine ältere Handschrift als Notensatz auszusetzen. Der Setzer hat das Wiederholungsschema sehr eigenwillig notiert. Es folgt als Minimalbeispiel:
1658826570966.png

Ich bin mir ziemlich sicher was er damit meint, und zwar folgendes:
Teil A endet mit Coda-Zeichen und einer Anweisung mit Pfeil "FOLGE" in der ersten Zeile.

In der zweiten Zeile springt er mit er Taktzahl 7 ans Ende des Liedes. Er setzt Coda-Zeichen im Ersten Takt und beschreibt über Takt 8 mit "CODA" diesen Teil (also 7 und 8) als Ende und setzt in Ende Takt 8 und Dicken Taktstrich und "Fine".
Das heißt, diese Zeile wird zunächst übersprungen, weil er ja mit der Taktzahl springt.

Es folgt nun Teil B und eine Strophe Teil C.
Anschließend wieder Teil A, Ende wieder auslassen, Teil B und Teil C mit zweiter Strophe.

Schließlich Teil A mit Finale in Takt 7 und 8.

Die Melodie- und Textzusammenhänge lassen für mich auch nichts anderes zu.

Ich gehe davon aus, dass er verhindern wollte, dass der Chor kurz bevor das große Finale kommt, nochmal raschelt und blättert.

Meine Fragen
***************
Ist das wirklich so richtig notiert? Könnte man das ohne Kenntnis des Stückes aus der Anweisung unten mit Segno und Coda erschließen?
(Das Segno taucht übrigens nirgendwo auf - scheint er vergessen zu haben)

Ich finde die Idee garnicht so verkehrt, das Ende einfach nach vorne zu schieben und zu nächst auszulassen.

Hätte jemand eine Idee, wie man das richtig notiert?
 

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Hm, weniger verwirrend wäre doch die klare Anweisung:
  • A, B, C (mit Wiederholungszeichen)
  • Schluss (ab Takt 7)
Oder entgeht mir ein Vorteil, den es hat, wenn man "das Ende vor Augen hat" ?
 
In der Grafik im Text deines Postings startet Zeile 2 mit Takt Nr. 7. In der unter deinem Posting angehängten Grafik startet Zeile 2 mit Takt 9. Was ist richtig?

Bei der Übertragung von Handschriften muss man allerdings viele (am besten: alle) relevanten Indizien für den Ablauf berücksichtigen, d.h. ein Minimalbeispiel reicht nicht aus. Zur Klärung des Ablaufs sind auch Melodieverläufe, Texte, Harmoniefolgen, Anordnung der Systeme etc. nötig. Alleine aus den zwei verschiedenen Notengrafiken kann man keinen Ablauf eindeutig herausfinden - es wären viele Deutungen möglich, und um die eine Deutung als wahrscheinlicher als die andere zu bewerten, braucht man Fakten, die nur aus der originalen Vorlage hervorgehen.

Es kann z.B. sein, dass Zeile 2 als Coda eigentlich unter dem ganzen Stück unten drunter stehen sollte und aus irgendwelchen Gründen in Zeile 2 gelandet ist - das könnten die höheren Taktzahlen nahelegen. Ob das so ist, muss das Ergebnis einer inhaltlichen Analyse sein. Vermutlich folgt der Formablauf des Stückes auch einer musikalischen Tradition - dafür müsste man aber Epoche und Stil kennen: ein Binchois-Chanson des 14. Jahrhunderts würde anders aufgeschrieben als eine Lady-Gaga-Nummer. Auch die Bedeutung des Wortes "FOLGE--->" ist aus der Allgemeinen Musiklehre alleine heraus nicht klar, das kann alles mögliche heißen. Ich habe verschiedenste Ausführungen der Anweisung "Folge" bei Salonorchesternoten praktiziert.

Ganz wichtige Info, denn für Chornoten gibt es natürlich bestimmte Traditionen und Notationspraktiken, die aber je nach Zeit, Ort und Musiziertradition unterschiedlich sein können.

Ist das wirklich so richtig notiert? Könnte man das ohne Kenntnis des Stückes aus der Anweisung unten mit Segno und Coda erschließen?
Nein, das geht nur mit Blick in deine Vorlage. Dann aber vermutlich schon.
 
Hi Harald,

danke für die Antwort. Takt 7 ist richtig. Ich hatte nochmal neu hochladen müssen, weil ich versehentlich Takt 9 gesetzt hatte. Da ist irgendwas schiefgegangen.


