Moinsen,
nach vielen Jahren des Hörens und des soundlichen Aufgegeilt Werdens habe ich mir nach und nach einige Leckerchen gegönnt. U.a. die Teile aus der Überschrift. Und ich habe den Thread heute gelesen und dann auch irgendwo mittendrin die Frage nach dem Vergleich der 3 Amps gesehen.
Hier meine Meinung:
Schwarz gegen Blau gegen Silber
2204, von '85:
- War mein allererster "teurer" Röhrenamp. '87 mit Halbturm gekauft, G12T75.
- Hat mich natürlich stark geprägt, ich kann einfach kein Clean spielen...
- Sehr "erdiger" Mid-Gain Sound.
- Halt neben dem Plexi der größte Klassiker unter den Marshalls, denke ich (mit 100W)
- Superklasse für straighten Rocksound
- Wenig effektive Klangregelung.
- Auf den G12T75 ist schon soo viel Staub, die klingen schon relativ sahnig.
6100LE, von '92, #0664:
- Halber Turm mit Greenbacks:
- Clean kann und will ich nicht so bewerten, spiele ich ja fast nie. Ist aber voll in Ordnung. Viele finden ihn den besten Marshall Clean ever!
- Orange Channel auf Plexi: viel zu wenig Gain im Vergleich zu den HW Reissue und meinem eigenen '95er SLP RI. Freches Attack, aber muss man Master schlimm weit aufreissen. Für die Band ungeil, fürs fette Grinsen aber sehr geil.
Orange JCM800: Genial für diese Mid-Gain Geschichten --> siehe 2204. Hat nicht diese Brachialität der Einkanaler 2203 und 2204, finde ich aber gut. Und klingt weniger kratzig.
Orange JCM900 (der dritte Mode mit dem meisten Gain): Nicht mein Sound. Zu viel Gain, da kriege ich geilere Sounds im Roten Kanal (der 3.).
- Roter Kanal: Knallerkanal. Geht sowohl fü Lead/Soli supergeil. Aber geht mit dem Contour-Switch auch fantastisch für Metal-Chords. Ganz tiefer Bass wird irgendwie beschnitten und dafür gibt es weniger "flabberige" Sounds für Palm-Muted Metalparts. Mit der entsprechenden Kompression kann man hier elend lange rumnudeln.
Und dann noch mit dem "Low Volume Compensation Switch" gehe ich voll steil zuhause knapp über Zimmerlautstärke.
Wie Ihr unschwer erkennen könnt, ist mein Ranking der Kanäle Rot vor Orange vor Grün (oder wars gelb?).
Sehr sehr geiler Allrounder. Aber das haben andere ja auch schon bestätigt.
2555, von '87:
- Halber Turm in super Zustand. G12T75. Hat neue Svetlanas und neuen Send/Return Buchsen bekommen. Und jetzt klingt der Amp einfach phantastisch.
- Hat die dicksten Eier aus der Bande der drei. (Gemessene 180 kranke Watt Output) Aber auch die kratzigsten/haarigsten.
- Clean benutze ich nicht, sondern ziehe den Gain-Regler --> "Rhythm Clip". Hier gibt es den Sound "ähnlich" zu 2203 und 2204. Mit diesem typischen "Punch" von Marshall Mid-Gain Sounds. Dieser tolle Attack im Mid-Gain Sound. Das was einem ein Marshall so in die Fresse haut. Ohne aufdringliche Höhen. Ein für meinen Geschmack grandioser Marshall-Sound. Und das mit Zerr-Dioden im Signalweg!!!
- Lead Channel: Hat diesen etwas mehr raspeligen Zerr-Sound verglichen mit 2204, aber trotzdem sehr voll und nicht so spitz, wie Marshall das je nach Gerät manchmal ganz gut kann...
Lead Channel at nicht so den Attack wie "Rhythm Clip", sondern komprimiert mehr. Für mich perfekter High-Gain Crunch für verzerrte Chords.
Mein Gain war glaube ich 2-3 Uhr.
Master 10-11?
