Das alles ändert aber immer noch nichts daran, dass sich Linux für niedrige Latenzen besser eignet.
Die Notwendigkeit ergibt sich schlicht nicht. 4ms reichen vollkommen aus und sind im produktiven Betrieb nich merklich. Wo war jetzt _diesbezüglich_ der Vorteil von Linux gegenüber Windows?
Hier will ich den Unterschied zwischen OS als ganzes, und dem was du gerade meinst (GUI) trennen. Linux hat keinen Einfluss auf deine verwendete GUI.
Da du Ubuntu Studio verwendest und ich dieses noch nicht getestet habe, weiss ich nicht um die Problematik der Menüstrukturen. Aber es gibt sicherlich genug ausgereifte Distributionen, die sich für produktiven Einsatz bewahren, damit es nicht schon am ändern der Bildschirmauflösung scheitert.
Das Problem ist nicht die Menüstruktur von $Distribution, sondern die von Ardour. Das sieht so aus, als hätte man eine Kiste Funktionen irgendwo hingekippt und "Menü" drangeschrieben. Quasi eine Art Wühltisch der Funktionen.
Ich bemängele auch seit Jahren z.B. an MS Word, dass sich "Inhalte Einfügen" unter "Bearbeiten" und nicht unter "Einfügen" befindet. Leider hat man das bei OpenOffice so übernommen - logisch ist anders. Und genau das habe ich an Ardour zu bemängeln.
Wenn ich je Funktion 3 Minuten suchen muß, geht die Produktivität irgendwann gegen Null.
Schlussendlich kennst du Cubase, weil du ständig damit arbeitest, und dich irgendwo auch damit "von Grund auf" beschäftigt hast.
Dabei ist es egal, ob man nun von Cubase, Logic oder ProTools kommt - allen gemein ist eine sinnvolle Menüstruktur und ein funktionierendes GUI. Bei Ardour ist das noch nicht der Fall.
Eben. Aber wenn man es einmal beherrscht, erkennt man sehr schnell die Vorteile die man dadurch hat. Genauso verhält es sich bei Linux ähnlich.
Im Gegensatz zu z.B. Ardour haben sich die meisten Hersteller von Mischpulten irgendwann mal mehr oder weniger auf eine Art kleinsten gemeinsamen Nenner eingelassen, so dass z.B. analoge Pulte idR. über sehr ähnliche Oberflächen verfügen (gut, Mackie fällt da negativ auf, auch Yamaha braut teilweise ein eigenes Süppchen).
Auch beim 01V gibt es Funktionen, die eigentlich im falschen Menü gelandet sind und man sie deshalb erst suchen muß. Die _grundlegende_ Funktionalität ist aber sehr nah an analogen Pulten (abgesehen davon, dass man eben durch die verschiedenen Layer bzw. Fader-Modes schalten muß) und ermöglicht somit einen Umstieg innerhalb weniger Minuten.
Es gibt halt gewisse Standards, an die man sich mit der Zeit gewöhnt hat und die man schlicht so erwartet. Wechsel mal nach ein paar Wochen auf einem "normalen" Pult zu einem älteren Mackie: Da drehst Du blind am Aux, obwohl Du an den EQ willst.
Damit hat sich Mackie in den Fuß geschossen und so ähnlich sieht das für mich bei Ardour aus.
Würde man Ardour vernünftig strukturierte Menüs verpassen, wäre der Umstieg von anderen Sequencern deutlich fluffiger. So, wie es aktuell aussieht, schreckt es schlicht ab, selbst wenn es nichts kostet.
Das tut auch garnichts zur Sache. Zieh bitte einen besseren Vergleich.
Um Produktiv zu arbeiten
MUSS man sich mit der Materie beschäftigt haben. Egal auf welchem OS man schlussendlich arbeitet.
Sorry, das scheint im Open Source Lager recht verbreitet zu sein, ist aber nur eine schlechte Entschuldigung für die Unfähigkeit, nutzerfreundliche Software zu entwickeln.
Ich erwähnte es bereits: Meine Anerkennung gebührt allen, die in ihrer Freizeit daran arbeiten, Software kostenlos für eine breite Masse zu entwicklen und zur Verfügung zu stellen.
Über all die Funktionen, eventuell bessere Performance und den Umstand, dass es überhaupt funktioniert, sollte man aber nicht vergessen, dass damit evtl. auch noch jemand arbeiten möchte, der ein einfach zu nutzendes User Interface erwartet.
Die oft erwähnte bessere Performance von Linux als OS und dafür angebotener Software wird leider oft dadurch ausgebremst, dass der Nutzer Funktionen suchen muß, die sich irgendwo verstecken. Bei der von mir testweise eingesetzten Ardour-Version waren die einzelnen Untermenüpunkte nichtmal alphabetisch sortiert!
Ich kann auch keine professionellen Aufnahmen machen, wenn ich die mitgelieferte Software nicht kenne, oder mir sie zumindest nicht von einem Fachmann erklären lassen habe. Gleiches gilt für Linux, wobei hier die Problematik etwas höher liegt, da es vergleichbar nur wenig umfassende "All-In-One"-Lösungen gibt. Ich bin auch kein Linux-Jünger, aber ich kenne das Potential.
Das Potenzial sehe ich auch, sonst hätte ich es nicht auf den Versuch ankommen lassen.
Ich weiß auch nicht, warum die Linux-Gemeinde jede (berechtigte) Kritik als persönlichen Angriff wertet, statt mal zu lesen was (professionelle) Endanwender zu sagen haben und genau daran zu arbeiten.
Für meine Belange muß jedes Gerät (und so auch jede Software) im höchsten Maße selbsterklärend sein, solange ich zumindest rudimentäre Kenntnisse der Materie mitbringe.
An einem Kompressor erwarte ich, dass Threshold und Ratio entsprechend beschriftet sind und diese Knöpfe eben genau das machen. An einem Hallgerät soll Decay die Ausklingzeit einstellen und nicht die Temperatur des Kaffees, den die Kiste (im Fall von Linux) auch noch kochen kann.
Es ist ja schön, _dass_ Linux nicht nur Kaffee, sondern auch Latte Macchiato kochen _könnte_ - bringt mir aber nichts, wenn ich mit meinem Siebträger schneller bin, weil dessen Bedienung nicht nur gewohnt, sondern auch noch selbtserklärend ist.
Dass ich den Zucker dabei selbst ins Glas schmeißen und nicht nur die Maschine, sondern auch die Bohnen bezahlen muß, mag für viele ein Nachteil sein, stört mich aber nicht weiter, weil ich damit produktiv bin und meine Brötchen damit verdiene.