Also aus eigener Erfahrung muss ich denen recht geben, die das Proben mit dem Mikrofon an erste Stelle stellen.
Ich kann aber auch sehr gut nachvollziehen, das so mancher FoHler mit einer Liste die die Pegel in den Liedern beschreibt überfordert ist. Das hat meistens was mit dem Stress zu tun der Live vorhanden ist. Es geschehen so viele unvorhergesehene Dinge da ist es schwer sich noch auf so eine Liste zu konzentrieren.
Einen eigenen Toni wäre eine elegante Lösung, aber auch der will eingearbeitet sein. Damit wird der Lernprozess nur an einen dritten outgesourct. Aber es wäre ein Weg der recht zuverlässig funktioniert und noch viele positive weiter Aspekte hat.
Hier mal eine Anekdote, wie sie ich erlebt habe.
Unser Sänger/Bassist ist eine echte Rampensau (was sehr gut ist), doch dafür hat er technisch keinen Einblick. Hinzu kommt noch, das er Probleme hat sich die Texte zu merken. Da steckt keine Faulheit dahinter sondern viel mehr eine Art Lampenfieber gepaart mit Legasthenie ! Also hab ich ein Tablett genommen, den "Setlist Helper" drauf geklatscht und alle Lieder von uns eingepflegt. Ist unendlich viel besser wie ein Notenständer mit Blattwerken.
Doch das nächste Problem folgt sofort. Die Texte passten nicht auf eine Seite und müssen runter gescrollt werden. Da er aber nicht nur singt sondern auch Bass spielt war das kaum möglich. Also hab ich die Pausenfunktion mit Timer bei den Texten eingebaut (Das kann die App), so das der Text entsprechend dem Lied langsam nach unten scrollt, bei Solos pausiert (mit Timer) und man immer die richtigen Verse zur richtigen Zeit auf dem Tablet sah. Dazu musste man nur unmittelbar bevor das Lied beginnt auf einen Button auf dem Tablett drücken. Das hat in der Praxis nicht funktioniert.
Also bin ich die nächste technische Lösung angegangen und habe ein Bluetooth Pedal gekauft mit dem man umblättern konnte. Doch warum auf ein Pedal treten, wenn man vorher nicht den Button auf dem Tablet gedrückt hat? Hat also auch nicht funktioniert.
Jetzt bleibt mir technisch nur noch das wir mit Klick spielen und ich das Tablett Midi gesteuert bediene. Doch das ist mir zu viel. Außerdem wollen wir (noch) keinen Klick.
Das verdeutlicht gut, wie das mit technischen Lösungen laufen kann. Technik scheint auf den ersten Blick eine gute Möglichkeit zu sein verschiedene Probleme in den Griff zu bekommen, doch damit schafft man sich immer auch neue. Die erkennt man leider erst dann, wenn es zu spät ist.
Ich hab dieses Problem auch hier diskutiert, und fast alle haben gesagt, das der Sänger die Texte lernen soll, was der Kern des Problems war. Genau dieses Problem wollte ich technisch umschiffen mit oben beschriebenen mäßigem Erfolg.
Mittlerweile haben wir ein funktionierendes System das ganz anders ist wie es ursprünglich geplant war. Wenn unser Sänger wieder loslegt und ins Publikum rennt, übernehme ich den Gesang. Das Tablett braucht er nur noch selten, und wenn er es bedient, dann fehlen halt 2-4 Anschläge auf dem Bass. Bei unserer Musik (Punkrock) ist das auch verschmerzbar.
Fazit:
Auch wenn du eine technische Lösung anwendest, wird sich das zusätzliche lernen nur verlagern. Arbeiten aber eure Vokalistinnen an ihrer Mikrofontechnik, ist es ersten günstiger und zweitens werden alle Sängerinnen ihr leben lang von dem gelernten profitieren.
Wenn ich etwas nicht auf der Gitarre spielen kann, übe ich und werde Live dafür keinen Sampler einsetzen.