Bei der Übertragung von Handschriften muss man allerdings viele (am besten: alle) relevanten Indizien für den Ablauf berücksichtigen, d.h. ein Minimalbeispiel reicht nicht aus. Zur Klärung des Ablaufs sind auch Melodieverläufe, Texte, Harmoniefolgen, Anordnung der Systeme etc. nötig. Alleine aus den zwei verschiedenen Notengrafiken kann man keinen Ablauf eindeutig herausfinden - es wären viele Deutungen möglich, und um die eine Deutung als wahrscheinlicher als die andere zu bewerten, braucht man Fakten, die nur aus der originalen Vorlage hervorgehen.

Da gebe ich Dir völlig recht. Ich kann leider wegen Urheberrechten nicht die ganze Handschrift hochladen.
Es handelt sich um das unsägliche Stück "Lieder die von Herzen kommen". Also ein Machwerk aus der bierseligen volkstümlichen Ecke von Gotthilf fischer, das Handschriftlich als Chorsatz arrangiert wurde und das ich als Auftrag setzen soll.

Wir befinden uns hier also im Bereich Pop im weitesten Sinne.

Es kann z.B. sein, dass Zeile 2 als Coda eigentlich unter dem ganzen Stück unten drunter stehen sollte und aus irgendwelchen Gründen in Zeile 2 gelandet ist - das könnten die höheren Taktzahlen nahelegen. Ob das so ist, muss das Ergebnis einer inhaltlichen Analyse sein.

Ich gehe stark davon aus, dass das so ist. Wie gesagt, vermute ich, dass die Coda nach vorne notiert wurde um ein Blättern kurz vorm Finale zu verhindern.

Vielleicht können wir mangels der Möglichkeit der Ansicht des Originals die Frage vereinfachen:

Ist es möglich, mit den im Pop üblichen Sprunganweisungen und -Zeichen ein alternatives Ende - also eine Coda - aus Gründen der Übersichtlichkeit nach vorne zu holen?
 
Ergänzung:
In der Laien-Chorszene existieren sehr viele unglaublich mangelhafte Chorsätze.
Von den ästhetischen Gründen mal abgesehen fallen mir besonders häufig die unverständlichen weil fehlerhaften Sprunganweisungen auf, die mich als Blattsänger (wenn ich mal aushelfe) in den Wahnsinn treiben.

Deshalb habe ich für mich den Anspruch, wenn ich mit Sprunganweisungen hantiere, diese auch den Konventionen entsprechend anzuwenden, so dass der Ablauf eindeutig und unmissverständlich ersichtlich ist.

Natürlich kann man mit zusätzlichen textuellen Bedienungsanleitungen à la "zwei mal Teil B und dann wieder von vorn ..." am Ende der Note Klarheit schaffen.
Ich denke sogar, dass dies niemals schadet, da Sprunganweisungen bei mehrseitigen Werken sowieso nicht immer auf den ersten Blick einleuchtend sind.

Ich würde es nur gerne einigermaßen nach den gängigen Konventionen gestalten.
 
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Am besten ausschreiben, keine wilden Sprünge.

Gerade für den Laienchor (da liegt auch mein notationeller Fokus).
 
Okay, wenn wir von diesem Song reden:



Den würde ich sinngemäß so notieren:
Lieder.jpg

Da führt man das Wiederholungszeichen aus und danach die D.S.al Fine-Anweisung. Oder hat deine Vorlage einen anderen Formablauf?
Und zu deiner Frage:
Ist es möglich, mit den im Pop üblichen Sprunganweisungen und -Zeichen ein alternatives Ende - also eine Coda - aus Gründen der Übersichtlichkeit nach vorne zu holen?
Grundsätzlich könnte eine Coda irgendwo im Notentext stehen - vorne, in der Mitte, am Ende. Bei Wiener Walzern gibt es auch durchaus Szenarien, wo 6 Walzer hintereinander gespielt werden und einige haben eine Coda - aber jeweils eine eigene. Da steht die Coda dann mitten im Notentext. Im Pop könnte eine Coda auch in der Mitte stehen, aber das würde nicht zur Übersichtlichkeit beitragen, finde ich.

Ich hatte lange Zeit mit ähnlichem Repertoire zu tun, weil ich als Pianist Seniorenchöre begleitet habe.
 
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