Fehler gibt es nicht, nur Wege !
Das finde ich einen guten Leitsatz. Wenn man ihn nicht für absolut wahr hält. Es gibt Wege, die ungünstiger sind, oder sogar Sackgassen. Und es gibt schon einen Konsens darüber, was "richtig" ist, was nicht heißt, dass man den Konsens nicht brechen darf. Aber zum Beispiel die ganze Spieltechnik am Instrument, da gibt es einfach Sachen, die ungünstig sind. Ebenso beim Sound. Wenn beim Bassisten die Töne alle irgendwo mitschwingen, der Gitarrist mit Fullstack ein Bass-Schieber ist und alle zusammen so ein lausiges Timing haben wie der Drummer, der Metronome für den Teufel hält, dann kommt eben für die allermeisten Musikrichtungen nichts raus, das Twäng macht.
Man kann nun sagen: Ja gut, dann machen wir was ohne Twäng, etwas gänzlich unvorbelastetes, eigenes. Willkommen im alten Krautrock, diese Idee ist nicht neu. Damals wurde auch nicht geübt, weil das die Kreativität verdirbt, so glaubten einige. Ja, man darf das machen. Die Ergebnisse waren zwischen furchtbar und ziemlich genial. Vielleicht gibt es heute auch nicht mehr die Dope-Sorten, die zu dieser Musik kompatibel sind.
Wenn man aber erst Mal nicht so recht den Plan hat, fängt man doch meist damit an, das nachspielen zu wollen, was man beim Hören gut findet. Und damit gibt es Standards und damit auch Fehler.
Ich selbst spiele immer wieder freie Musik in Sessions und in diesem Genre habe ich mir die Wörter "richtig" und "falsch" abgewöhnt und ersetzt durch "passend" und "weniger passend" – in Bezug auf das Gesamtgefüge, das sich da auf der Bühne dann aufbaut. (Oder auch nicht aufbaut, wenn das Experiment scheitert.)
Wenn man nun also Fehler macht und das Konzept von Fehlern beibehält, dann sollte man sich aber nicht darin verlieren. Das kenne ich von Menschen, die aus der Klassik kommen. Da gibt es welche, die richtig fies Angst vor Fehlern haben. Das lähmt, das ist nicht gut für die Seele. (Aber naheliegend in einer Leistungsgesellschaft, sie braucht es ja auch, dass jemand eben nicht gut ist, so wie er ist, sonst reißt er sich den Arsch nicht mehr auf.)