Na dann, fast 1 Jahr nach dem letzten Post nun meiner: Marathon Jazz-Baß Replay (Baujahr?).
Erworben wurde ganz frisch (über ebay, wo sonst) ein passiver Marathon-Baß aus der Replay-Serie (longscale). Das Teil ist zwar schon garantiert weit über 20 Jahre alt, aber offensichtlich wurde er nie oder zumindest nur gaaaanz wenig gespielt. Es war sogar noch die Folie auf der Fachabdeckung drauf und alles total sauber und ohne jeden Kratzer.
Das gute Stück hat mich knapp 85,- inklusive eines kleinen 10W-Coxx-Amp gekostet (inkl. Tasche und Tragegurt + Kabel in schlimmster Stagg-Ausführung
.
Mal abgesehen vom eher ungewöhnlichen, halbtransparenten, gelb-roten Sunburst-Lack, der wirklich gut verarbeitet und sehr gleichmäßig ist, macht das Teil keinen so guten Eindruck in Sachen Verarbeitung. Body und Hals passen sehr gut und sind auch solide verschraubt, Griffbrett, Bünde, Halsbiegung...alles paletti. Aber die PUs sind schief eingeschraubt (zwar rechtwinklig zur Saite aber halt verkantet und schief verschraubt), und die Potis sind wirklich allerbilligster Kram. Die Brücke sieht zwar an sich brauchbar aus, aber bei genauer Betrachtung riecht sie nach eiligst aufgespaxt
. Die Mechaniken sind leichtgängig und ganz ok, aber man sieht auch da, daß vor dem Verchromen wenig Putz- und Justierarbeit anfiel. Zumindest aber sieht ansonsten alles passig und vernünftig eingesetzt aus, und er funktioniert auch erwartungsgemäß.
Etwas mehr Sorgfalt und ein paar Cent teurere Schrauben hätten da schon eine Menge verbessert...
Na ja, für 85,- komplett kann halt nicht alles gut beisammen sein ;-) Ehrlich gesagt hatte ich Schlimmeres erwartet und war eher positiv überrascht.
Vom Klang her ist der Baß akzeptabel und die einfache Jazz-Baß-Schaltung macht die Bedienung einfach - 2x Volume, 1x Tone, alles stufenlos mischbar und das war's auch schon. Viel Variation ist nicht drin, aber zwischen knackig dumpf und kontrabassig satt läßt er sich gut einstellen.
Lästig ist ein wenig, daß die Erdung wohl nur zum Schein an der Brücke endet, eventuell ist auch nur das Kabel rottig geworden. Zumindest rauscht der Baß ganz leicht, solange man nicht alle Saiten erdet, und das billige Tone-Poti bringt ein weiteres Rauschen zutage, wenn man es mehr als 75% aufmacht. PUs sind wohl die originalen, aber fragt mich nicht, was für welche. Brückenseitig klingt es nach Humbucker, stegseitig eher nach single. Who knows...
Das Griffbrett ist ziemlich breit, aber das ist für einen Kontrabasser wie mich nicht unbedingt nachteilig.
Alles in allem ist es ein guter Übebaß mit einem gewissen 80er Charme, ohne Schnick und Schnack und brauchbar verarbeitet. So eine "Jungfrau" dürfte heute auch schon selten sein. Nun wird er wohl meinem Sohn die ersten "tiefgründigen" Gehversuche ermöglichen ;-)
Gruß
Roman
PS: Im Direktvergleich mit einem, versehentlich auch gekauften, aktiven Washburn MB-4 klingt er natürlich um Welten matter und weniger charaktervoll. Ich will gar nicht wissen, wie das im Vergleich zu aktuellen Warwicks oder Ibanez' aussieht ;-/ Aber 'n Baß ist's allemal.