Hi!
Ich fang nochmal an:
Haltung des Instruments: Wichtig ist, daß der Sattel in Spielposition - und nicht wenn der Baß senkrecht steht - in Augenhöhe ist. Ich selbst stehe gerade, der Baß ist aber relativ stark nach hinten und seitlich zu mir geneigt. Mein Körpergewicht ruht tatsächlich etwas mehr auf dem rechten Bein. Die Beine dürfen dabei nicht durchgestreckt sein, sondern man sollte ganz leicht in die Kniee gehen, aber alles ganz locker. Ludwig Streicher (der Typ auf dem Foto) hat seine Schule ja "Mein Musizieren auf dem Kontrabaß" genannt. Nun, es ist tatsächlich s e i n Musizieren auf dem Kontrabaß, vieles daraus ist sehr individuell und für andere Bassisten nicht sinnvoll: Das Anwinkeln des linken Fußes etwa, oder daß er mit der linken Hand seinen sehr kurzen (!) Daumen gegenüber dem Zeigefinger platziert, gegenüber dem Mittelfinger ist richtig. Die Bogenhand kann bei meiner Haltung tatsächlich an den rechten Oberschenkel stoßen beim Streichen der tiefsten Saite, besonders beim 5-Saiter, dann muß der Baß etwas nach links gedreht werden. Deshalb sind Y-förmige Stachel, wie sie beim EUB ein Drehen des Basses um die Längsachse verhindern sollen, beim Kontrabaß absoluter Unsinn.
Haltung des Bogens: Unten, also auf dem Schieber (das lange Perlmuttblättchen), liegt nur der Kleinfinger, der Ringfinger liegt entweder in der Rundung des Froschs (wie bei Ludwig Streicher) oder parallel zum Mittelfinger auch an der Stange. Hier gibt es aber noch zahlreiche Varianten mit kleinen, aber feinen Unterschieden. Ganz wichtig ist, daß das Handgelenk nicht abgewinkelt und nach außen gestreckt wird. Und wieder alles ganz locker, soviel Kraft wie nötig, so wenig wie möglich.
Bogenführung: Je nachdem, wie nahe man am Steg spielt, wird der Klang härter, obertonreicher, kreischt aber auch eher. Gut für solistisches Spiel. Allgemein gilt die Regel: Die Entfernung des Bogens zum Steg soll 1/5 der gegriffenen Saitenlänge entsprechen. Beim Spiel in der 1/2 und 1. Lage also durchaus über dem Griffbrettende streichen, wenn's tonhöhenmäßig höher geht, näher am Steg streichen.
Greifhand: "Die Finger werden krallenartig gebogen." Klingt für mich nach Anstrengung und Verkrampfung. Handhaltung so natürlich und entspannt wie möglich, fast so wie wenn der Arm einfach herunterhängt. Der Zeigefinger wird dabei aber nicht mit der Fingerspitze sondern mehr mit dem ganzen ersten Glied aufgesetzt, also nicht wie bei der Gitarre. Die Handinnenfläche sollte niemals die Halskante berühren.
So. Noch ein paar Zusatzangaben: Beim Fingersatz 1-2-4 wird der Ringfinger (3) natürlich immer gleichzeitig mit dem Kleinfinger aufgesetzt und übt auch einen gewissen Druck auf die Saite aus. Den Vorschlag gleichzeitig mit mehreren Schulen zu arbeiten, halte ich für kontraproduktiv: Da gibt einerseits Simandl/Streicher, andererseits Vance/Rabbath und dann womöglich noch eine Schule für 4-Fingersatz - wer soll als Anfänger da noch durchblicken! Deutsche und französische Bogenhaltung u.s.w. Deshalb: Erst mal konsequent eine Schule mit Lehrer durcharbeiten, aber nicht die von Ludwig Streicher: Die ist zwar die beste, aber für Anfänger völlig ungeeignet. Klingt widersprüchlich, aber ab Band 2 - im ersten wird nur die 1/2 Lage behandelt - sind die Übungen gleich so heftig, z.B. rhythmisch, daß sie nur für schon wirklich gute Musiker auf einem anderen Instrument geeignet ist. Streicher hat sich selbst dahingehend geäußert.
So wie es nicht "den" Kontrabaß (Form, Größe, Saitenzahl) gibt, gibt es auch nicht "die" Spieltechnik für das Instrument. Und das ist auch gut so! Aber ein paar Grundregeln, um die Spielmöglichkeiten nicht zu limitieren. Denn letztlich geht es nicht um Technik, sondern um Musik.
Grüße
Thomas