Lead Master je nach Lautstärke unterschied zwischen Mid- und High-Gain. Ich hatte glaube 1 Uhr eingestellt. Da kam dann ähnliche Lautstärke zwischen den Kanälen heraus.
High/Low Output schaltet von schärferer und knalligerer Pentode in den Endstufenröhren mit 100W auf weicheren Sound, weniger Schärfe und weniger Tief-Mitten-Eier. Ich bin meistens auf 100Watt.
- Nach den neuen Röhren bin ich ganz aktuell wieder sehr angefixt von dem Amp. Wollte den schon fast verkaufen, bin aber wieder ganz überzeugt von der Qualität.
- Unglaublich mächtige Klangregelung. Die effektivste Klangregelung aller von mir jemals gespielten Marshalls. Kann je nach Mittenposittion wie ein Telefon klingen!
Höhen und Pres bei mir zwischen 9 und 11 Uhr. Mitten je nach Sound, den ich erreichen möchte.Bass ca. 12.
Was bleibt hängen?
- Ich kann unmöglich ein Urteil/Ranking abgeben, dafür sind die Teile zu Unterschiedlich.
- Der 2204 ist halt mein erster toller Röhrenamp, kann nicht viel, aber das einfach klassisch. Und ist auch noch nix kaputt gegangen die letzten 21 Jahre, seit ich ihn habe (mein Gott!!!). Die Klangregelung ist ein Scherz. Es ist eher eine schwache Klang-Anpassung! Lediglich die Höhenregelung ist effektiv.
- Der 2555 wird momentan total gehypt wg Selten und wg Slash/Frusciante/etc.
Der sollte eher wg. seiner Sounds gehypt werden als wg. der paar Nasenbären, die ihn spielen. Und ausserdem haben diese grossen Namen IMMER noch einige andere Amps drumrum gebastelt. Aber ich mal nicht zu viel rumheucheln. Das steigert den Wert meines Arsenals.
Aber der Sound ist ja mal einfach geiler Rocksound mit noch mehr Gain als JCM800
Das Gain hat (wahrscheinlich durch die Zerrdioden) eine andere Textur/Struktur als 2204 und 6100LE. Es kann durchaus sein, daß einige von Euch Saitenzupfern mit dieser Zerre nicht gut klarkommen! Da liegt auf dem Sound halt immer noch so ein bischen Geraspel.
Ich stehe gerade aktuell am meisten auf diesen Amp, weil er kürzlich für viel Geld komplett überholt worden ist, und die Soundverbesserung auch ohne direkten A/B Vergleich nach einigen Wochen Wartezeit klasse und einiges beser als vorher war (und noch ist). Dicke Paula dran mit 5kg und ab geht die Post!
- Der 6100LE hat subjektiv den wohl höchsten Wert und die größte Flexibilität.
Aber irgendwie ist der Amp durch diese Perfektion und MIDI etc. als Eier-legende Wollmilchsau für mich auch irgendwie weniger sexy. Man muss sich ja gar nicht mehr anstrengen mit 6100LE. Mann muss seine Spielweise am allerwenigsten anpassen bei dem Amp. Irgendwie lebt man mehr nebeneinander, als sich wie im richtigen Leben mit dem Partner immer wieder abstimmen zu müssen und auch mal einen kompromiss in der Flexibilität eingehen zu müssen.
Mit 2204 und 2555 muss man glaube ich mehr miteinander arbeiten, das bleibt wahrscheinlich im nachhinein am meisten hängen.
Fazit:
Ich habe schon soo viele Boogies, Marshalls, Cornfords, VOX, Matamp, VHT, Diezel, Elmwood, etc besessen, die auch alle irgendwie sehr geil sind. Und ich selber brauche auch 2-3 Kanäle für die Band, was den Marshall-Einsatz bei mir nicht so fördert.
Wenn es aber nur um den reinen Mid-High Gain Rocksound geht, dann komme ich immer wieder auf einen guten alten Marshall zurück. GEILOMAT!
Danke Jim!
Ahoi
Jörg
