Glaube ich nicht. Sie erliegen nur ihrer eigenen Naivität, weil sie lieber einfachen Dingen glauben schenken, als die kompliziertere Gesamtheit zu betrachten.
Welche Musiker machten denn die Les Paul berühmt? Primär Les Paul selber, in den 50ern waren die Teile trotzdem Ladenhüter, die Produktionszahlen sind der Beleg dafür. Damals soll es auch nicht wenige gegeben haben, die solche Gibsons abgelehnt haben, weil die Goldtops auch damals schon zu Grünspan neigten. Verkauft wurden vor allem die günstigen Einsteigermodelle: Juniors, Specials. Die Les Pauls klangen so toll, dass Gibson sie anfang der 60er aus dem Programm schmiss und die SG auf den Markt brachte, weil sie niemand haben wollte.
All das änderte sich bekanntermaßen in den 60er Jahren durch mehrere britische Gitarristen, die an gebrauchte Les Pauls herankamen,die z.T. aus den USA mitgebracht wurden. Das waren aber auch nicht viele, es wurde genommen was da war, nicht was besonders gut klang. Selbst ein Rory Gallagher hat einfach die nächstbeste Strat genommen, die er bekommen und bezahlen konnte. Wodurch zeichneten sich all diese Leute aus? Sie konnten gut spielen!
Der Rest ist reine Handelsgeschichte. Gibson bediente die steigende Nachfrage und legte ab '67-'68 die Les Paul neu auf. Schon 1969 an Norlin verkauft, sank durch die gestiegenen Profitabsichten die Qualität- im selben Maß stieg der Mythos um die 50er Les Pauls, weil die Qualitativ besser produziert waren, aber auch, weil deren Besitzer mit diesem Argument nun kräftig Profite machen konnten. Norlin lieferte aber auch Jahre lang handfeste Gründe dafür- was dann auch die Japaner ausnutzten.
Der Klang? War nie besonders ausschlaggebend, bis die Preise für originale 50er Les Pauls, insbesondere Bursts, durch die Decke gingen. Dann klang eine Les Paul plötzlich magisch, musste sie einfach, schließlich gibt's davon nur 1500 Stück (auf dem Markt sollen 2000 sein). Inzwischen sind das Statussymbole für Gitarristen, die trotz ihrer Villen noch zu viele Millionen auf ihrem Konto haben und für gutbetuchte Sammler und Spekulanten.
Was bleibt zu raten? Der Amp sollte genauso wie das drumherum stimmen um einen ordentlichen Klang zu bekommen. Bei der Gitarre selbst sollte vorrangig die Verarbeitung stimmen (gute Bundabrichtung, passend gefeilte Brückenreiter- und Sattelkerben, keine richtig billigen PUs, richtige Einstellung!), kleine optische Makel sind für den Klang egal. Wer Gibson auf dem Headstock für den Kopf braucht, sollte auch darauf nicht verzichten, ob man dafür 4000€ auf den Tisch legen will oder kann, ist eine andere Frage. Ich würd's nicht einsehen, eine nagelneue Gibson hört bei mir bei 2500€ auf und das auch nur mit Zahnschmerzen. Alles andere ist für Sammler und Leute die damit ihren Lebensunterhalt verdienen.
Bezüglich des Klanges bleibt nur zu sagen, dass gewiss 90% davon aus den Fingern des Gitarristen kommen. Da es Stromgitarren sind, lassen sich die restlichen 10% zu bestimmt 9% noch deutlich durch elektrische Spielereien verbiegen. Das kennt jeder von uns: Amp übersteuert, Zerre zu sehr aufgedreht = Matsch, Amp passend eingestellt, dezent ein Overdrivetreter dazu = Klang wird knochentrocken, holzig, den Strat-Plastikklang gibt's nur durch out of phase, der passt nicht zu Paulas